Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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Die mir übersandte Probe Samen aus Togo 
lieferte bei der Extraktion mit Aether und nach- 
folgender Reinigung mit Petroleumbenzin 
53,27 pCt. Oel. 
Für die Qualität eines Sesamöles sprechen die 
Säure= und Esterzahl, bezw. Verseifungszahl, sowie 
die Hüblsche Jodzahl und das spezifische Gewicht. 
Diese sämmtlichen Zahlen bewegen sich in den Grenzen, 
wie man sie für ein gutes Sesamöl festgestellt hat. 
Die nachfolgende Zusammenstellung erläutert dies: 
  
  
  
  
  
* Sesamöl 
Gutes Sesamöl aus Togo 
Spez. Gewicht 0,921—0,924 (Benedikt 0,)918 bei 
bei 15% und Wolfbauer) 20%. 
Säurezahl. — 2,92 
Esterzahl ... — 189,84 
Verseifungszahl 192—193 (Thörner) 192.76 
106 (Hübl) 
Jodzahl 106 4—109 (Filsinger) 106,9 
Auch die Baudouinsche Reaktion, welche als 
charakteristisch für das Sesamöl angeführt wird, giebt 
das Sesamöl aus Togo ausgezeichnet. Diese Reak- 
tion wird, wie folgt, ausgeführt: Man übergießt 
0,05 g Zucker mit Salzsäure von 23°% Bé (D= 118) 
und schüttelt mit dem doppelten Volumen Oel. Es 
tritt nach Kurzem eine schöne rothe Färbung ein. 
Aus der vorstehenden Untersuchung geht zur 
Genüge hervor, daß die Sesamsaat aus Togo als 
Material für die Gewinnung von gutem Sesamöl 
mit Vortheil benutzt werden kann. 
— . — — 
Ueber Rolakultur 
schreibt Dr. O. Warburg im „Tropenpflanzer": 
Die als Anhalt für die Kultur des Kolabaumes 
dienenden Materialien waren bisher nur spärlich in 
der Litteratur vertreten, um so erfreulicher ist es, 
daß wir jetzt in der Lage sind, mit Erlaubniß des 
Auswärtigen Amtes einen von Herrn Lieutenant 
R. Plehn erstatteten Bericht über die in den Jahren 
1896/97 bei der Station Misahöhe gemachten An- 
bauversuche der Kolanuß hier veröffentlichen zu können. 
Wenngleich sich der Bericht natürlich nur mit den 
Ansängen der Kolakultur beschäftigen kann, so unter- 
liegt es doch keinem Zweifel, daß hier die Grund- 
logen geschaffen werden für einen rationellen Kola- 
Plantagenbau, und die einzige Befürchtung, die ich 
nicht unterdrücken kann, ist die, daß die Station 
Misahöhe vielleicht zu südlich liegt für nutzbare 
Kolakultur. In dem Hinterland der Goldküste fand 
der französische Reisende Binger die ersten sterilen 
Kolabäume bei Koransa (8° 5) in Nord-Aschanti 
und bei Grumania (8°5) im Annogebiet, die ersten 
tragenden ebendaselbst bei Kamelinso (7° 50°) und 
die letzten schon bei Attakru (7°); Misahöhe liegt 
  
aber noch etwas südlich vom siebenten Grad.“") Daß 
die klimatischen Verhältnisse ähnlich sind wie in den 
westlicheren englischen Gegenden, beweist die Kultur 
der Kolanuß in der Landschaft Tapa unter 7° 307, 
also genau dem Hauptcentrum der Kolakultur in 
Aschanti entsprechend. Ich möchte deshalb glauben, 
daß gerade diese Gegend vor Allem ins Auge gefaßt 
werden sollte, zumal da die geringe Entfernung vom 
Volta einen billigen Transport des Produktes ge- 
währleistet. 
Erfreulich ist die geringe Empfindlichkeit des 
Baumes gegen Belichtung und Bodenverschiedenheiten, 
auch die durch das Aufgehen der auf dem Markte 
in Kete Kratji gekauften Kolanüsse erwiesene lange 
Keimungsfähigkeit dürfte der Kultur zu gute kommen; 
im hohen Grade auffallend ist aber die von mir 
konstatirte Thatsache, daß sogar die in dem gewöhn- 
lichen Prozeß der Erntebereitung ihrer dünnen Samen- 
haut beraubten und dann einen monatelangen Trans- 
port nach Europa und Lagerung in Hamburg 
durchmachenden Kolanüsse ihre Keimkraft nicht ver- 
lieren, wie die dem botanischen Garten in Berlin 
von mir im vorigen Jahre übergebenen frischen Nüsse 
deutlich gezeigt haben. Es ist also eine leichte Sache, 
sich gute Kolanuß--Qualitäten zur Anzucht zu ver- 
schaffen, man kauft eben einfach das beste Markt- 
produkt in den ersten afrikanischen Exportplätzen für 
frische Kola; zur Weiterführung der Plantage dürfte 
sich, um Degeneration in weniger geeigneten Gegen- 
den zu verhüten, Stecklingszucht bewähren, mit ge- 
legentlicher Wiedereinführung neuen Saatgutes. Dies 
bezieht sich natürlich nur auf die fürs Erste haupt- 
sächlich in Aussicht zu nehmende Kolakultur für den 
Konsum der Afrikaner. Will man hingegen, was 
ich aber nicht unbedingt befürworten möchte, für den 
Export nach Europa Kola kultiviren, so kommt es 
nicht sowohl auf die bei den Eingeborenen als Kau- 
mittel beliebten Sorten an, sondern auf möglichst 
coffeinreiche Sorten. Während die Kolanüsse für den 
afrikanischen Konsum frisch auf den Markt gebracht 
werden, am besten wohl stets in der landesüblichen 
Verpackung, dürfte es für den Kolaexport nach Europa 
vortheilhaft sein, die in die einzelnen Keimlappen 
zerlegten Nüsse an der Sonne zu trocknen, hingegen 
nicht über Feuer zu dörren, da durch den Röstprozeß 
nachweislich viel Coffein verloren geht. 
Die Bedeutung der Kolanuß für Europa besteht 
darin, daß die Kolanuß der billigste bisher bekannte 
Coffeinlieferant ist und event. noch billiger werden 
kann; sie wird deshalb vor Allem als Kaffeesurrogat 
oder als Verbesserungsmittel anderer Kaffeesurrogate 
in Betracht kommen. Augenblicklich ist die Verwen- 
dung noch eine mehr medizinische, die wichtigsten 
bisher gebräuchlichen Präparate sind: Kolatinktur, 
Kolapillen, Kolawein, Kolaextrakt, Kolafluidextrakt, 
*) Andererseits geben aber Baseler Missionare und 
Dr. Mähly an, daß die Kola im unteren Voltagebiet in 
den Gegenden Akam und Akuawu vorkomme, also zwischen 
6230“ und 7° 301.
	        
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