Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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durch die fortschreitende Kultur immer mehr zurück- 
gedrängt werden. 
Der Hauptgrund für den schlechten Gesundheits- 
zustand im Protektorat liege in dem gefährlichen 
Anmarschgebiete des feuchten Sambesithales, dann 
aber auch in dem wachsenden Verbrauch von Alkohol, 
im Besonderen in dem übermäßigen Genuß von 
Whisky. Das beste Mittel zur Beseitigung dieses 
Zustandes sei die Anlegung einer Eisenbahn von 
Quelimane nach Blantyre, welche ein schnelles Er- 
reichen der gesunden Hochländer ermögliche. 
Die Einfuhr erlitt eine geringe Abnahme, welche 
darauf zurückzuführen ist, daß die Eingeborenen jetzt 
häufig durch Baargeld abgelohnt werden, während 
sie früher durch Tauschartikel abgesunden wurden. 
Sie betrug im Ganzen 82 760 Pfd. Sterl. 
Die Ausfuhr betrug 19 668 Pfd. Sterl. und 
zeigte eine Zunahme von 9965 Pfd. Sterl. An 
Elsenbein wurde allein für 9000 Pfd. Sterl. mehr 
ausgeführt als im Vorjahre. Der Export an Kaffee 
wuchs um 3200 Pfd. Sterl. Mit Baumwolle, Tabak 
und Thee wurden zufriedenstellende Versuche gemacht. 
Auch die Sansevicrapflanze, welche bei leichter Fort- 
pflanzbarkeit nur geringe Aufmerksamkeit erfordert 
und nach drei Jahren verwerthbar ist, erfreute sich 
einer größeren Beachtung, ebenso wie die Produkte 
der Landolphia. 
Im Marimbedistrikte wurde wiederholt nach Gold 
gesucht, indessen ohne nennenswerthen Erfolg. Die 
Resultate einer zu dem gleichen Zwecke nach Central- 
Angoniland ausgeführten Expedition sind noch nicht 
bekannt geworden. Die Ziegeleien der Eingeborenen 
erfreuten sich seitens der Europäer großen Zuspruchs. 
Auf den englischen Inseln im Nyassasee wurden 
bedeutende Guanolager entdeckt. 
Die Postämter, von denen ein jeder Bezirk ein 
solches aufweist, beförderten im November, als einem 
Durchschnittsmonat, insgesammt 29 802 Postsachen, 
hegen 25 592 im gleichen Zeitraume des vorher- 
gehenden Jahres und 19 383 im November 1893. 
Es wurde ein kürzerer siegreicher Kriegszug 
unternommen gegen einige Yohäuptlinge und die 
Araber des Nord-Nyassadistrikts, welche wiederholt 
als Sklavenjäger das Land durchzogen hatten. Ebenso 
gegen die Angonihäuptlinge Mwasi und Said Ka- 
zungu, welche sich gegen die britische Herrschaft auf- 
gelehnt und mit den Arabern gemeinschaftliche Sache 
gemacht hatten. Auch die nördlichen und westlichen 
Angonis zeigten sich wiederholt rebellisch. Endlich 
sollen nach Angabe der Eingeborenen einige Yao-— 
häuptlinge im Südosten des Protektorats, welche den 
Sklavenhandel sehr begünstigen, einen gemeinschaftlichen 
Aufstand planen. Im Uebrigen war jedoch die all- 
gemeine Lage des Protektorats zufriedenstellend. Der 
Maohäuptling Kawinga, welcher noch im Frühjahr 1895 
Zomba bedrohte, hat seine Unterwerfung angeboten; 
seine Leute zahlen regelmäßig ihre Hüttensteuer und 
sechten für die britische Herrschuft. Auch Zarafi hat 
um Frieden gebeten und Makanjira verhält sich ruhig. 
  
Große Mengen von Eingeborenen der Ost= und West- 
küste des Nyassa, ebenso aus dem südöstlichen Theile 
des Mlanjedistrikts gehen jetzt nach dem Shirehoch= 
land, um sich dort als Kaffeearbeiter in den Plan- 
tagen zu verdingen. Gleichwohl macht sich aber 
immer noch ein großer Arbeitermangel geltend. Er 
hofft von einer guten Behandlung, entsprechenden 
Bezahlung und Fürsorge für das allgemeine Wohl 
seitens der Arbeitgeber und eine entsprechende Ueber- 
wachung der Regierung eine stetige Besserung der 
Arbeiterfrage. Bei dem Arbeitsmarkte in Blantyre 
zeige es sich sofort an dem ablehnenden Benehmen 
der Leute, wenn sie an irgend einer Arbeitsstelle 
schlechte Behandlung erfahren hätten. Auch fingen 
die Arbeiter jetzt an zu verstehen, daß ihnen dagegen 
sttets der Schutz der Regierung zur Seite steht. 
Die Arbeitslöhne der Eingeborenen betrugen für 
gewöhnliche Arbeit 3 Schill. pro Monat (je nach der 
Jahreszeit mit oder ohne Speisung); gewandtere 
Arbeiter erhielten bis zu 40 Pfd. Sterl. pro Jahr. 
Im Allgemeinen zeige sich der Eingeborene Central= 
afrikas als gelehrig und entwickelungsfähig; einige 
Plantagen befinden sich bereits im Besitze von Ein- 
geborenen. 
Die Viehzucht hat einen außerordentlichen Auf- 
schwung erfahren einmal wegen des gesteigerten Fleisch- 
konsums in den kultivirteren Gegenden und zum 
anderen, weil der hierdurch erzeugte Dünger sich für 
die Kaffeckultur sehr nutzbringend erwiesen hat. Da 
sast jeder Pflanzer eine eigene Herde besitzt, so sind 
die Fleischpreise von 7, 6 und 5 Pfd. Sterl. pro 
Stück auf 1 Pfd. Sterl. zurückgegangen. 
Die Tsetsefliege, welche sich vor der anwachsenden 
Bevölkerung und der zunehmenden Kultur zurückzögc, 
verschwinde immer mehr und mehr im Protektorat. 
Auch der nächst der Arbeiterfrage hauptsächlich 
ins Gewicht fallende Wegebau hat große Fortschritte 
gemacht, so daß schon eine Reihe guter Verbindungen 
der Handelsplätze untereinander und mit den Plan- 
tagen hergestellt oder im Angriffe ist. 
Die African Lakes Corporation rüstete eine Expe- 
dition aus für die Vorarbeiten einer Eisenbahn von 
Blantyre nach Chiromo; die nächsten Vorarbeiten 
sind bereits beendet, und ein Bericht hierüber erstattet. 
Im Auschluß hieran soll von der portugiesischen Re- 
gierung eine Bahn nach dem Hafenplatz Quelimane 
gebaut werden, deren Vorarbeiten gleichfalls bereits 
in Angriff genommen sind. Hierdurch würde es 
ermöglicht sein, die gesundheitlich gefährlichste Strecke 
des Proteltorats, zu deren Zurücklegung eine Reise 
von acht bis zehn oder mehr Tagen erforderlich war, 
in Zukunft in einem Tage zu passiren und anderer- 
seits eine Verbindung des Seenweges über den 
Tanganyika= und Nyassasee mit dem Indischen 
Ocean herzustellen. 
Die African Lakes Corporation beabsichtigt in 
Kürze, ihrerseits noch einen dritten großen Dampfer 
auf dem Nyassasee auszusetzen.
	        
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