Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

eine riesige Ernte geben. Die Eingeborenen ver- 
wenden die daraus gewonnene Butter zum Essen 
und Einreiben. In den Niederungen und den 
Flußläufen entlang stehen große Bestände Oelpalmen, 
welche aber nur zur Bereitung von Palmwein ab- 
gehauen werden, da das Oel die Transportkosten 
nach der Küste nicht vertragen kann. Die vielfach 
vorkommenden rothholz= und mahagoniartigen Hölzer 
werden wegen der großen Entfernung von der Küste 
auch später wohl kaum mit Vortheil zu exportiren 
sein. Außerdem liefert der Busch natürlich viel 
Fleisch und die Häute und Hörner der Antilopen 
und Büffel. Bis jetzt ist der einzige Exportartikel 
von einiger Bedeutung, das Vieh, vor allen Dingen 
Ochsen, welche von vielen Händlern aufgekauft und 
nach der Küste gebracht werden. An eine wirkliche 
Ausbeutung des Landes ist nur zu denken, wenn 
eine gute Verbindung von der Küste nach Atakpame 
geschaffen wird. 
An den dreiwöchentlichen Aufenthalt in Atakpame 
schloß sich eine viertägige Tour ins Akpossogebiet. 
Sie fiel allerdings nicht ganz nach Wunsch aus, da 
ein fast ununterbrochener, starker Regenfall den Marsch 
hinderte und ein Besteigen der steilen Berge bei der Z„ 
Schlüpfrigkeit des Bodens unmöglich war. 
Akposso ist ein nördlich an das Atakpamegebiet 
unstoßendes Gebirgsland in einer Breite von etwa 
sieben bis zwölf Tagereisen. Die Eingeborenen sind 
Rrinem Herrscher unterworfen, sondern bilden Dorf- 
gemeinschaften. Bei den Berathungen führt ein alter 
angesehener Mann den Vorsitz, welcher aber an- 
scheinend nicht über weitere Machtmittel verfügt. 
Die Leute sollten angeblich sehr wild sein. Ich 
fand sie aber mehr scheu und ängstlich. Auch sah 
ich wenig Gewehre dort. 
Das Gebirge sieht ganz anders aus, als ich 
nach den Berichten angenommen hatte. Hinter den 
dorgelagerten ersten Bergen zieht sich eine vielfach 
bewaldete Savanne noch ungefähr 1 ½ Tagereisen 
hi, bis man an den Fuß des dort mindestens 500 m 
hohen wirklichen Gebirges kommt. 
Ueber die Fruchtbarkeit dieses Landes, soweit ich 
ch sehen konnte, war ich ganz erstaunt. Das Land 
wird durch viele Gebirgsbäche bewässert, und 
man passirt stundenlang die üppigsten Oelpalmen= 
wölder, welche aber nur, abgesehen von dem wenigen 
Lel zum eigenen Gebrauch, zur Gewinnung des 
Palmweins Verwendung finden. Im Grase findet 
man überall den Sheabutterbaum, an besonders 
seuchten Stellen die Raffiapalme, welche das geschätzte 
Fiossaa giebt, sowie die Dattelpalme. 
Der einzige Handelsartikel, der in den letzten 
dahren eine sehr große Bedeutung gewonnen hat, 
ist der Gummi, die einzige Waare, welche ihres 
Verthes wegen die Transportkosten wohl vertragen 
m. Obgleich wir unangemeldet kamen, konnten 
vir doch in jedem Dorfe so und so viele Kilos 
lafen, wenn wir unsere Waaren zeigten. 
Zur Ausbeutung dieses ganzen fruchtbaren und 
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gut bevölkerten Gebietes und des Gebirges ist bisher 
fast noch nichts geschehen. Englische Accrahändler 
von der Goldküste kamen vor etwa zehn Jahren 
zuerst dorthin und zeigten den Leuten die Gummi- 
bereitung. Seit etwas kürzerer Zeit findet auch ein 
lebhafter Gummihandel, besonders von dem west- 
lichen Theile des Gebirges nach Lome statt, der 
theilweise über Agome Palime geht, wo die Bremer 
Faktorei eine Niederlassung errichtet hat. 
Im Jahre 1889 sandte ich, um das Gebiet 
dem Klein-Popo-Handel zu erschließen, eine Expe- 
dition unter Führung eines Weißen ins Innere, 
leider kam dieser nach kurzer Zeit krank zurück, ohneirgend 
welchen Erfolg. Dann sandte ich noch einmal eine Expe- 
dition unter Leitung eines Schwarzen während des 
Dahomeykrieges nach Atakpame, um Ochsen für die 
französische Regierung zu kaufen. Aber auch diese 
hatte keinen nennenswerthen Erfolg, und meine 
Zeit wurde durch anderweitige Unternehmungen in 
Anspruch genommen, so daß mehrere Jahre nichts 
weiter geschah. 
Während meines jetzigen Aufenthaltes in Atak- 
pame begründete ich einen Markt, der den Namen 
„Vietor-Markt“ erhielt und der auch ganz befriedigend 
besucht wurde, nachdem wir die Hauptplätze des 
Landes besucht, und Boten ins Gebirge gesandt 
hatten, um den Leuten mitzutheilen, daß der Weg 
zu unserem Markte frei sei und wir eintreten wür- 
den, wenn Jemand auf dem Wege dahin gefangen 
würde. In der kurzen Zeit meines Aufenthaltes 
konnte ich natürlich nur die Verhandlungen beginnen 
und den Leuten auseinandersetzen, was wir wollten. 
Jetzt hat einer meiner Herren den Auftrag be- 
kommen, sich ins Innere zu begeben und einige 
Monate im Gebirge sich aufzuhalten, um Verbin- 
dungen mit den verschiedenen Leuten anzuknüpfen 
und das Geschäft in die richtigen Bahnen zu leiten. 
Das ist bis jetzt Alles, was geschehen ist, um 
den Handel dort zu erschließen. Ich hoffe und 
glaube, daß sich der Handel mit diesen Gebieten in 
den nächsten Jahren bedeutend heben wird, aber so 
lange noch keine Wege und Eisenbahnen existiren, 
wird es sich allerdings für die deutsche Togokolonie 
wohl nur um das Gummigeschäft handeln können. 
Die sämmtlichen, anderen dort zu kaufenden Pro- 
dukte sind zu werthlos, um auch nur den billigsten 
Trägerlohn von 6 Mk. für 25 kg vertragen zu 
können. 
Eine Tonne Naturerzeugnisse im Innern ge- 
kauft würde sich somit nach Klein-Popo geliefert 
heute auf 240 Mk., nach Grand-Popo auf 110 Mk. 
stellen. 
Jetzt ist also keine Möglichkeit, diesen Handel 
der deutschen Togokolonie zu erhalten, sondern er 
wird, wie bisher nur der französischen Kolonie 
Dahomey zu Gute kommen. 
Ein gut gangbarer, sicherer direkter Weg von 
Sebbe nach Atakpame würde den Marsch, zu dem 
die Eingeborenen 7 bis 9 Tage gebrauchen, wohl
	        
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