Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

kann man zwar eine Haubpterntezeit unterscheiden, 
doch giebt es daneben noch eine bis zwei, häufig 
kaum weniger bedeutende Nebenernten; in Jamaika 
rechnet man 500 bis 600 Früchte bei jeder Ernte, 
das würde also, da jede Frucht im Durchschnitt 
mindestens vier Nüsse enthält, bei den dortigen zwei 
jährlichen Ernten 4000 bis 5000 Nüsse, also etwa 
40 bis 50 kg, geben. Natürlich geben einzelne Bäume 
häufig noch größere Erträge, z. B. bis zu 100 kg, 
doch ist ein Plantagenbetrieb auf solche Ausnahmefälle 
nicht zu basiren. Rechnet man bei 5 m Abstand der 
Bäume auf jährliche Durchschnittsernten von etwa 
10 kg per Baum, so würde der Hektar 4000 kg 
frische Nüsse, also bei einem Preis von nur 1 Mark 
für 100 Nüsse mindestens einen Ertrag von 4000 Mark 
bringen. Wenngleich diese Berechnungen erst durch 
die Praxis zu erproben sind, so glaube ich nicht, daß 
die Erträge und Preise zu hoch angesetzt sind; dies 
geht neben den viel höhere Zahlen gebenden Berichten 
aus Jamaika auch aus einem in der „Revue des 
Cultures Coloniales“ veröffentlichten Brief eines 
Kaffee= und Kolapflanzers in Koyah (Franz. Guinea) 
hervor, jedoch liegen bisher keine Durchschnittswerthe 
von Plantagen vor, und diese sind stets um ein 
Mehrfaches geringer als die von einzelnen allein- 
stehenden, genau kontrolirten Bäumen erzielten Resul- 
tate; dennoch glauben wir, indem wir nur den vierten 
bis fünften Theil einer Einzelernte in Rechnung ge- 
stellt haben, genügende Vorsicht angewendet zu haben; 
höchstens wäre es möglich, daß der Abstand der 
Bäume voneinander mit 5 m zu gering angesetzt ist. 
Es hängt davon ab, ob der Baum häufige Beschnei- 
dung verträgt, und wie sich hierbei der Fruchtansatz 
gestaltet. So lange wir hierüber nichts wissen, dürfte 
es rathsamer sein, die Kolabäume in größeren Ab- 
ständen, etwa 8 m voneinander, zu kultiviren, da 
späteres Ausdünnen auch seine Schattenseiten hat. 
Aus dem eben erwähnten Brief aus Französisch- 
Guinea mögen einige Auszüge der für etwaige Kola- 
pflanzer bemerkenswertheren Stellen hier folgen: 
Man kann vor acht Jahren nicht auf größere 
Ernten rechnen, dann vermag der Baum aber 3000 
bis 5000 Nüsse zu geben; da der Minimalpreis am 
Platze 1 Mk. für 100 Nüsse beträgt, so würde der 
jährliche Minimalertrag 30 Mk. pro Baum sein, 
wenn man noch 6 Mk. (gewiß übertrieben viel) für 
die Pflege und Ernte rechnet, so bliebe doch noch 
ein Reingewinn von 24 Mk. Bis zum vierten oder 
fünften Jahre ersordert der Baum etwas Pflege, von 
dann an hat man nur nöthig, die Schlinggewächse 
und parasitischen Pflanzen zu entfernen. Die Ein- 
geborenen überlassen die Pflanzungen nach dem Aus- 
pflanzen der Bäume durchaus sich selbst und ernten 
aus Furcht vor Diebstahl zu frühzeifig, obgleich die 
ausgewachsenen großen Nüsse viel bessere Preise er- 
zielen; in Bathurst wurden solche ausgesuchten Nüsse 
im vorigen Jahre z. B. für 8 Pf. das Stück verkauft. 
Für die Kolakultur ist es von großer Wichtigkeit, 
beim Auspflanzen sehr behutsam zu sein, da die 
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Pfahlwurzel im Verhältniß zu dem Stamm der jungen 
Pflanze besonders lang ist und nicht verletzt werden 
darf; einjährige Pflanzen waren z. B. nur 60 bis 
70 cm hoch und hatten dabei eine Wurzel von 1 
bis 1½ m. Die Eingeborenen pflanzen deshalb 
auch die Pflänzchen schon zwei bis drei Monate nach 
der Aussaat um, d. h., wenn sie etwa 10 cm hoch 
sind; vielleicht dürfte sich dies auch für die Europäer 
empfehlen, nur muß man dazu natürlich die Aussaat 
in den Beginn der Regenzeit verlegen. 
Außer dieser aus 5000 Bäumen bestehenden Plan- 
tage besitzt ein Advokat in Sierra Leone eine Pflan- 
zung von 6000 Bäumen, die schon zu tragen be- 
ginnen, ferner hat noch der Minister des Königs von 
Rio-Pongo, ein Mulatte Namens Thomas Khatir, 
vor drei Jahren eine Pflanzung von ungefähr 5000 
Kolabäumchen angelegt. 
Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft victoria. 
Die Arbeiterverhältnisse haben sich dem „Tropen- 
pflanzer“ zufolge sehr erfreulich gestaltet. An Ort 
und Stelle befanden sich am 10. Dezember 1150 Leute 
und zwar 431 Bali-, 151 Kru-, 317 Mainde-, 
15 Banyang-, 8 Bakunduleute, nebst den erforder- 
lichen Maurern und Zimmerleuten. Gepflanzt waren 
bis 1. Dezember v. Is. 75 539 Kaffee= und Kakao- 
pflanzen. 
Schiffsverkehr der vom Reiche subventionirten Dampfer- 
linien im Jahre 1390. 
Der Verkehr auf den vom Reiche subventionirten 
Dampferlinien zeigte auch im Jahre 1896 auf sämmt- 
lichen Linien eine erfreuliche Zunahme; er gestaltete 
sich nach der amtlichen Statistik, welche für die Linien 
nach Ostasien und Australien der kürzlich dem Reichs- 
tage zugegangenen Gesetzesvorlage beigegeben ist, 
wie folgt: 
I. Linien des Norddeutschen Lloyd nach 
Ostasien und Australien. 
Der Gesammtverkehr der beiden Linien auf der 
Ausreise und Heimreise zusammengenommen belief 
sich auf 166 575 t im Werthe von 160 430000 Mk. 
gegen 152 415 t im Werthe von 139507 000 Mk. 
im Jahre 1895. Hierin sind nicht mit eingerechnet 
Edelmetalle und Kontanten im Betrage von 23524000 
Mk. im Jahre 1896, 17910000 Mk. im Jahre 1895. 
Es entfielen auf die Ausreise 89148 t im 
Werthe von 74433000 Mk. (gegen 78210 t im 
Werthe von 52933000 Mk. im Johre 1895), auf 
die Heimreise 77 427 t im Werthe von 85997 000 
Mk. (gegen 74205 t im Werthe von 86 574000 Mk. 
im Jahre 1895). 
Danach hat sich von 1895 zu 1896 die Ausfuhr 
mittelst der Reichspostdampfer nach Gewicht und Werth 
ganz bedeutend, nämlich um 10 938 t und 21½ Mill. 
Mark vermehrt, während die Einfuhr dem Gewichte
	        
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