Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Vegetation beschränkt sich hier auf niedrigen Busch 
und Buschwald. Das ganze Land ist schon einmal 
bebaut gewesen. Oelpalmen und Saphubäume 
(Canarium Saphu) sind daher häufig, desgleichen die 
schon früher erwähnte Raphia. Kultivirt werden 
hauptsächlich Makabo, Kanthosoma violaceum, 
Pisang und Kassada. Da auch hier der Laterit- 
boden minderwerthig ist, so müssen die Felder sehr 
sorgfältig bestellt werden. Die Erde wird überall 
sauber gehäufelt, und in die hohen Erdhaufen werden 
die Knollen gepflanzt. An der Woermann-Faktorei 
in Edea befinden sich einige Bäume von Kakao und 
Kaffee (Coffea liberica), welche der Leistungs- 
fähigkeit des Bodens kein gutes Zeugniß ausstellen. 
Am 11. April machte ich noch einmal, nachdem 
in der Nacht ein heftiger Tornado gewesen war, 
einen Ausflug nach den Nordfällen des Sanaga und 
in den Urwald nordwestlich von Edea. Die zoologische 
Ausbeute war sehr interessant; besonders zwei Perl- 
huhnarten, welche beide in der Vogelfaung von 
Kamerun noch nicht aufgeführt sind, waren mir sehr 
erwünscht. Das eine ist schwarzblauglänzend mit 
blauweißer Punktirung. Auf dem kahlen blauen 
Kopfe sitzt ein schwarzer Federschopf, der gleichfalls 
kahle Hals ist blau, die Kehle roth. Das andere 
ist schwarz mit einem kahlen, rothblauen Fleck am 
Kopfe und kleiner als die vorige Art. Außerdem 
erbeutete ich die sogen. Mädchentaube, Peristera 
nella, und ein fliegendes Eichhörnchen, Anomalurus 
Fraserl. Mehrere große Cikaden wurden mit 
Vogeldunst von den Bäumen heruntergeschossen. 
Da ich schon von mehreren Seiten die Reich- 
haltigkeit der Vogelfaunga des Ossasees und auch die 
eigenartige Schönheit dieses Binnensees hatte rühmen 
hören, so verließ ich bereits am 12. April Edea und 
fuhr mit dem Dampfer „Soden“ den Sanaga 
stromab bis nach der Mündung des Wasserarms, 
welcher aus dem Sanaga in den Ossasee führt. 
Etwas unterhalb dieser Mündung ankerte ich gegen- 
über dem Hügel, auf welchem der Stationsleiter von 
Edea, Herr v. Brauchitsch, eine kleine Kalao- 
pflanzung angelegt hat. 
Der Högel ist der höchste am Sanaga zwischen 
Edea und Malimba und zum Wohnort für Weiße 
und Ausgangspunkt für irgend welche Unter- 
nehmungen schon seiner Höhe und seiner dominiren- 
den Lage wegen sehr geeignet. Besonders aber 
eignet er sich hierzu wegen einer starken Quelle mit 
klarem, kühlem Wasser, welche an der nach dem 
Ossa-Kriek abfallenden Seite des Hügels aus einer 
verwitterten Granit ()wand hervorsprudelt und bei 
Weitem das beste Trinkwasser am ganzen Sanaga 
liefert. Zur Anpflanzung von Kakao ist der steile 
Hügel mit dem unfruchtbaren Lateritboden sehr un- 
geeignet, wie auch der Erfolg sehr augenfällig beweist. 
Am Morgen des 13. April brach ich in aller 
Frühe in einem kleinen Kanu nach dem Ossa-See 
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Am Ostertag besuchte ich mit Herrn Geyger : auf. 
die Dorfgebiete in der Umgegend der Station. Die 
  
Der Wasserspiegel des Sauaga war in den 
letzten Tagen wegen schwerer Regengüsse um etwa 
1 m gestiegen, und die Strömung ging aus dem 
Fluß nach dem See hin. Der See scheint sonst 
keine Zuflüsse von irgend welcher Bedeutung zu 
haben. Sein Wasserspiegel ändert sich offenbar ge- 
mäß des Wasserstandes im Sanaga. Der Wasser- 
arm, durch den ich fuhr, hat nur eine Breite von 
20 bis 30 m. Das Fahrwasser ist an der Mündung 
versandet, sonst aber ziemlich tief, jedoch hindern 
viele hineingefallene Baumstämme die Fahrt. Die 
anfangs 4 bis 6 m hohen Ufer sind steil und unter- 
waschen. Sie werden allmählich flacher, je mehr 
man sich dem See nähert. Dementsprechend geht 
der anfangs hochstämmige, viele Kopalbäume ent- 
haltende Urwald allmählich in niederen Busch über 
mit einzelnen höheren Bäumen und zahlreichen 
charakteristischen Schlingpalmen. Nach einer etwa 
1½2 stündigen Fahrt zeigen mit Cypergras und Schilf 
bestandene Flächen die nächste Nähe des Sees an, 
und sehr bald darauf öffnet sich vor unsern Blicken 
der Ausblick auf eine weite Wasserfläche. Zur Linken 
sind die Ufer überall etwas hoch, der Urwald tritt 
bis an den von hellleuchtendem Sande gebildeten 
Seestrand heran. Zur Rechten sind die Ufer ganz 
flach und umsäumen mit einem breiten Gürtel von 
Schilfgräsern 2c. das Wasser. Mitten in dem See 
erheben sich mehrere bewaldete Inseln. Das Ganze 
macht durchaus keinen tropischen Eindruck, eher könnte 
man sich an einen der herrlichen ostpreußischen Seen 
versetzt glauben. 
Während die Vogelwelt in dem Kriek selbst nur 
spärlich vertreten ist, zeigt sich bei der Einmündung 
in den See, an welcher sich eine ausgedehnte Fläche 
von Sumpfgräsern befindet, ein ganz erstaunlicher 
Reichthum an Wasservögeln. Zu Hunderten gehen 
Nonnenenten au#, bald gefolgt von Schaaren anderer 
Enten, Schwärmen von Steißfüßen 2c. Auf den 
Bäumen am Rande des Sees sitzen die verschieden- 
sten Arten von Reihern (Purpur-, Silber-, Kappen- 
und Kuh-Reiher), auch das seltene Kamerun-Binsen- 
huhn trotz seiner Schwimmfüße. Auf aus dem 
Wasser ragenden Baumästen lauern mehrere Arten 
von Eisvögeln auf Beute, darunter auch der seltene 
kleine Alcedo eyanostigma mit einem zierlichen 
Schopf von blaustreifigen Federn auf der Stirn. 
An dem sandigen Strande läuft unter lautem Ge- 
schrei der Lappenkibitz umher, und aus dem Ufer- 
walde tönen die gewaltigen Stimmen der Nashorn- 
vögel herüber. 
Die Insektenwelt ist durch Tausende von Lbbellen 
vertreten. Der Fischreichthum im See ist ein ganz 
außerordentlich großer. Leider hatte ich keine ge- 
nügend großen Behälter mit mir nehmen können, so 
daß ich nur vier Arten konserviren konnte. 
Ein Flußpferd beobachtete ich längere Zeit aus 
größter Nähe. Es zeigte keinerlei Scheu und ver- 
schwand erst auf einen Schuß, ohne wieder hervor- 
zukommen.
	        
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