Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Forschungsreise. 
Der bisherige Leiter der Faktorei von Jantzen 
Thormählen in Mundame, Herr Conrau, ein 
rerkannter Kenner des Kameruner Schutzgebiets, 
kabsichtigt, sich der Erforschung des nördlichen 
einterlandes des Schutzgebiets zu widmen. Er 
at besonders das Baliland mit Umgebung und die 
änderstrecken zwischen Bali und dem Mbamfluß als 
ziel seiner Forschungen ausersehen. Herr Conrau 
hird die Reise Anfang August antreten. 
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Deutsch-Züdwelkafrika. 
Missenschaftliche Lammlungen. 
Der Stabsarzt Dr. Langheld hat der zoologi- 
chen Sammlung des Berliner Königlichen Museums 
für Naturkunde feine in Deutsch-Südwestafrika er- 
beuteten Thiere überwiesen, und zwar: 
2 Säugethierschädel, 
5 Schlangen, 
15 Eidechsen, 
2 Frösche und 
eine größere Anzahl Schmetterlinge, Käfer, 
Neuropteren, Orthopteren, Hymenopteren, 
Spinnen und Tausendfüßler, theils 
trocken, theils in Alkohol. 
Die Konservirung der Thiere ist gut. Ihr 
wissenschaftlicher Werth ist in systematischer und 
faunistischer Beziehung insofern bedeutend, als aus 
Südwestafrika bisher nur wenig Material vorliegt. 
Der Werth der Arthropoden wird erst nach Durch- 
arbeitung der Sammlung zu übersehen sein, voraus- 
sichtlich werden darunter aber manche neue Formen 
gefunden werden. 
Deutsch-Neu-Guinea. 
Ueber die Bevölkerung des Bismarck-Archipels 
berichtet der Kaiserliche Richter Hahl aus Herberts- 
höhe Folgendes: In der Bevölkerung muß man fol- 
gende Gruppen unterscheiden: 
1. Gruppe Neupommern. Der Theil südlich 
der Gazelle-Halbinsel ist noch wenig bekannt. Sicher 
ist nur, daß im Innern ein anderes Volk wohnt wie 
an den beiden Küsten, ebenso wie bereits auf der 
Gazelle-Halbinsel. Die Uferstämmec von Kap Liwuan 
bis Giretar gegenüber Massikanapuka unterhalten 
einen überaus lebhaften Küstenhandel bis zur Halb- 
insel Willaumez. Die Bewohner der französischen 
Inseln besuchen die gegenüberliegende Küste, mit 
deren Bewohnern sie offenbar stamm= und sprachver- 
wandt sind. 
2. Gruppe Neumecklenburg, Süd: Im Süden 
einer etwas nördlich bei Kuras gezogenen Linie. In 
dieser Gegend scheiden sich die Rassen und Sprachen; den 
Grenzpunkt kann ich nicht genau festlegen; es bedürfte 
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einer Untersuchung an Ort und Stelle; ich habe bis 
jetzt nur Labur (Kurasbucht) und Bo besucht. Von 
dieser Linie bis zum Süden der Landschaft Topaia 
herrscht Einheit der Sprache und des Stammes. 
Die Westküste verkehrt mit der Neulauenburg-Gruppe, 
die Ostküste mit Lihir (Gerrard-Denys). Auch süd- 
lich der Landschaft Topaia setzt sich der Stamm fort, 
die Sprache wechselt aber stark und nähert sich der 
im Osten der Gazelle-Halbinsel gesprochenen. Die 
Westküste verkehrt mit der Gazelle-Halbinsel-Ostküste; 
die Ostküste, namentlich der Landstrich Siar, nördlich 
Kap St. Georg, mit Wuneram (St. John). Der 
Süden von Neumecklenburg ist merkwürdig wegen 
der Sprachverschiedenheit der Bewohner. Der Sage 
der Eingeborenen nach sollen auf den hohen Gebirgs- 
kämmen des Südens anders geartete Menschen wohnen. 
Es hat sich bis jetzt noch nicht bestätigt, daß Reste 
einer autochthonen Bevölkerung vorhanden sind. 
3. Neumecklenburg, Nord, einschl. Sandwich- 
Insel und der Inseln um Nusa-Fahrwasser; die 
Ostküste unterhält Heirath und Handelsverkehr mit 
Vischer= und Gardner-Insel. Die herrschende Sprache 
ist die von Nusa; doch ist Sprachverschiedenheit vor- 
handen. Was die Inseln östlich Neumecklenburgs 
betrifft, so unterhält Lihir Verkehr nach diesen sämmt- 
lichen Inseln, Wuneram, St. Josef, St. Franzisko, 
St. Antonio, Kaan-Inseln, Gardner und Vischer. 
Die Bevölkerung der letzteren beiden ist dieselbe wie 
im Osten Neumecklenburgs. Lihir und Wuneram 
haben die Bevölkerung der gegenüberliegenden Küste. 
4. Nissan hat Verkehr mit Buka, Green-Insel 
mit Wuneram. 
5. Neuhannover verkehrt mit den vorliegen- 
den Inseln. 
6. Die Admiralitäts-Inseln bilden eine 
eigene Gruppe. 
7. Die Echiquier-Gruppe und Matty- 
Insel stehen unter sich und, soviel bekannt ist, auch 
mit Durvur in lebhaftem Tauschverkehr. 
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Marshall-Inseln. 
Reise des Dr. RKraemer. 
Der Marinestabsarzt à la suite Dr. Kraemer 
(vergl. Kol. Bl. 1898 S. 245) ist im Februar aus 
den Gilbert-Inseln nach Jaluit zurückgekehrt und 
hat von dort eine reichhaltige Sammlung ethnologi- 
scher Gegenstände für das Museum für Völkerkunde 
in Berlin mitgebracht. Er hat dann auf dem Schuner 
des Häuptlings Nelu noch eine Reise nach Lilieb, 
Kwadjelin und Ailinglablab gemacht und ist mit 
den Erfolgen seiner Studien sehr zufrieden. Ende 
März ist er mit dem Dampfer „Archer“ via Naurun 
nach Sydney gefahren, von wo er sich wieder nach 
Samoa begiebt, um von da mit dem nächsten Kriegs- 
schif nochmals nach den Marshall-Inseln zu reisen.
	        
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