Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Auch das Assistentenhaus erhielt in diesem Jahre 
einen Anbau. 
Der Pferdestall ist vollendet. Dem Viehstall 
fehlt die innere Einrichtung, die nach der Angabe 
des zu erwartenden Viehwärters hergestellt werden 
soll. Vor dem Gouvernementshaus hat Gärtner 
Lehmbach einen Park (hauptsächlich Grasplätze mit 
Blumen) angelegt. Es sind weitere Strecken urbar 
gemacht und mit Mais und Kartoffeln bepflanzt worden. 
Der Kaffee steht gut und dürfte im nächsten Jahre 
tragen. Er hat heuer schon die ersten Blüthen. 
Ebenso gedeihen die durch Herrn Konsul Spengler 
übersandten Gewächse, besonders Rosen, Veilchen und 
Erdbeeren. 
Zum Zwecke wissenschaftlicher Beobachtungen wurde 
von Dr. Esch eine Hütte an der Kante des ersten 
Gebirgsplateaus errichtet und eine weitere auf dem 
Pik selbst. 
Die Arbeitslöhne wurden im Laufe des Jahres 
bedeutend herabgesetzt. 
Die Station hat auch den Wegebau bis auf der 
Strecke Victoria — Busa eifrig gefördert. Diese ist 
jetzt durchgehends mit Reitpferden passirbar, und ge- 
langt man in 3½ Stunden von Victoria nach Bucsa. 
Auch die Wege nach den nächsten Dörfern sind zu 
Pferde gut passirbar. Die Bevölkerung ist völlig 
ruhig und friedlich. 
Zu der Anlage der Plantage „Soppo“ verhielt 
sich die Bevölkerung anfänglich etwas ablehnend, und 
war es schwer, Arbeiter für dieselbe zu bekommen. 
Jetzt hat sich dies geändert. 
Der Gesundheitszustand der hier dauernd sich 
aufhaltenden Weißen war durchaus günstig. Es gab 
weder Malaria noch eine andere Tropenkrankheit. 
Die Regenzeit war günstig, so daß während der- 
selben andauernd gearbeitet werden konnte. 
3. Station Johann Albrechtshöh. 
Im Bezirke sind zur Zeit vier Weiße, der 
Stationsleiter, Herrn Conradts Frau und Mutter 
und in Mundame ein Faktorist der Firma Jantzen & 
Thormählen. Der Gesundheitszustand der Station 
war ziemlich gut. 
Die Eingeborenen des Bezirks waren bis vor 
Kurzem fanatische Fetischanbeter, doch hat dies seit 
Gefangennahme Makias sehr nachgelassen. Der 
Häuptling Makia ist inzwischen in Campo gestorben. 
In Mundame sind in der Faktorei meist Bali- 
leute als Arbeiter thätig. Handelsobjekte waren: 
Kautschuk, Palmöl und Kerne, etwas Elfenbein und 
Ebenholz. 
Die Eingeborenen wurden angehalten, ihre Wege 
zu verbessern. Der Hauptweg von Mundame nach 
der Station ist jetzt selbst für Pferde passirbar. Nur 
muß der Kumbafluß eine ordentliche Brücke erhalten. 
Die Firma Jantzen & Thormählen hat bei 
Mundame eine Kakaopflanzung begonnen, und sollen 
bereits etwa 1000 Bäume angepflanzt sein. 
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Die Basler Mission beabsichtigt, in Mokonje einen 
schwarzen Lehrer zu stationiren. 
Es kommen wenig Palaververhandlungen der 
Eingeborenen vor die Station. 
Die Station hat an Arbeitern außer einem kleinen 
Stamme von elf Wayjungen theils Bali-, theils 
Kumbaleute. Es ist daher nie Mangel an Arbeitern. 
Angepflanzt sind etwa 3000 Bananen, deren Früchte 
zur Verpflegung der Arbeiter dienen, dazwischen 
stehen etwa 200 1¼ jährige Kaffee= und Kakao- 
bäumchen. Zu Beginn der letzten Regenzeit wurden 
noch etwa 1000 Kaffeebäumchen angepflanzt, die 
allerdings noch sehr schwach waren. Der erst ge- 
pflanzte Kaffee hat sich sehr schön entwickelt, sogar 
schon stellenweise geblüht, und hofft der Stationsleiter, 
Ende der nächsten Trockenzeit eine kleine Erstlings- 
ernte als Probe nach Deutschland senden zu können. 
Augenpblicklich ist noch ein Sack Saatkaffee in Beeten 
ausgepflanzt. Auch sind größere Felder klar gemacht, 
um Mitte der Regenzeit Mais, Bergreis und Erd- 
nüsse zu pflanzen. 
Von der Station nach dem See zu befinden sich 
Viehweiden. Die vier Stück Rindvieh, welche augen- 
blicklich auf der Station sind, sollen in gutem Zu- 
stande sein. Ein Stall für dieselben ist gebaut. 
Daneben ist ein Schweinehof mit Stall. Die Gemüse 
im Stationsgarten gedeihen zufriedenstellend. Im 
Garten sind etwa 100 Kautschukkerne eingepflanzt. 
Der Stationsleiter glaubt mit der Zeit sowohl Milch- 
als auch Zugvieh züchten zu können. 
Am Ausfluß des Sees ist ein kleiner Wasserfall, 
dessen Kraft leicht nutzbar gemacht werden könnte. 
4. Station Yaunde. 
Ueber die Verhältnisse auf der Station Ya#nde 
und Umgebung giebt der Bericht des Premierlieute- 
nants Dominik vom 16. April d. Is., der mit 
nächster Post eintreffen wird, nach allen Richtungen 
hin Aufschluß. 
5. Station Lolodorf. 
Das Verhältniß zu den umliegenden Stämmen 
ist nach Niederwerfung der Bane und Buli durchaus 
friedlich. Die Entwickelung der Station hat infolge 
des Aufstandes der Bane und der damit verbundenen 
Kämpfe einen gewissen Stillstand erfahren. Zur Zeit 
werden alle Mittel darauf verwandt, die eingestürzten 
Lehmbauten der Station durch Ziegelbauten zu ersetzen. 
6. Station Campo. 
Die politischen Verhältnisse sind gute, und ist 
daher der Handel im Aufschwung begrissen. Es 
sind während des Berichtsjahres sowohl die bestehen- 
den Faktoreien vergrößert, als auch neue errichtet 
worden. 
Da die meisten Waaren vom Norden eingeführt 
werden, legen Dampfer hier selten an. Dies dürfte 
sich ändern, sobald die geplante Faktorei der Firma 
Woermann ins Leben tritt.
	        
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