Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

habe ich zum Theil den befreundeten Sultanen ge- 
schenkt, um deren reduzirten Viehbestand aufzubessern, 
zum größten Theil (65 Stück) nach Udjidji gebracht. 
Als das Dorf Kianamsangos, das auf dem hohen 
Kagungaberge lag, abgebrannt wurde, zeigten uns 
Feuersäulen im Osten an, daß die Krieger des rich- 
tigen Mucsi von ihren hohen Bergen herab kamen, 
um auch gegen Kianamsango zu kämpfen. Ich hoffe 
durch diesen kleinen unblutigen, aber wegen der hohen 
Berge sehr anstrengenden Kriegszug die Ordnung in 
dem wunderschönen, stark bevölkerten, reich bewässerten 
und gut angebauten Urundi wieder hergestellt zu 
haben. Die von Kianamsango vertriebenen Sultane 
oder deren Nachfolger habe ich wieder in ihre 
Landschaften eingesetzt. In ihrer Dankbarkeit für 
die Befreiung von dem gefürchteten Kianamsango 
brachten die Warundi ungeheuer viel Lebensmittel an. 
Von Kafagga bin ich drei Tage lang den Lussis, 
der ein sehr bedeutender, mit Mtumbis weit auf- 
wärts befahrbarer Fluß ist, aufwärts marschirt. 
Der Lussisi hat recht bedeutende und viele Zuflüsse 
aus den Urundibergen; ich glaube, daß er dem 
Tanganyika mindestens ebenso viel Wasser zuführt, 
wenn nicht mehr, wie der Malagarassi. Das 
Lussisithal ist eine kolossale, fast baum= und strauch- 
lose Ebene, die man meilenweit übersieht und die 
sich ganz allmählich nach Norden zu erhebt. Nörd- 
lich von der Landschaft Kafagga, durch den Mpanda- 
fluß getrennt, liegt die Landschaft Uringa und nördlich 
von dieser die Landschaft Uramata, wo jetzt wieder 
Kiogoma regiert. Bis nach Uramata hin erstrecken 
sich die Ansläufer der Urundiberge, die nach Norden 
zu immer höher werden. Weiter nördlich schließen 
sich dann an die Landschaften Uvinku, Uha#ra und 
Uganda, letztere dem Sultan Kakale gehörig. Diese 
ganze Gegend ist sehr reich au Elefanten. In 
Uganda erreichte ich den nördlichsten Punkt dieser 
Reise; von da südöstlich und südlich durch die 
Gebirgslandschaften (Uganza und Muramba) mar- 
schirend kam ich am 8. Juli in dem Flußthal des 
Njawuriga auf die Baumannsche Route. Am 
anderen Tage verließ ich dieselbe kurze Zeit, um den 
Kagungaberg zu erklettern, und kam dann wieder 
auf dessen Route in Russavias Land Usumbura, wo 
jetzt der Sohn Russavias Mbakkanie herrscht. 
Der von mir bereiste Theil von Urundi ist 
wundervoll. Die Thäler sind von einer großartigen 
Fruchtbarkeit; die Berge selbst sind bis an ihre 
Gipfel mit Bananen 2c. bepflanzt. In den Bananen= 
hainen liegen zerstreut die runden Hütten der 
Warundi. Der gute Boden mit der reichlichen Be- 
wässerung läßt, glaube ich, jede Kultur zu. 
Im Ganzen erinnerte mich dieser Theil von 
Urundi mit seiner sehr zahlreichen harmlosen Be- 
völlerung, seiner Fruchtbarkeit und seinen Bananen= 
wäldern sehr an das Kondeland am Nordende des 
Nyassa. Die Warundi sind meist schöne, schlanke 
Gestalten; jeder Mann ist bewaffnet mit einem 
  
773 
langen Speer und einem langen, dolchartigen Messer, 
das in einer mit Messing= und Eisendraht sehr 
künstlich beflochtenen Holzscheide steckt und an einer 
Strippe über einer Schulter getragen wird. Man 
sieht nur Rindenstoffe als Bekleidung. Die regie- 
rende und besitzende Klasse sind die Watussi, die 
mit ihren feinen, schmalen Gesichtern sofort auffallen 
und an Somali erinnern. 
Von Kiogomas Dorf (Landschaft Usige) bin ich 
dann in zehn äußerst beschwerlichen und anstren- 
genden Märschen am See entlang, um dessen Ufer 
aufzunehmen, nach Udjidji zurückmarschirt, überall 
von den Warundi und Wadjidji reichlich mit Lebens- 
mitteln versehen. 
Ueberall passirte ich große Oelpalmenanpflan- 
zungen; die Oelpalme gedeiht vorzüglich und ver- 
breitet sich sehr. 
vom Kilimandjaro. 
Nach einem Telegramm aus Dar-es-Saläm hat 
die von dem Stationschef am Kilimandjaro, Kom- 
pagnieführer Johannes, aus Anlaß der kürzlichen 
Ermordung von zwei deutschen Missionaren unter- 
nommene Strafexpedition vollen Erfolg gehabt. Die 
an dem Ueberfall betheiligten Landschaften Meru und 
Groß-Arusha sind gezüchtigt und vollkommen unter- 
worfen worden. 
Ueber einen Sug nach der Landschaft Ubehe und die 
Begründung einer Station in Kuirenga 
ist vom Kompagnieführer Prinre folgender Bericht 
eingegangen: 
Lager, zwei Stunden östlich Iringa, 
den 20. September 1896. 
Dem Kaiserlichen Gouvernement melde ich ge- 
horsamst, daß ich in drei Etappen, je sieben, zwölf 
und zwanzig Stunden von Perondo (letztere noch 
acht Stunden südlich Iringas), unter jedesmaligem 
Bau eines befestigten Magazins — 1200 Lasten 
mit acht Europäern, 170 Soldaten, 800 Trägern 
und Boys, zwei Maxims, ein Berggeschütz bis zum 
20. August nach Iringa vorgeschoben habe. 
Von vornherein ließ der Qugwas), der alle 
meine Boten unter Todesdrohungen zurückgejagt hatte, 
uns durch bewaffnete Wachen. beobachten und 
zwang mich dadurch, in größter Kampfbereitschaft zu 
marschiren: Soldaten geschlossen vorn, im Abstande 
dahinter im großen Klumpen die Träger und sonstige 
Nichtkombattanten. 
Unterwegs und in Iringa absoluter Kriegs- 
zustand: kriegstanzende, uns verhöhnende Wachen, 
Posten, die in iblicher Weise vor uns zurückfielen; 
*) Oberhäuptling der Wahehestämme.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.