außer zwei frischen Thieren die vier Thiere vom
ersten Versuche, welche die jungen Zecken erhalten
hatten, ebenfalls 20 cem Blut subkutan eingespritzt
erhielten.
Die beiden frischen Thiere und die beiden im
ersten Versuche gesund gebliebenen Rinder erkrankten
danach an Texasfieber in der vorher geschilderten
Beise und hatten Pyrosomen im Blute. Die beiden
Rinder dagegen, welche durch Zecken infizirt gewesen
woren und die Krankheit in einer sehr leichten Weise
dorher überstanden hatten, blieben diesmal vollkommen
gesund, sie zeigten weder Temperatursteigerung, noch
lonnten in ihrem Blute bei vielfach wiederholten
Untersuchungen die Parasiten aufgefunden werden.
Sie waren also durch das einmalige Ueberstehen der
Krankheit in leichtester Form vollkommen immun
gegen die Wirkung einer Injektion von 20 cem Texas-
fieberblut geworden.
Die bisherigen Versuche berechtigen zu folgenden
Schlüssen:
1. Es ist der ganz einwandfreie Beweis gelungen,
daß junge Zecken, welche mit kranken Thieren über-
haupt nicht in Berührung gekommen sind, das Texas-
fieber erzeugen können. Dieselben müssen jedoch von
Zecken abstammen, welche auf kranken Thieren ge-
sessen haben.
2. Das Ueberstehen des Texasfiebers in der
leictesten Form verleiht vollkommene Immnnität
gegen eine Infektion mit erheblichen Mengen von
Texasfieberblut.
Es würde zu weit führen, wenn ich hier die
große Tragweite, welche die Resultate für die Wissen-
schaft und hoffentlich auch für die Praxis besitzen,
erörtern wollte.
Da es auch in der dritten Generation nicht ge-
lungen war, die schwere und schnell tödliche Form
des Texasfiebers, wie ich sie an der Küste so oft zu
sehen Gelegenheit gehabt hatte, zu erzielen, so brach
ich die Versuche im Usambaragebirge ab und gedenke
diselben an der Küste, soweit meine Zeit dazu noch
ausreicht, fortzusetzen.
Zmächst sollen die in Kwai immunisirten Thiere
noch daraufhin geprüft werden, ob sie auch gegen
die natürliche Insektion im verseuchten Gebiet immun
sind, und wie sich dieselben gegen Einspritzung von
Blut verhalten, welches die Jugendformen des Texas-
feeberparasiten enthält. Zu diesem Zwecke sind die
sechs kröftigsten Versuchsthiere von Kwai nach Dar-
Es-Saläm geschafft und zugleich mit einigen aus Pugu
bezogenen frischen, das heißt nicht immunen Rindern
auf die verseuchten Weiden geschickt.
— —
Die Expedition nach dem Usambaragebirge ging
auf dem Hinwege über Tanga und zurück über Pan-
gan. Es bot sich mir hierbei vielfach Gelegenheit,
weiteres Material über die Ausbreitung des Texas=
fiebers an der Küste im nördlichen Gebiete der
Kolonie zu sammeln.
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Ueberall, wo ich in den Küstenorten und in der
Nähe der Küste Erkundigungen einzog, wurde mir
bestätigt, daß frisch aus dem Innern bezogenes Vieh
sehr bald vom Texasfieber ergriffen wird und große
Verluste erleidet. Aber schon wenige Tagereisen nach
dem Innern zu, so namentlich in den Inseldörfern
des Panganiflusses, trifft man ganz gesunde Vieh-
herden, welche vollkommen frei von Zecken sind.
Geheimer Medizinalrath Dr. Koch nimmt an, daß
Stabsarzt Zupitza, der sich seit Ende Oktober am
Victoria-Nyanza aufhielt, sich bereits auf dem Rück-
marsche befindet und gegen Mitte März die Küste
erreichen wird. Unter dieser Voraussicht hofft er,
die ihm gestellte Aufgabe bis April erledigen zu
können, und gedenkt, sofern er keine anderen Weisungen
erhält, dann von Afrika abzureisen und im Mai
wieder in Berlin zu sein.
Ueber die Ausdehnung des Rukwa-s#es.
Die bisher noch offene Frage über die Ausdeh-
nung des Rukwa-Sees ist nunmehr durch die Reese
des Engländers Wallace in erfolgreicher Weise ge-
löst worden. Mr. Wallace hat das Resultat seiner
Forschungsexpedition in einem ausführlichen Schreiben
der Station Udjidji mitgetheilt, aus welchem wir
das Folgende entnehmen:
Ich habe meine Reise um den Rukwa beendet
und bin seit dem 14. September hierher zurück.
Ich war nicht so lange unterwegs als beabsichtigt,
da der See nicht so groß war, wie er auf den Karten
aussieht. Ich ging den Saisifluß abwärts bis dahin,
wo er in den See stürzt, und von dort um das
Südende, dann aufwärts an der Nordostseite; kreuzte
dann die Ebene nach der Südwestseite in der Breite
von 7° 40/ südlich und dann wieder abwärts auf
dieser Seite bis zurück zum Saisifluß. Dann kam
ich nach Kapufi, hierauf den Kalamafluß abwärts
nach Abercorn am Chitoberg zurück.
Ich fand das offene Wasser nur in einer Aus-
dehnung von 25 geographischen Meilen von Nord-
westen nach Südosten, mit einer größten Breite von
12 geographischen Meilen. Er liegt in der Südost-
ecke einer weiten Ebene, die zwischen 20 und 30 geo-
graphischen Meilen in der Breite schwankt. In
nordwestlicher Richtung gehend, folgt auf das offene
Wasser ein schmaler, nicht tieser Sumpf, der an dem
Nordostrande der Ebene liegt in einer Ausdehnung
von 30 Meilen und an den sich eine zur Zeit trockene,
etwa 20 Meilen lange, kahle schlammige Ebene an-
schließt. An deren Ende ging ich quer hinüber nach
Fipa. An dem Südende fließen die Flüsse Saisi
und Songwe, etwa von gleicher Größe, in das offene
Wasser; entlang dem Nordostrande sind wenige Fluß-
betten, alle zur Zeit trocken. Da, wo ich den See
durchquerte, sah ich kein Zeichen von den Flüssen
Kafna und Lunga, so daß sie also austrocknen müssen,