Object: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Maniok ist ein Knollengewächs, das von den 
Eingeborenen in sehr bedentenden Mengen angepflanzt 
wird und als Nahrungsmittel dient. Es gelangte 
bisher noch nicht zum Export, doch beginnen mehrere 
Exporteure sich dafür zu interessiren, da es seines 
sehr bedeutenden Stärkegehaltes wegen in der Stärke- 
mehlfabrikation werthvoll sein soll. 
Zucker. Zuckerrohr wird von den Eingeborenen 
Ostafrikas überall zu lokalem Gebrauch angepflanzt. 
Ein Anbau in größerem Stile wird von den Ara- 
bern bei Pangani in Deutsch-Ostafrika und auf San- 
sibar betrieben. Die Anlagen auf der Insel vermindern 
sich jedoch stets, da das Fallen der Zuckerpreise und 
die Schwierigkeit der Beschaffung von Sklavenarbeit 
das Produkt nicht mehr lohnend erscheinen lassen. 
Am Panganiflusse dagegen, wo nicht nur die natür- 
lichen Verhältnisse dem Anbau sehr günstig, sondern 
auch Arbeiter leichter zu beschaffen sind, erweitern 
sich die Zuckerplantagen mit jedem Jahre. Meist 
mit primitiven Mühlen, vereinzelt mit solchen, die 
mit Dampf betrieben werden, gewinnen die Araber 
gelben Rohrzucker und Melasse, die über Sansibar 
nach den Plätzen Ostafrikas, der Somaliküste und 
Arabiens zur Ausfuhr gelangen. Ein deutsches Syn- 
dikat hat die Absicht, am Panganiflusse eine Zucker- 
fabrik zu errichten, die vor Allem den immerhin nicht 
unbedeutenden Bedarf Ostafrikas an raffinirtem Zucker 
decken soll. Eine in den siebziger Jahren von dem 
Engländer Frazer mit großen Kosten angelegte Zucker- 
plantage bei Mkokotoni auf Sansibar liefert ein un- 
günstiges Erträgniß, offenbar weil die Sache in zu 
großem Stile begonnen worden war. Die Einfuhr 
von Zucker in Ostafrika übersteigt die Ausfuhr noch 
bedeutend. Es wurde an Melasse und gelbem Rohr- 
zucker 1896 von Ostafrika nach Sansibar importirt 
für 199 660 Rupien. Der Bedarf der Eingeborenen 
wird außer durch diesen einheimischen noch durch 
besser präparirten Rohrzucker von den Komoren und 
von Mauritius gedeckt, von dem das Frasilah (zu 
35 engl. Pfd.) durchschnittlich 1,62½ Dollar kostet. 
Daneben kommt meist aus Hamburg europäischer 
(vielfach österreichischer) Zucker zur Einfuhr. 
ewürze. Gewürznelken bilden die typische 
Kulturpflanze der Inseln Sansibar und Pemba, die 
davon mehr als ein anderes Land der Welt hervor- 
bringen und den Marktpreis bestimmen. Die Kultur 
des Nelkenstrauches wurde in den zwanziger Jahren 
dieses Jahrhunderts von Réunion nach Sansibar 
eingeführt und von den arabischen Pflanzern rasch 
übernommen. In früheren Jahren, als die Preise 
hoch und Sklavenarbeit billig und leicht zu beschaffen 
war, waren die Erträgnisse glänzende, und die Folge 
war eine Ueberproduktion, die der Nachfrage in keiner 
Weise entsprach. Ungeheuere Lager von Nelken 
häuften sich in London an und übten auf die Preis- 
lage einen drückenden Einfluß aus, wozu kommt, 
daß die vielen geübten Arbeitskräfte, die die Nelken- 
pflanzungen erfordern, durch den neuerdings erschwer- 
ten Sklavenhandel nur in geringer Zahl und zu 
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höheren Preisen zu haben sind und die niedrigen 
Nelkenpreise es unmöglich machen, freie Arbeiter zu 
bezahlen. Nothgedrungen und ohne Verständniß für 
den europäischen Markt bringen die arabischen Pro- 
duzenten dennoch immer größere Massen Nelken in 
den Handel, die für Spottpreise abgehen. Sie ge- 
rathen immer tiefer in Schulden bei den indischen 
Händlern, und das Produkt ist meist schon vor der 
Ernte längst vergeben. Bei der Nothlage der Herren 
fällt für die Tausende von Sklaven umsoweniger ab, 
und besonders in Pemba ist die Lage der Letzteren 
eine sehr gedrückte. In vielen Fällen erhalten sie 
von dem Besitzer weder Nahrung noch Kleidung, 
und die beiden freien Wochentage, die ihnen allein 
zur Erwerbung ihres Unterhaltes gewährt sind, wer- 
den ihnen vielfach verkürzt. Es steht zu erwarten, 
daß durch die wohl demnächst bevorstehende Aufhebung 
der Sklaverei in Sansibar und Pemba gesündere 
Verhältnisse in die Nelkenproduktion kommen werden, 
denn gegenwärtig ist es selbstverständlich einem Euro- 
päer, der keine Sklaven halten darf, unmöglich, wo 
der arabische Konkurrent seine Sklaven nicht bezahlt, 
mit bezahlter Arbeit Nelken zu pflanzen. Sobald 
die Gleichheit geschaffen und Jedermann gezwungen 
sein wird, seine Arbeiter zu bezahlen, werden zwei- 
fellos sämmtliche Pflanzungen allmählich in euro- 
päische Hände übergehen. Einem kapitalskräftigen 
europäischen Konsortium würde es keineswegs schwer 
fallen, durch Zurückhalten des Angebotes in den ersten 
Jahren das hemmende Lager in London flott zu 
machen und auch später durch Berücksichtigung der 
Nachfrage mit geringeren Quantitäten bei besseren 
Preisen größeren Gewinn zu erzielen. Daß ein 
anderes überseeisches Plantagengebiet dann die schwie- 
rige und langwierige Kultur des empfindlichen Nelken- 
strauches übernehmen könnte, ist kaum wahrscheinlich, 
nachdem die Sträucher auf Sansibar und Pemba 
allein nicht nur die Nachfrage der Welt decken, son- 
dern sogar stark überbieten können. Bezüglich Qua- 
lität sind die Nelken der Insel Sansibar besser und 
erzielen per Frasilah von 35 engl. Pfd. um 8 bis 
12½ Cents bessere Preise als die Pembanelken, die 
durch den Transport in feuchten, einheimischen Segel- 
schiffen leiden. Mit dem Nelkentransport befassen 
sich hauptsächlich Hamburger und französische Firmen. 
Der Masse nach sind die Pembanelken ausschlaggebend. 
Das Berichtsjahr zeichnete sich durch große Preis- 
schwankungen mit fallender Tendenz aus. Im ersten 
Halbjahre kamen der Rest der alten Ernte und kleine 
Lager auf den Markt. Die Durchschnittspreise für 
Pembanelken betrugen per Frasilah zu 35 engl. Pfd. 
im Januar—März 1,70 bis 1,75, April 1,80 bis 
1,87½, Mai—Juni 1,90, Juli 1,75 Dollar. Im 
August fand das Bombardement von Sansibar statt, 
durch das die Sklavenfrage auf der Insel wieder 
einmal auf die Tagesordnung der europäischen und 
besonders englischen Preßdebatten gesetzt wurde und 
Gerüchte über bevorstehende Aufhebung der Sklaverei 
preistreibend auf den Nelkenmarkt wirkten. Dazu