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durch die fortschreitende Kultur immer mehr zurück-
gedrängt werden.
Der Hauptgrund für den schlechten Gesundheits-
zustand im Protektorat liege in dem gefährlichen
Anmarschgebiete des feuchten Sambesithales, dann
aber auch in dem wachsenden Verbrauch von Alkohol,
im Besonderen in dem übermäßigen Genuß von
Whisky. Das beste Mittel zur Beseitigung dieses
Zustandes sei die Anlegung einer Eisenbahn von
Quelimane nach Blantyre, welche ein schnelles Er-
reichen der gesunden Hochländer ermögliche.
Die Einfuhr erlitt eine geringe Abnahme, welche
darauf zurückzuführen ist, daß die Eingeborenen jetzt
häufig durch Baargeld abgelohnt werden, während
sie früher durch Tauschartikel abgesunden wurden.
Sie betrug im Ganzen 82 760 Pfd. Sterl.
Die Ausfuhr betrug 19 668 Pfd. Sterl. und
zeigte eine Zunahme von 9965 Pfd. Sterl. An
Elsenbein wurde allein für 9000 Pfd. Sterl. mehr
ausgeführt als im Vorjahre. Der Export an Kaffee
wuchs um 3200 Pfd. Sterl. Mit Baumwolle, Tabak
und Thee wurden zufriedenstellende Versuche gemacht.
Auch die Sansevicrapflanze, welche bei leichter Fort-
pflanzbarkeit nur geringe Aufmerksamkeit erfordert
und nach drei Jahren verwerthbar ist, erfreute sich
einer größeren Beachtung, ebenso wie die Produkte
der Landolphia.
Im Marimbedistrikte wurde wiederholt nach Gold
gesucht, indessen ohne nennenswerthen Erfolg. Die
Resultate einer zu dem gleichen Zwecke nach Central-
Angoniland ausgeführten Expedition sind noch nicht
bekannt geworden. Die Ziegeleien der Eingeborenen
erfreuten sich seitens der Europäer großen Zuspruchs.
Auf den englischen Inseln im Nyassasee wurden
bedeutende Guanolager entdeckt.
Die Postämter, von denen ein jeder Bezirk ein
solches aufweist, beförderten im November, als einem
Durchschnittsmonat, insgesammt 29 802 Postsachen,
hegen 25 592 im gleichen Zeitraume des vorher-
gehenden Jahres und 19 383 im November 1893.
Es wurde ein kürzerer siegreicher Kriegszug
unternommen gegen einige Yohäuptlinge und die
Araber des Nord-Nyassadistrikts, welche wiederholt
als Sklavenjäger das Land durchzogen hatten. Ebenso
gegen die Angonihäuptlinge Mwasi und Said Ka-
zungu, welche sich gegen die britische Herrschaft auf-
gelehnt und mit den Arabern gemeinschaftliche Sache
gemacht hatten. Auch die nördlichen und westlichen
Angonis zeigten sich wiederholt rebellisch. Endlich
sollen nach Angabe der Eingeborenen einige Yao-—
häuptlinge im Südosten des Protektorats, welche den
Sklavenhandel sehr begünstigen, einen gemeinschaftlichen
Aufstand planen. Im Uebrigen war jedoch die all-
gemeine Lage des Protektorats zufriedenstellend. Der
Maohäuptling Kawinga, welcher noch im Frühjahr 1895
Zomba bedrohte, hat seine Unterwerfung angeboten;
seine Leute zahlen regelmäßig ihre Hüttensteuer und
sechten für die britische Herrschuft. Auch Zarafi hat
um Frieden gebeten und Makanjira verhält sich ruhig.
Große Mengen von Eingeborenen der Ost= und West-
küste des Nyassa, ebenso aus dem südöstlichen Theile
des Mlanjedistrikts gehen jetzt nach dem Shirehoch=
land, um sich dort als Kaffeearbeiter in den Plan-
tagen zu verdingen. Gleichwohl macht sich aber
immer noch ein großer Arbeitermangel geltend. Er
hofft von einer guten Behandlung, entsprechenden
Bezahlung und Fürsorge für das allgemeine Wohl
seitens der Arbeitgeber und eine entsprechende Ueber-
wachung der Regierung eine stetige Besserung der
Arbeiterfrage. Bei dem Arbeitsmarkte in Blantyre
zeige es sich sofort an dem ablehnenden Benehmen
der Leute, wenn sie an irgend einer Arbeitsstelle
schlechte Behandlung erfahren hätten. Auch fingen
die Arbeiter jetzt an zu verstehen, daß ihnen dagegen
sttets der Schutz der Regierung zur Seite steht.
Die Arbeitslöhne der Eingeborenen betrugen für
gewöhnliche Arbeit 3 Schill. pro Monat (je nach der
Jahreszeit mit oder ohne Speisung); gewandtere
Arbeiter erhielten bis zu 40 Pfd. Sterl. pro Jahr.
Im Allgemeinen zeige sich der Eingeborene Central=
afrikas als gelehrig und entwickelungsfähig; einige
Plantagen befinden sich bereits im Besitze von Ein-
geborenen.
Die Viehzucht hat einen außerordentlichen Auf-
schwung erfahren einmal wegen des gesteigerten Fleisch-
konsums in den kultivirteren Gegenden und zum
anderen, weil der hierdurch erzeugte Dünger sich für
die Kaffeckultur sehr nutzbringend erwiesen hat. Da
sast jeder Pflanzer eine eigene Herde besitzt, so sind
die Fleischpreise von 7, 6 und 5 Pfd. Sterl. pro
Stück auf 1 Pfd. Sterl. zurückgegangen.
Die Tsetsefliege, welche sich vor der anwachsenden
Bevölkerung und der zunehmenden Kultur zurückzögc,
verschwinde immer mehr und mehr im Protektorat.
Auch der nächst der Arbeiterfrage hauptsächlich
ins Gewicht fallende Wegebau hat große Fortschritte
gemacht, so daß schon eine Reihe guter Verbindungen
der Handelsplätze untereinander und mit den Plan-
tagen hergestellt oder im Angriffe ist.
Die African Lakes Corporation rüstete eine Expe-
dition aus für die Vorarbeiten einer Eisenbahn von
Blantyre nach Chiromo; die nächsten Vorarbeiten
sind bereits beendet, und ein Bericht hierüber erstattet.
Im Auschluß hieran soll von der portugiesischen Re-
gierung eine Bahn nach dem Hafenplatz Quelimane
gebaut werden, deren Vorarbeiten gleichfalls bereits
in Angriff genommen sind. Hierdurch würde es
ermöglicht sein, die gesundheitlich gefährlichste Strecke
des Proteltorats, zu deren Zurücklegung eine Reise
von acht bis zehn oder mehr Tagen erforderlich war,
in Zukunft in einem Tage zu passiren und anderer-
seits eine Verbindung des Seenweges über den
Tanganyika= und Nyassasee mit dem Indischen
Ocean herzustellen.
Die African Lakes Corporation beabsichtigt in
Kürze, ihrerseits noch einen dritten großen Dampfer
auf dem Nyassasee auszusetzen.