Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

  
Kultusverwaltung 13 875,000 Doll. 
Militärverwaltung. 44952,870 
Marineverwaltung. 9 464,000 
Allgemeine Lasten. 35 497.357 = 
Frühere Haushalte 1 600,000 
Verschiedene Ausgaben 22 699,110 
Außerordentliche Ausgaben 2 500,000 = 
Zusammen 277 084,112 Doll. 
= 8331 000 Mk. 
Für den Elementarunterricht werden auf Kap 
Verde 11 280 Doll. (33 000 Mk.) ausgegeben, für 
jedes Kirchspiel besteht eine Knabenschule, für jede 
Insel eine Mädchenschule. 1896/97 gab es 2912 
eingeschriebene Schulkinder, darunter 1261 mit regel- 
mäßigem Schulbesuch; davon waren 157 Weiße. 
1623 Mischlinge und 1132 Schwarze. 
Außer den Staatsschulen giebt es in S. Thiago, 
Fogo, Brava, S. Vicente, Santo Antzo, S. Nicolau 
und Boa Vista Gemeindeschulen mit 1050 Besuchern 
und zwar regelmäßigen; 94 waren weiß, 685 misch- 
farbig und 271 schwarz. 
Privatschulen sind in Praia, S. Nicolau und 
Santo Antäo mit 302 Besuchern, darunter 192 
regelmäßigen. 
Aus Vorstehendem ist ersichtlich, daß für die 
sittliche Entwickelung auf Kap Verde durch regel- 
mäßigen Schulunterricht genug gethan wird. Der 
Besuch der Elementarschulen ergiebt mehr als 2 péCt. 
der Bevölkerung, die Richtigkeit der Zahlen voraus- 
gesetzt. 
Der Mittelschul-Unterricht wird zur Zeit auf dem 
durch Dekret vom 3. September 1866 auf der Insel 
S. Nicolau errichteten Seminar-Lyceum ertheilt und 
zwar ein Vorbereitungs= und ein theologischer Kursus. 
In ersterem wurden 1895/96 von den 120 Be- 
suchern 70, in letzterem 6 erfolgreich geprüft. 
Für öffentliche Arbeiten wurden 38 800 Doll. 
(117 000 Mk.) ausgegeben. Sind die Wege noch 
weit in ihrer Entwickelung zurück, so darf die Küsten- 
beleuchtung der Inselgruppe als regelmäßig gelten. 
Die Ausdauer, womit seit 1883 dieser Dienstzweig 
zur Erleichterung der Schifffahrt verbessert worden 
ist, muß lobend erwähnt werden. Damals gab es 
einen einzigen Leuchthurm, und zwar an der Ein- 
fahrt des Hafens von Praia. Heute sind Leucht- 
thürme vorhanden auf der Insel Santo Antzo, im 
Kanal von S. Vicente, auf der Insel S. Vicente, 
auf S. Thiago, Boa Vista, Sal, S. Nicolau, 
Maio und Brava, und Hafenlichter giebt es auf 
S. Thiago, Ilsa do Fogo, Brava, Santo Antöüo, 
S. Nicolau und S. Vicente. 
Leider läßt sich nicht ebenso Günstiges von den 
übrigen öffentlichen Arbeiten sagen, für die nur 
24 000 Doll. (72 000 Mk.) ausgeworfen sind, von 
denen ein großer Theil zur Ausbesserung der öffent- 
lichen Gebäude und für ähnliche Zwecke verwendet 
wird, so daß nur ein thatsächlich dürftiger Theil für die 
wichtigsten Arbeiten zur Herstellung von Straßen 
bleibt. 
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In Zeiten von Nahrungsnoth sind zwar außer- 
ordentliche Mittel bewilligt worden, jedoch entsprechen 
aus hier nicht weiter zu erörternden Gründen die 
wirklichen Arbeiten nicht den ausgeworfenen Aus- 
gaben. Indeß etwas ist, namentlich auf S. Thiago, 
für öffentliche Wege doch geschehen. 
Die Ausgaben für öffentliche Arbeiten betrugen: 
1893 = 34 564,209 Doll., 1894 = 75 672,930 
Doll., 1895 46 909,832 Doll., 1896 = 
48 104,902 Doll. 
Für die Post wurden 3 532 Doll. ausgegeben. 
In 14 Jahren (seit 1881 bis 1895) hat sich 
der Postverkehr in St. Vicente von 202 697 auf 
279 981 Stück, d. h. um 38 péCt., erhöht. 
Die anderen Ausgaben haben für Kap Verde 
keine besondere Bedeutung. 
Aus den bisherigen Betrachtungen geht hervor, 
daß, wenn Kap Verde wegen seiner natürlichen Be- 
dingungen keine Aussicht hat, als eine unserer reichsten 
und versprechendsten Besitzungen betrachtet zu werden, 
seine Ausbeutung immerhin lohnend und werthvoll ist. 
Es hat nicht an Versuchen gefehlt, die Unfrucht- 
barkeit des Bodens auf Kap Verde durch Anpflan= 
zungen zu verringern, indeß ist das Erreichte un- 
bedeutend, weil es namentlich an der nöthigen 
Ausdauer des Unternehmens gefehlt hat. Auch darf 
nicht verschwiegen werden, daß, wenn solche Anpflan= 
zungsversuche erfolgreich sein sollen, die Ziegenzucht 
verboten werden müßte, weil gerade die Ziegen der 
Entwickelung der jungen Pflanzen am schädlichsten 
sind. Aber selbst abgesehen von dem ziemlich 
schwierigen Unternehmen der Anpflanzungen könnte 
der Boden Kap Verdes in seiner jetzigen Beschaffen- 
heit ertragreicher sein, da, wie schon angedentet, der 
Purgueira-Oelbaum früher eine dort selbst an den 
ödesten Stellen wachsende Pflanze war. Deren 
Pflege würde daher — zum großen Vortheil der 
Provinz — nicht schwierig sein. Auch haben Ver- 
suche gezeigt, daß es dort Bodenstrecken giebt, die 
sich durchaus zum Anbau von Baumwolle, Zucker- 
rohr, Mais, Tabak eignen, und wenn an eine Er- 
zeugung im großen Umfange vielleicht nicht zu 
denken ist, so unterliegt es keinem Zweifel, daß der 
auf den europäischen Märkten geschätzte Kap Verde- 
Kaffee in viel größerer Menge genommen werden könnte. 
Eine Entwickelung Kap Verdes wäre sonach ohne 
wesentliche Erhöhung der Ausgaben möglich, wenn 
die Thätigkeit der Eingeborenen angeregt würde. 
Unbedingt erforderlich hierbei ist nur, daß die An- 
regung nicht erlahmt, die Hülfeleistungen nicht unter- 
brochen werden, wie das so oft geschehen ist. 
Militärische Expeditionen nach Kap Verde sind 
glücklicherweise nicht nöthig, zur Aufrechterhaltung 
der Ordnung genügt eine Polizeitruppe. Es genügt 
also, die Trägheit der Eingeborenen durch Beispiele 
guter Erfolge aufzurütteln und den an einigen 
Stellen noch geradezu ursprünglichen Ackerbau zu 
verbessern. Das sicherste Mittel zur Entwickelung 
aber bleibt die Anpflanzung. 
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