Maniok ist ein Knollengewächs, das von den
Eingeborenen in sehr bedentenden Mengen angepflanzt
wird und als Nahrungsmittel dient. Es gelangte
bisher noch nicht zum Export, doch beginnen mehrere
Exporteure sich dafür zu interessiren, da es seines
sehr bedeutenden Stärkegehaltes wegen in der Stärke-
mehlfabrikation werthvoll sein soll.
Zucker. Zuckerrohr wird von den Eingeborenen
Ostafrikas überall zu lokalem Gebrauch angepflanzt.
Ein Anbau in größerem Stile wird von den Ara-
bern bei Pangani in Deutsch-Ostafrika und auf San-
sibar betrieben. Die Anlagen auf der Insel vermindern
sich jedoch stets, da das Fallen der Zuckerpreise und
die Schwierigkeit der Beschaffung von Sklavenarbeit
das Produkt nicht mehr lohnend erscheinen lassen.
Am Panganiflusse dagegen, wo nicht nur die natür-
lichen Verhältnisse dem Anbau sehr günstig, sondern
auch Arbeiter leichter zu beschaffen sind, erweitern
sich die Zuckerplantagen mit jedem Jahre. Meist
mit primitiven Mühlen, vereinzelt mit solchen, die
mit Dampf betrieben werden, gewinnen die Araber
gelben Rohrzucker und Melasse, die über Sansibar
nach den Plätzen Ostafrikas, der Somaliküste und
Arabiens zur Ausfuhr gelangen. Ein deutsches Syn-
dikat hat die Absicht, am Panganiflusse eine Zucker-
fabrik zu errichten, die vor Allem den immerhin nicht
unbedeutenden Bedarf Ostafrikas an raffinirtem Zucker
decken soll. Eine in den siebziger Jahren von dem
Engländer Frazer mit großen Kosten angelegte Zucker-
plantage bei Mkokotoni auf Sansibar liefert ein un-
günstiges Erträgniß, offenbar weil die Sache in zu
großem Stile begonnen worden war. Die Einfuhr
von Zucker in Ostafrika übersteigt die Ausfuhr noch
bedeutend. Es wurde an Melasse und gelbem Rohr-
zucker 1896 von Ostafrika nach Sansibar importirt
für 199 660 Rupien. Der Bedarf der Eingeborenen
wird außer durch diesen einheimischen noch durch
besser präparirten Rohrzucker von den Komoren und
von Mauritius gedeckt, von dem das Frasilah (zu
35 engl. Pfd.) durchschnittlich 1,62½ Dollar kostet.
Daneben kommt meist aus Hamburg europäischer
(vielfach österreichischer) Zucker zur Einfuhr.
ewürze. Gewürznelken bilden die typische
Kulturpflanze der Inseln Sansibar und Pemba, die
davon mehr als ein anderes Land der Welt hervor-
bringen und den Marktpreis bestimmen. Die Kultur
des Nelkenstrauches wurde in den zwanziger Jahren
dieses Jahrhunderts von Réunion nach Sansibar
eingeführt und von den arabischen Pflanzern rasch
übernommen. In früheren Jahren, als die Preise
hoch und Sklavenarbeit billig und leicht zu beschaffen
war, waren die Erträgnisse glänzende, und die Folge
war eine Ueberproduktion, die der Nachfrage in keiner
Weise entsprach. Ungeheuere Lager von Nelken
häuften sich in London an und übten auf die Preis-
lage einen drückenden Einfluß aus, wozu kommt,
daß die vielen geübten Arbeitskräfte, die die Nelken-
pflanzungen erfordern, durch den neuerdings erschwer-
ten Sklavenhandel nur in geringer Zahl und zu
577
–4
höheren Preisen zu haben sind und die niedrigen
Nelkenpreise es unmöglich machen, freie Arbeiter zu
bezahlen. Nothgedrungen und ohne Verständniß für
den europäischen Markt bringen die arabischen Pro-
duzenten dennoch immer größere Massen Nelken in
den Handel, die für Spottpreise abgehen. Sie ge-
rathen immer tiefer in Schulden bei den indischen
Händlern, und das Produkt ist meist schon vor der
Ernte längst vergeben. Bei der Nothlage der Herren
fällt für die Tausende von Sklaven umsoweniger ab,
und besonders in Pemba ist die Lage der Letzteren
eine sehr gedrückte. In vielen Fällen erhalten sie
von dem Besitzer weder Nahrung noch Kleidung,
und die beiden freien Wochentage, die ihnen allein
zur Erwerbung ihres Unterhaltes gewährt sind, wer-
den ihnen vielfach verkürzt. Es steht zu erwarten,
daß durch die wohl demnächst bevorstehende Aufhebung
der Sklaverei in Sansibar und Pemba gesündere
Verhältnisse in die Nelkenproduktion kommen werden,
denn gegenwärtig ist es selbstverständlich einem Euro-
päer, der keine Sklaven halten darf, unmöglich, wo
der arabische Konkurrent seine Sklaven nicht bezahlt,
mit bezahlter Arbeit Nelken zu pflanzen. Sobald
die Gleichheit geschaffen und Jedermann gezwungen
sein wird, seine Arbeiter zu bezahlen, werden zwei-
fellos sämmtliche Pflanzungen allmählich in euro-
päische Hände übergehen. Einem kapitalskräftigen
europäischen Konsortium würde es keineswegs schwer
fallen, durch Zurückhalten des Angebotes in den ersten
Jahren das hemmende Lager in London flott zu
machen und auch später durch Berücksichtigung der
Nachfrage mit geringeren Quantitäten bei besseren
Preisen größeren Gewinn zu erzielen. Daß ein
anderes überseeisches Plantagengebiet dann die schwie-
rige und langwierige Kultur des empfindlichen Nelken-
strauches übernehmen könnte, ist kaum wahrscheinlich,
nachdem die Sträucher auf Sansibar und Pemba
allein nicht nur die Nachfrage der Welt decken, son-
dern sogar stark überbieten können. Bezüglich Qua-
lität sind die Nelken der Insel Sansibar besser und
erzielen per Frasilah von 35 engl. Pfd. um 8 bis
12½ Cents bessere Preise als die Pembanelken, die
durch den Transport in feuchten, einheimischen Segel-
schiffen leiden. Mit dem Nelkentransport befassen
sich hauptsächlich Hamburger und französische Firmen.
Der Masse nach sind die Pembanelken ausschlaggebend.
Das Berichtsjahr zeichnete sich durch große Preis-
schwankungen mit fallender Tendenz aus. Im ersten
Halbjahre kamen der Rest der alten Ernte und kleine
Lager auf den Markt. Die Durchschnittspreise für
Pembanelken betrugen per Frasilah zu 35 engl. Pfd.
im Januar—März 1,70 bis 1,75, April 1,80 bis
1,87½, Mai—Juni 1,90, Juli 1,75 Dollar. Im
August fand das Bombardement von Sansibar statt,
durch das die Sklavenfrage auf der Insel wieder
einmal auf die Tagesordnung der europäischen und
besonders englischen Preßdebatten gesetzt wurde und
Gerüchte über bevorstehende Aufhebung der Sklaverei
preistreibend auf den Nelkenmarkt wirkten. Dazu