Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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heben. Thatsächlich wird man danach annehmen 
können, daß sechs Arbeiter ausreichen werden, um 
die Hälfte jener Wassermenge, also 5 Liter in der 
Sekunde, 300 Liter in der Minute oder 18 chm in 
der Stunde, auf die angegebene Höhe zu befördern. 
Temperaturverluste des Wassers werden bei der 
Hebung nicht völlig zu vermeiden sein. Durch Iso- 
lirung der Druckröhren und anhaltendes Durch- 
pumpen von Wasser durch die Badeanlage vor der 
jedesmaligen Benutzung werden sie sich aber auf ein 
Mindestmaß bringen lassen. An der Zusammen- 
setzung des Wassers kann durch eine mäßige Ver- 
minderung der Temperatur übrigens nichts geändert 
werden, da das Wasser weder den Schwefelwasser- 
stoff noch eines der medizinisch wichtigen Salze bis 
zur Sättigung gelöst enthält. 
Zum Vergleiche hinsichtlich der Höhe der Tem- 
peratur diene noch, daß die als heilkräftig geschätzten 
Schwefelquellen von Heluan, die ich von hier) aus 
besucht habe, eine mittlere Austrittstemperatur von 
nur 31° C. besitzen.“7) 
gez. Bornhardt, Bergassessor. 
— — ÛDn7 — 
Ramerun. 
Expedition v. Carnap. 
Ueber seine Reise nach der Ostgrenze des Schutz- 
gebietes Kamerun berichtet Premierlieutenant v. Car- 
nap nach seiner Rückkehr über den Kongo nach 
Kamerun, wie folgt: 
Den fortwährenden Bitten der durch den Häupt- 
ling Ngila beunruhigten, diesseits des Sanaga woh- 
*) Der Bericht ist während der Heimreise von Aegypten 
aus erstattet. 
*) Eine Analyse des Quellwassers von Heluan ist in 
F. Engel: Die klimatischen Verhältnisse des Schwefel- 
bades und Kurortes Heluan, Wien 1881, Sonderabdruck 
aus der österreichischen Badezeitung, wie folgt, wieder- 
gegeben: 
Analyse von Professor Gastinal Bey, 1879 (zum 
zweiten Male) an Ort und Stelle ausgeführt. 
In 1 Liter Wasser sind enthalten: 
  
2 Schwefelwasserstoff. . cem 47 89 0,0731 
Kohlensäue 61 0,1200 
Stickstofe é".10 00126 
g 0,2057 
Chlorcaleimm 00,1880 
Chlormagnesinn 1,8105 
Chlornatri 3292 
Calciumcarbonat 0,8050 
Calciumsullast 0,2100 
ESilichn 00150 
Organische Bestandtheile 000015 
  
6,2300 
Einem Gehalt an Schwefelwasserstoff von 4 cem in 
Heluan steht nach derselben Quelle ein solcher von 42,6 cem 
in Herkuleobad, von 27,2 in Aix-les-Bains, von 3,90 cem 
in Aachen und von 2,56 cem in Baden bei Wien gegen- 
über. Dem Gesammtgewichtsgehalt der Amboniquellen an 
Schwefelwasserstoff von 7,92 + 4,66 = 12,58 mg im Liter 
würde nach dem hier für Heluan mitgetheilten Verhältniß 
von Gewichts= zu Volumengehalt ein solcher von 8,1 cem 
entsprechen. 
  
nenden, regierungsfreundlich gesinnten Stämme 
nachgebend, verließ ich am 4. September 1897 die 
Station Yaunde. Ich war nach bereits gemachten 
Erfahrungen überzeugt, daß ein wachsames Auge 
meinerseits Ngila von weiteren räuberischen Einfällen 
abhalten würde. 
Meine Anwesenheit war umsomehr angebracht, 
als es die Zeit der Farmarbeit war, bei der die 
Eingeborenen jede kriegerische Störung besonders 
empfinden. 
Am oberen Sanaga trafen von glaubwürdiger 
Seite Nachrichten ein, die, anscheinend durch Ver- 
schiebungen der nördlichen Völkerstämme veranlaßt, 
mich bewogen, nach Norden weiter zu gehen, um 
Zuverlässiges melden zu können. 
Nach Feststellung des Sachverhaltes in Yoko 
marschirte ich in südöstlicher Richtung, um nach 
Maunde zurückzukehren. Ich wählte einen neuen 
Weg, um einerseits unerforschtes Gebiet kennen zu 
lernen, andererseits den größten Kolamarkt Wutschaba 
zu besuchen. Es war mir ferner mitgetheilt worden, 
daß im Südosten ein Fluß vorhanden sei, dessen 
eventuelle Schiffbarkeit festzustellen für mich von 
Interesse sein mußte. 
Als mir in der Gegend Wutschabas, vier Tage 
südlich von Yoko, der Unteroffizier Staadt mit 
22 Soldaten, von Yaunde kommend, am 14. Oktober 
die Verfügung des Herrn Gouverneurs überbrachte, 
laut welcher ich versuchen sollte, „auf friedlichem 
Wege die Verbindung mit den Handelsfaktoreien 
in der Südostecke des deutschen Kamerungebietes 
herzustellen“, hielt ich mich für verpflichtet und be- 
rechtigt, sofort an die Lösung dieser Aufgabe heran- 
zugehen. Wohl hatte ich die Absicht, eine direkte 
Meldung von meinem Weitermarsch nach Yaunde zu 
senden, doch stand ich nach reiflicher Ueberlegung 
davon ab, da mir die von mir besuchten Volksstämme 
die genügende Sicherheit für eine Patrouille nicht 
zu geben vermochten. 
Von-Yaunde an war die Reise eine ungemein 
anstrengende, bis November täglich Regen, schlechte 
Wege, Urwald, Sumpfs, besonders die letzten Wochen 
durch das deutsche Südadamaua haben die Leute zu 
Gerippen werden lassen, und zwar trotz der vorzüg- 
lichsten Verpflegung. Die Schuld hieran trägt die 
Kälte, die selbst uns Europäer veranlaßte, Feuer 
während der ganzen Nacht und morgens bis 8 und 
9 Uhr in unseren Hütten zu unterhalten. Ich hatte 
immerhin aber noch einen günstigen Moment zur 
Ausführung der Reise getroffen. Wäre ich später 
marschirt, so wären die letzten Strecken, namentlich 
in dem wasserreichen Adamaua, einfach unpassirbar 
gewesen. Ich gestatte mir zu bemerken, daß ich nur 
durch unerforschtes deutsches Gebiet marschirt bin, 
um durch diese, endlich ins Werk gesetzte Reise einen 
möglichst ergiebigen Nutzen für die Kolonie zu erzielen. 
Daß mich das Geschick von Yoko nach Südost und 
dann den Sanaga aufwärts bis dicht nach Ngaundere 
geführt hat, lag in den hiesigen politischen Verhält-
	        
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