Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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im Norden begrenzt von den hohen, gummireichen 
Akposso= und den niedrigeren Atakpame-Bergen, im 
Osten von dem Fluß Mono und im Süden durch 
eine etwa acht Stunden breite, von vielem Wild be- 
wohnte Prärie, durch welche nur ein einziger Weg 
führt. 
Die Hauptstadt, ebenfalls Atakpame genannt, 
liegt ungefähr in der Mitte des Gebietes, bereits in 
den Bergen, in einem ziemlich hohen Thalkessel. 
Sie zählt etwa 970 Hütten und mindestens ebenso 
viele verfallene Häuser, denn nachdem die Franzosen 
das Dahomeyreich gebrochen und die Eingeborenen 
keinen Einbruch des Königs mehr zu fürchten haben, 
sind sehr viele Leute auf ihre im ganzen Lande zer- 
streuten Farmen gezogen, so daß das Land über und 
über mit Dörfern von 20 bis 400 Hütten be- 
sät ist. 
Die Regenzeit dauert infolge der nahen Berge 
hier von Februar bis November und die Trockenzeit 
nur etwa drei bis vier Monate, also umgekehrt wie 
an der Küste, wo der Regen sich auf die Monate 
April bis Juli und September, Oktober beschränkt. 
Im August war das ganze Land mit hohem Gras- 
wuchs bestanden, welches nur bei steinigem Unter- 
grund niedriger ist und dann eine weite Aussicht 
über das Land gestattet. Im November dagegen 
werden die Ländereien abgebrannt und das Land 
liegt kahl da, bis die neuen Regen im Februar 
wieder den neuen Graswuchs zeitigen. Dieses Ab- 
brennen des Bodens ist auch wohl die Veranlassung, 
daß so viele Bäume so knorrig aussehen und fast 
krüppelhaft gewachsen sind. Fast an jedem Baum 
findet man bei genauerer Beobachtung noch die 
Spuren des Brandes. 
Die dichteste Bevölkerung findet man im Norden 
am Südabhang der Berge, wo sich fast ununter- 
brochen eine Farm an die andere reicht. Das Ge- 
biet wird von vielen Flüssen und Flüßchen durch- 
zogen, und die Eingeborenen verstehen es anscheinend 
vortrefflich, sich die besten Plätze auszusuchen. Sie be- 
haupteten, daß die von uns besuchten 38 Dörfer noch 
nicht ein Viertel der gesammten Wohnpplätze bildeten. 
Die Bewohner sind ausschließlich Ackerbauer und 
Viehzüchter. Man findet infolgedessen bei den wohl- 
habenderen Dörfern eine mehr oder weniger große 
Kuhherde von 20 bis 80, in einzelnen Fällen auch 
von 100 bis 120 Stück, ebenso viele Ziegen, Schafe 
und Schweine, welche von herumziehenden Salaga- 
leuten aufgekauft und in Herden nach der Küste zum 
Schlachten getrieben werden. Der Preis für ein 
Huhn ist 25 Pf., für ein nicht allzu großes Schaf 
2 Mk. in Waaren. 
Das Haupterzeugniß der hiesigen Plantagen ist 
das Yams, die tägliche Nahrung der Leute, welche 
ihn allen anderen Erzeugnissen vorziehen. Yams 
wächst an der Küste nur auf dem besten Boden, und 
die vielen Plantagen hier lassen also auf eine große 
Fruchtbarkeit des Landes schließen. Obwohl die Yams- 
ernte erst angefangen hatte und nach Aussage der Leute 
  
das Essen theuer war, kaufte man drei gewöhnliche 
Stücke für 5 Pf., welche an der Küste eine Mark 
kosten. Trotzdem ist ein gewinnbringender Trans- 
port nach Klein-Popo nicht möglich, weil der 
Trägerlohn sechs Mark beträgt, den ganzen Gewinn 
also wieder aufzehren würde. 
Die Leute ernten ferner viel Mais, und zwar 
so, daß sie gleich wieder neues Korn säen, wenn das 
alte geerntet ist. Dazwischen wird dann noch Guinea- 
korn gesät, welches wieder später reift, wie die 
zweite Maisernte. Das sind die drei Haupterzeug- 
nisse des Landes. Es werden aber weiter gezogen: 
weiße und rothe Bohnen, eine Kürbissaat, aus der 
seines Oel gepreßt werden kann, drei Sorten Pfeffer, 
Erdnüsse, Reis, Kassada, Erbsen und die gewöhn- 
lichen tropischen Früchte, auf die die Leute aber 
keinen Werth zu legen scheinen. Baumwolle wird 
im Lande genug gebaut, um den Bedarf der Leute 
an Zeug zu befriedigen, welches in einfachen blau 
und weißen Mustern gewebt wird. Die Leute be- 
haupteten, daß sie im Stande seien, Baumwolle in 
großem Maße zu ziehen, wenn sie nur Käufer dafür 
hätten. 
Atakpame steht unter der Herrschaft des Königs 
Atschrim Toigbe, eines vielleicht ganz gutmüthigen, 
aber jedenfalls ganz energielosen Mannes, welcher 
weder Macht noch Geld besitzt. Die einzelnen 
Dörfer stehen wieder unter Häuptlingen, welche 
aber auch nicht viel Macht über ihre Leute zu 
haben scheinen. 
Die Atakpameleute sind ganz entschieden sehr feige 
und im Umgang mit den Weißen nach meinen Er- 
fahrungen bedeutend besser wie ihr Ruf. Wir haben 
überall eine sehr freundliche Aufnahme gesunden, 
und auch dort, wo die Eingeborenen große Furcht 
zeigten, sind wir nicht unbeschenkt abgezogen, nach- 
dem wir den friedlichen Grund unseres Kommens 
auseinandergesetzt hatten. 
Der Handel ist bis jetzt hauptsächlich durch die 
Unsicherheit der Wege minimal. Alles, was die 
Leute für das tägliche Leben brauchen, liefern ihnen 
die Farmen und der Busch, denn im Jagen und 
Fallenstellen sind die Leute sehr gewandt. Ihre 
Wohnungen bestehen aus kleinen Hütten mit Stroh- 
bedeckung, und die Kleidung ist auch bei den Er- 
wachsenen für gewöhnlich sehr mangelhaft. Die 
Leute lieben jedoch hübsche Kleidung und alle ver- 
schiedenen Arten europäischer Waaren, aber immer 
wieder sind es die leidigen Transportverhältnisse, 
welche den Leuten die Verwerthung ihrer Erzeugnisse 
selbst bei billigsten Verkaufspreisen unmöglich machen. 
Wenn man in ein Dorf kommt und das mitgebrachte 
Zeug zeigt, bringen die Leute gleich alle gewünschten 
Provisionen, Felle, Hörner und Alles das, was ein 
Europäer, wie sie glauben, verwenden kann. 
Von in der Prärie wildwachsenden Bäumen 
sind als nützlich vor allen Dingen die Sheabutter- 
bäume zu nennen, welche in dem ganzen Gebiet 
sehr zahlreich vorkommen und vom Mai bis Juli
	        
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