Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

hat mit Fleiß und reger Aufmerksamkeit Alles in- 
sich aufgenommen, was ihm vor die Augen gekommen 
ist. Das Werk ist ein rühmliches Zeugniß für die 
Tüchtigkeit, welche im dentschen Kaufmannsstand ver- 
treten ist. Solange in ihm derartiger Unter- 
nehmungsgeist und offener Blick, wie sie den Ver- 
fasser auszeichnen, die Regel sind, wird Deutschland 
von leinen Wettbewerbern nicht so bald überflügelt 
werden. 
  
Heinrich Renner: Durch Bosnien und die Her- 
zegowina kreuz und quer. Mit 35 Vollbildern, 
253 Abbildungen im Text und einer Ueber- 
sichtskarte. Berlin 1896. Dietrich Reimer 
(E. Vohsen). 
Bosnien und Herzegowina sind die einzige 
Kolonie Oesterreich-Ungarns. In ähnlicher Weise, 
wie es Rußland im Kanukasus und Mittelasien ver- 
standen hat, binnen kurzer Frist halb oder ganz 
barbarische, durch jahrhundertelange Mißwirth= 
schaft heruntergekommene Gebiete zu cinvilisiren, ist 
es dem deutschen Bruderstaat geglückt, hier in den 
Balkanländern eine blühende Provinz zu schaffen. 
Die Maßregeln, die er dazu angewendet, die Er- 
gebnisse, welche er hier auf den einzelnen Gebieten 
der Volkswirthschaft erzielt hat, verdienen das 
Interesse jedes Mannes, der kolonialen Dingen 
Aufmerksamkeit schenkt. Der Verfasser kennt Bos- 
nien wie die Herzegowina seit Jahren und hat auch 
die Gebiete durchstreift, welche selten ein Tourist zu 
sehen bekommt. Sein Buch zeichnet sich nicht allein 
durch anschauliche Erzählung und sehr reichen 
Bilderschmuck aus, sondern auch durch einen ganz 
ungewöhnlich niedrigen Preis. Der prächtig aus- 
gestattete, 481 Seiten Lexikonformat starke Band 
kostet nämlich nur 3 Mark. 
Dr. Bernhard Schwarz: Palästina. Anschauliche 
Schilderung der Stätten biblischer Geschichte auf 
Grund eigener wiederholter Bereisung. Leipzig. 
F. Hirt & Sohn. 
Der durch eine Reihe von Reiseschilderungen 
bekannte Verfasser liefert hier eine hübsch ausge- 
stattete anziehende Schrift über die für jeden Ge- 
bildeten interessanten Gebiete Palästinas, die Weih- 
nachten besonders willkommen sein dürfte. 
A. Niemann: Die photographische Ausrüstung des 
Forschungsreisenden mit besonderer Berücksichtigung 
der Tropen. Mit 21 Figuren. Berlin 1896. 
Robert Oppenheim. 
Eine für jeden Reisenden dankenswerthe Ver- 
öffentlichung. 
Robert Kraemer: Mosquitia und die Kolonie 
Neu-Dortmund. Dortmund 1896. F. W. Ruhfus. 
Die kleine Schrift schildert die Erfahrungen 
einiger deutscher Ansiedler an der Mosgquitoküste in 
Honduras, welche dort Pflanzungen angelegt haben 
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und ihre Erzeugnisse nach Nordamerika ausführen. 
Die Mosquitoküste wird nicht zum ersten Male von 
deutschen Auswanderern aufgesucht. Ueber die Er- 
fahrungen, welche dort in den vierziger Jahren von 
deutschen Auswanderern gemacht worden sind, giebt 
die Zimmermannsche Oeschichte der preußisch- 
deutschen Handelspolitik (Oldenburg und Leipzig 
1893. Schulzesche Hofbuchhandlung) Auskunft. 
Otto E. Ehlers: Im Osten Asiens. Mit zahl- 
reichen Illustrationen und zwei Karten. Dritte 
Auflage. Berlin 1896. Allgemeiner Verein 
für deutsche Litteratur. 
Gerade ein Jahr nach dem Tage, welcher die 
Kunde von dem tragischen Ende des Reisenden 
brachte, ist der vorliegende Band erschienen. Wie 
seine Vorgänger erfreut er den Leser durch den 
Humor und die Lebendigkeit der Darstellung und 
wird auch dem Publikum, welches sonst derartigen 
Dingen fern steht, Interesse für die geschilderten 
fernen Länder abgewinnen. Wäre der frühe Tod 
des talentvollen Verfassers nicht sowieso tief zu 
bedauern, so würde man es schon bei der Lektüre 
seiner Schriften thun, da die Welt dadurch um die 
Fortsetzung dieser vortrefflichen Schilderungen ge- 
kommen ist. 
O. O. Obrutschew: Sibirische Briefe, eingeführt 
von R. v. Kügelgen. Leipzig 1894. Duncker 
& Humblot. 
Das ursprünglich anonym erschienene Buch ist 
aus Aufsätzen in der deutschen „Petersburger Zeitung“ 
entstanden. Der Verfasser, welcher inzwischen die 
  
kürzlich hier erwähnte Reise in China ausgeführt 
hat, schildert hier Land, Leute und Leben in der 
großen russischen Kolonie, welche nach langem Still- 
stand jetzt in so rascher Entwickelung begriffen ist. 
Wer sich von Sibirien ein treues Bild machen will, 
kann es kaum besser als durch Lesen der vorliegenden 
Schrift erreichen. 
  
C. Hahn (Professor am ersten Gymnasium zu 
Tiflis): Aus dem Kaukasus. Reisen und 
Studien 1892. 
Kaukasische Reisen und Studien. Neue Beiträge 
zur Kenntniß des kaukasischen Landes. Leipzig 
1896. Duncker & Humblot. 
Der Kaukasus wird heute so häufig besucht, daß 
man ganz vergessen hat, daß er noch vor wenigen 
Jahrzehnten ein barbarisches Land war, dessen 
Kolonisation eine kaum lösbare Aufgabe zu sein 
schien. Die Leistungen der russischen Verwaltung 
in diesem Gebiete sind ebenso großartig wie die in 
Centralasien und legen Zeugniß von ihrer eigen- 
artigen Begabung für Civilisirung wilder Stämme 
ab. Die beiden vorliegenden Bücher geben eine 
Fülle interessanter Beiträge zur Kenntniß des 
Kaukasusgebiets und mögen daher allen Kolonial- 
freunden bestens empfohlen sein. 
 
	        
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