Wasser, zunächst den besten Boden aussuchen, das
heißt das Gebiet des Kamerungebirges. Dieser
Boden ist aber überall mehr oder weniger steinig,
so daß eine Bearbeitung desselben mit dem Pfluge,
wie sie bei einer regulären Kultur der besten Faser-
pflanzen nöthig ist, im größten Theile dieses Ge-
bietes für ausgeschlossen gelten muß, abgesehen davon,
daß auch noch die Zugthiere für den Pflug sehlen,
denn die ersten Versuche mit Zugochsen und dem
Pfluge sind erst ganz neuerdings in Kriegsschiffhafen
gemacht worden. Auch giebt es nur wenige ebene
Landstrecken im Gebirge, welche sich zu einer Be-
arbeitung mit dem Pfluge eignen würden, und an
Hängen würden die schweren tropischen Regen ein
offenes Land zu sehr abschwemmen.
Ferner ist das ganze Gebiet mit mächtigem
Urwald und Buschwald bestanden, und wer es
unternehmen wollte, diesen hochstämmigen Wald mit
Baumriesen, welche mit ihren Wurzelstreben 1 m
über der Erde einen Umfang von bisweilen 50 m
einnehmen, niederzulegen und den Boden zur Be-
arbeitung mit dem Pfluge herzurichten, der würde
sehr bald einsehen, daß er damit nur Zeit und Geld
verschwenden und nie etwas erreichen kann. An
eine Bearbeitung des Bodens mit der Hacke, wie in
Ländern mit sehr billigen Arbeitskräften, ist bei den
hohen Löhnen in Kamerun überhaupt nicht zu denken.
Ganz anders liegen die Verhältnisse bei der Kakao-
und Kaffeckultur. Hierfür ist gerade Urwald die
beste Vegetationssform, denn der Wald wird nur
zum Theil niedergelegt, viele Bäume bleiben stehen
als Schattenspender, die niedergeschlagenen werden
allmählich nach Bedarf und Beschaffenheit als Nut-
holz oder Feuerholz verbraucht oder sie vermodern.
Aber sie hindern das Pflanzen nur wenig. Auch der
steinige Voden ist kein Hinderniß, wenn nur für jeden
Baum ein genügend tiefes Loch gegraben und mit guter
steinfreier Erde aufgefüllt wird, so daß eine Pfahl-
wurzel sich bilden kann. Der Kaffee gedeiht sogar
in außerordentlich stark steinigem Boden ganz vor-
trefflich. Darum sind Kakao und Kaffee diejenigen
Kulturpflanzen, welche vor den Faserpflanzen im
Kamerungebirge eine Zukunft haben, und nicht nur
hier, sondern auch in allen anderen Theilen des
Schutgebietes, wo eine Pflanzung auf gutem mit
Hochwald bestandenen Boden angelegt wird, das
heißt in dem größten Theile. Wenn dann später
der Boden für die Kakaokultur erschöpft sein wird
und die Bestände absterben werden, dann werden
die Verhältnisse für die Faserpflanzen günstiger
liegen, denn dann ist die Bearbeitung des Bodens
schon ungleich viel einfacher. Auch können ja irgend
welche unvorhergesehenen Krankheiten die Kultur
dieser ertragreichsten Pflanzen unmöglich machen,
und dann wird man seine Zuflucht eventuell zu den
Faserpflanzen nehmen. Etwas anders liegen die
Verhältnisse bei solchen Gespinnstpflanzen, welche nicht
eine so sorgfältige Bearbeitung des Bodens erfordern
wie Baumwolle, Jute und Ramie, diese sind Sisal-
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hanf, Bogenstranghanf, Mauritiushanf. Aber diese
liefern erst nach drei bis vier Jahren die ersten
Erträge und sind weniger rentabel. Da sie aber
auch mit dem schlechtesten Boden fürlieb nehmen, so
haben sie immerhin in den weniger fruchtbaren
und regenärmeren Theilen des Schutzgebietes, z. B.
am Meme, unter Umständen eine Zukunft. Freilich
dürfte auch auf gutem Boden eine Kultur durch
Erzeugung einer vorzüglichen Qualität sich als ren-
tabel erweisen, denn die genannten Arten liefern
eine desto bessere Faser, je schneller und üppiger sie
wachsen.
Nun könnte man einwenden, daß ja eine ratio-
nelle Tabakkultur sehr ähnliche Bedingungen stellt
wie die erstgenannten Faserpflanzen, und daß Tabak
ja im Schutzgebiete kultivirt wird. Dagegen ist aber
zu erwidern, daß eine eigentliche reguläre Tabak-
kultur in großem Maßstabe aus eben den er-
wähnten Gründen nicht betrieben wird und auch
theilweise wegen der Unsicherheit der Arbeits-
kräfte nicht betrleben werden kann. Auf dem
vorzüglichen und wenig steinigen, meist nur mit
Busch und Gras bestandenen Boden in Bibundi
aber wird Tabak als Vorfrucht gewonnen auf dem
Boden, der mit Kakao bestellt werden soll, und dieses
hat ja etwas für sich, wenn man mit verhältniß-
mäßig geringem Kapital arbeitet und auf schnelle
Erträge angewiesen ist. Der Boden wird aber hier
nur mit Hacke und Spaten bearbeitet, und das ist
sehr kostspielig. Ebenso gut könnte man — an
weniger regenreichen Strichen als Bibundi —-#aller-
dings Baumwolle als Vorfrucht nehmen, aber durch
solche Vorfrüchte, welche an und für sich schon viel
Aufmerksamkeit und Mühe und eventuell Maschinen-
betrieb erfordern und zeitweilig alle Arbeitskräfte
der Plautage völlig in Anspruch nehmen, werden
die leteren so zersplittert, daß man nicht recht vor-
wärts kommt und der erhoffte hohe Reingewinn
länger ausbleibt, als es sonst der Fall sein würde.
Exempla docentl!
Bibundi und Kriegsschiffhafen. Beim Kakao
und Kaffee kommt Alles darauf an, in den ersten
Jahren mit allen Kräften zu pflanzen und immer
nur zu Pflanzen.
Von größter Bedeutung ist ferner die Frage
der Arbeitskräfte. Die Arbeiterfrage liegt zwar
jetzt in Kamerun schon bedeutend günstiger als noch
z. B. vor zwei Jahren, da jetzt die Eingeborenen,
wie Bakwilis, Batangas, Mabeas, ja selbst die
Duallas, anfangen zu arbeiten und zwar zu annehm-
baren Löhnen. Als gelöst wird sie eventutll zu
betrachten sein, wenn es gelungen sein wird, die
Stämme aus dem sehr reichbevölkerten und ver-
hältnißmäßig armen Graslande nach der Küste zu
ziehen und einen dauernden Zuzug von genügenden
Arbeitskräften zu ermöglichen. Der Versuch wird
gegenwärtig von Dr. Zintgraff gemacht. Gelingt
er, so hieße das einen guten Schritt in der Ent-
wickelung des Schutzgebietes vorwärts gethan. Vor-