Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Weiber, Nichtkrieger in den Bergen versteckt; sämmt- 
liche Krieger im Kriegslager südwestlich Iringas 
um Quawa konzentrirt. 
Eine halbe Stunde vor Iringa zogen sich die 
Patronillen, als ich Schauri anzuknüpfen versuchte, 
johlend in die Stadt zurück; hinter den Mauer- 
trümmern und Büschen westlich derselben lanerlen 
bewaffnete Abtheilungen. 
Trotzdem hielt ich die Truppe zurück, mußte 
jedoch, um Schauri zu ermöglichen, selber unbewaffuct 
und allein an die Krieger herangehen, an dieser 
Stelle theilweise „Gesandte“, die vor Kurzem noch 
in Dar-es-Saläm und Kilossa gewesen. 
Ich habe alles Friedliche versucht. Zehntägige 
Schauris blieben erfolglos. Der Quawa schickte eine 
Menge aufgeputzte Wassagira, durch die er Zeug 
und Gewehrc „erbitten“, mir den baldigen Abmarsch 
aus Uhehe anheimstellen und seine Erlaubniß zur 
Stationsanlage unweit Marore (eine Dornenwüste) 
übermitteln ließ. 
Auf die von mir zur Beseitigung seines angeb- 
lichen Mißtrauens vorgeschlagene Blutsfreundschaft 
verzichtete er; sein Vater habe auch nicht mit Euro- 
päern verkehrt. 
Meine Erlaubniß, für seine Person fern zu 
bleiben und zum Verkehr mit mir, bis er sich von 
europäischer Loyalität überzeugt, sich vermittelnder 
Wassagira zu bedienen, nahm er scheinbar an. Ich 
ließ eine für Station günstige Stelle zwei bis drei 
Stunden östlich Iringas erkunden und schaffte die 
vielen Lasten dahin. Während er aber die Rückkehr 
der Leute bis zum 31. versprach, schaffte er Weiber 
und Vieh derselben, theilweise mit Gewalt, nach 
dem 35 Stunden entfernten Ubenalande und schickte 
mir erst dann, wie zum Hohne, Kilossaboten zu, 
die jene Station am 3. August mit der Post des 
Kaiserlichen Gouvernements über Iringa an den 
Lieutenant Graf Fugger gesandt und die er seit 
dem 8. August festgenommen hatte. Ich erwähne 
noch, daß die vom Araberwali Kondoas seinerzeit 
gehißte Flagge an einem krummen Holze weit von 
der Residenztembe in kothigem Gebüsch wehte, wäh- 
rend auf dem eigentlichen hohen Flaggenhügel, den 
der Quawa vor seiner Tembe hat aufwerfen lassen, 
ein Geschützsattel der Zelewskiexpedition prangte. 
Als mittags des 31. Ueberläufer, deren Weiber 
gebunden fortgeschleppt worden waren und die selber 
wegen Verdachts der Friedensliebe hatten getödtet 
werden sollen, zu mir flüchteten, marschirte ich augen- 
blicklich mit fünf Europäern, 113 Mann, zwei 
Maxims ab, sprengte gleich vier Stunden westlich 
Iringas ein gut ausgebautes Lager von mindestens 
6000 Mann (der äußere Doppelhüttenring hatte 
allein 1600 Schritt Umfang), jagte sie in die wil- 
deste Flucht, schloß sofort energische Verfolgung der 
Hauptspuren an, lagerte am 1. September in der 
Haupttembe Mpangires, Bruders des Quawa, passirte 
am 2. September in Mbueni zwei weitere Lager für 
je 700 bis 1000 Mann, Ubenakontingent, war am 
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Vormittag des 3. September in Kidunda, riesige 
Haupttembe (etwa 3 km Umfang) des Quawa in 
Ubena fast 40 Stunden südwestlich Iringas, schickte 
hier die Truppe in verschiedenen Abtheilungen los 
und hatte bis zum Abend des 4. September über 
2000 Stück Vieh aufgespürt und erbentet. 
Hierbei ist es zu einseitig blutigen Zusammen- 
stößen zwischen Wahehe und Truppe gekommen; die 
Schnelligkeit unserer Märsche, die völlig über- 
raschenden Angrisse jagten dem numerisch kolossal 
überlegenen Feind panischen Schrecken ein. 
Damit war, obgleich ich es damals nicht wissen 
konnte, die Angelegenheit in der Hauptsache erledigt. 
Schon von Perondo aus hatte ich Station Langen- 
burg mitgetheilt, daß Gerüchte gingen, der Quawa 
wolle, wenn er hier nicht reüssire, im Süden Ubenas 
ausbrechen und sich mit Mharule (Magwangwara) 
vereinigen, mit welchem er seit Jahr und Tag 
Gesandtschaften und Geschenke (Elfenbein, Vieh) aus- 
getauscht hat. 
Noch am 24. August, also während meiner 
Iringaverhandlungen, sind zwei Wassagira mit 
Elfenbein über Mbyeras zu Mharule abgegangen, 
um Unterstützung gegen uns in Ubena zu erbitten 
und mitzutheilen, daß, wenn der Kampf ungünstig 
ausfiele, Quawa mit Kind und Kegel des reinen 
Wahehestammes zu ihm auswandern würde. 
Ich hatte am 6. August auf zwei verschiedenen 
Wegen Botschaft an Langenburg geschickt, mit der 
Bitte, einen Europäer, dreißig Hinterlader an der 
Durchbruchsstelle zu posliren, wohin ich gleichzeitig 
Kiwanga mit fünf Soldaten und einigen Hundert 
seiner und Jagamangas Leute als Wache entsandte. 
Desgleichen bat ich, die Küste des Nyassa zu über- 
wachen, da die Wangoni des Tutu auf englischer 
Seite mitbetheiligt sein sollten; ebenso bei Mharule 
durch Raschid bin Massand, an den ich gleichfalls 
Warnung für ersteren richtete, Schritte zu thun. 
Da ich von Langenburg nichts hörte, wiederholte 
ich am 6. September von Ubena aus jene Bitte in 
Form einer Requisition und schickte Antrag nach 
Kilimatinde um 1 bis 2 Europäer, 60 Mann, 
1 Maxim. Ich selber sandte gleich Lieutenant Graf 
Fugger mit 1 Unteroffizier, 38 Mann, 1 Maxim 
in die Durchbruchsgegend. Mit dem Rest der 
Truppe trieb ich das Vieh unter großen Schwierig- 
keiten bis Mbueni, 20 Stunden westlich Iringa, 
wohin ich den Feldwebel Spiegel mit 30 noch 
marschfähigen Soldaten aus Iringa kommen ließ. 
Während ich am 15. Lieutenant v. Stocki mit 
Arzt Dr. Stierling und 52 Mann ebenfsalls in 
die Durchbruchsgegend sandte, trieb ich mit Feld- 
webel Spiegel, Unteroffizier Hammermeister, 
1 Magxim und dem Rest der Mannschaft das Vieh, 
zu dem noch einige Hundert hinzugekommen, eiligst 
nach Iringa, um die Verhältnisse daselbst zu erfahren. 
Am 17. erhielt ich über Perondo, Iringa Mit- 
theilung Langenburgs, daß meinen Bitten Folge 
geleistet sei: Wache am Ameliabai Feldwebel Hägele 
 
	        
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