Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Ausschlag behafteten Leuten war in den engen 
Negerhütten sehr unerquicklich. Die Tschegboleute 
hatten unsere vorausgeschickten Lasten gestohlen, sie 
aber freigegeben, wie sie hörten, daß ich der Eigen- 
thümer sei. 
In vierstündigem Marsche erreichten wir anderen 
Tages Esse, wo wir einen längeren Halt machten, 
um unseren an das Gehen nicht so gewöhnten Ar- 
beitern Ruhe zu gönnen. Der Weg führte zunächst 
durch ziemlich hohen Urwald, in dem wir viel 
Ebenholz sahen, nachher durch eine recht heiße 
Savanne. 
Bis dahin war der Boden unverändert rother 
Thon, welcher bei häufigen Niederschlägen sehr 
fruchtbar ist und große Ernten von Mais, Erdnüssen, 
Yams 2c. liefert, in dürren Jahren aber wegen 
Trockenheit die Früchte leicht leiden läßt. Die 
Kunst, 10 bis 20 m tiefe Brunnen, wie an der 
Küste zu graben, scheint dort unbekannt zu sein. 
Esse, eine ziemlich große Stadt, hatte den Gamme- 
Bewohnern vier Leute geraubt, und unsere Träger 
hatten Mühe, sich wieder Leute zu engagiren, wie 
sie es sonst immer thaten, welche die Lasten für 
einige Meter des billigsten Kattuns von einer Stadt 
zur anderen trugen. 
Nach zwei Stunden erreichten wir den Haho- 
Fluß, welcher ungefähr fünf Fuß Wasser führte. 
Der Uebergang war aber nicht beschwerlich. Dort 
trat statt des rothen Thones schwarzer, nach den 
Sämpfen zu urtheilen, ziemlich undurchlässiger Boden 
auf. Er war mit Wald, Palmen und hohem Gras 
bestanden, so daß man, auch zu Pferde sitzend, nicht 
über dasselbe hinwegsehen konnte. Der Weg war 
nicht annähernd so schwierig, wie ich ihn mir nach 
der Beschreibung gedacht hatte, obgleich es noch vor 
kurzer Zeit dort tüchtig geregnet hatte und in den 
Senkungen des Weges Wasser stand, auch sämmtliche 
Nebenflüßchen des Haho, die theilweise allerdings 
mur so breit waren, daß man mit dem Pferd hin- 
überspringen konnte, Wasser führten. 
Das Land zeigte sich leicht hügelig ohne steile 
Anstiege oder Abhänge, und die sumpfigen Stellen 
waren bald überschritten. In Gamme, welchen Platz 
wir um 4½ Uhr erreichten, fanden wir eine sehr 
freundliche Aufnahme, und zum letzten Mal ein 
Haus, welches groß genug war, unsere Betten mit 
Mosquitonetz darin aufzustellen. Unterwegs wächst 
der Pfeffer in großen Mengen wild, so daß die 
Eingeborenen die Sträucher mit der Frucht ab- 
brechen, um sich die Mühe des Pflückens zu sparen. 
Den nächsten Morgen (6. August) um 5 ½ Uhr 
verließen wir Gamme und marschirten durch eine 
Rehhe Dörfer, in denen die Leute uns überall zu 
bleben baten, durch Wald und hohe Savanne, über 
Amakpodhe Kpelle, wo wir von 12 bis 2 Uhr 
rsteten, über Muatsche nach Pedome, das wir um 
6 Uhr abends erreichten. Die Gegend ist außer- 
ordentlich bevölkert. Der Weg führte durch ein sehr 
fruchtbares und angeblich wildreiches Land. Aber, 
  
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obgleich wir einmal in der Nähe von Muatsche vom 
Wege abbogen und eine Stunde etwa, durch den 
Busch und über die Farmen ritten, wo nach Aussage 
der Eingeborenen die meisten Thiere sich aufhalten 
sollten, sahen wir doch nichts. Der Preis der 
Lebensmittel war auffallend billig. Für drei Stück 
Bams, die an der Küste eine Mark werth waren, 
bezahlten wir zwei Blätter Tabak, und die Leute 
brachten soviel, daß wir es nicht mitnehmen konnten. 
Am 7. August morgens marschirten wir drei 
Stunden, indem wir den Ayorto-Fluß passirten, nach 
Batikovhe (Devhekophe der Karte), auf einem 
hübschen Wege, theilweise über Felsblöcke, die durch 
den Regen geglättet waren, durch die fruchtbarste 
Gegend des Gebietes, wo die Leute auf den sorg- 
fältig bearbeiteten Farmen Mais von einer Höhe 
und Größe der Kolben zogen, wie ich sie niemals 
gesehen hatte. Batikophe ist der letzte bewohnte 
Platz, der vor der großen Buschsavanne liegt, welche 
Atakpame von den vorliegenden Plätzen trennt. 
Dort wurde abgekocht, und um 11 Uhr ging es in 
die Savanne hinein, welche in einer Ausdehnung 
von 8½ Marschstunden ein undurchdringliches 
Dickicht von Wald und 10 bis 12 Fuß hohem Gras 
bildet, durchkreuzt von einer großen Menge 
Bächen und Wasserlachen, welche aber sämmtlich 
nicht mehr wie ein bis zwei Fuß Wasser hielten. 
Theilweise stand von dem letzten Regen noch etwas 
Wasser in den Versenkungen. Diese Savanne soll 
von großen Büffel= und Antilopenherden bevölkert 
sein, und wir fanden an einigen Stellen das hohe 
Gras dermaßen zerstampft und niedergetreten, daß 
nur sehr große Herden so etwas zu Stande bringen 
konnten. 
Um 3 Uhr erreichten wir in der Nähe des Kra 
einige von den Eingeborenen erbaute Hüttchen, die 
verspäteten Wanderern als Obdach dienen sollten. Da 
es aber erst 3 Uhr war, beschlossen wir, weiter zu 
gehen, und erreichten um 5 Uhr einen anderen 
Lager= und den letzten Wasserplatz. Er war indessen 
vollständig sumpfig, und unsere Leute bestanden auf 
dem Weitermarsch, da an Schlafen dort doch kein 
Gedanke war, zumal uns ein Regenschauer bis auf 
die Haut durchnäßt hatte. So gingen wir daun 
durch die allmählich mit kleinerem Gras bestandene 
Savanne, welche von 6 Uhr an keine Schwierigkeit 
mehr bot, bis nach Gley, dem ersten Atakpame-Dorf, 
wo wir die Nacht verblieben. Am nächsten Morgen 
um 9½ Uhr trafen wir in Mutschi oder Do Koffee 
unserem nächsten Bestimmungsorte, ein. 
Da meine alte Faktorei verfallen ist, wohnten 
wir in Do Koffee in einem Hause des Häuptlings 
Boni, für dortige Verhältnisse ein sehr hübsches 
Haus, welches von der ersten Etage einen weiten 
Blick über die Gegend und auf die gummireichen 
Akposso-Berge gestattet. 
Atakpame ist ein weites Grasland mit vielen 
Bäumen oder leichtem Wald, wie man es ausdrücken 
will, beginnend etwas nördlich vom 7. Breitegrad, 
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