Eine regelmäßige Pflege der Pflanzungen besteht
indeß in Guiné nicht. Dem Boden wird nur ein
verhältnißmäßig kleiner Theil entzogen, der gesteigert
werden kann, wenn die Bodenbewirthschaftung mit
einsichtiger und beständiger Thätigkeit betrieben wird.
Indeß ist die Aufgabe, die Bevölkerung Guinês
friedlich zum Ackerbau zu bewegen, schwierig und
verlangt sozusagen die ganze Verwaltungsthätigkeit,
indem einerseits Alles beseitigt wird, was den ver-
schiedenen Stämmen Ursache zum Streit giebt, und
andererseits die arbeitsamsten unter ihnen zur Arbeit
angeleitet werden, damit sie durch ihr Beispiel zur
Erweiterung des Anbaues anregen. Die geringen
und unvollkommenen Versuche, die kürzlich von einer
Mission unternommen worden sind, beweisen, was
von dem durch Kapital unterstützten Ackerbau in
Guiné erwartet werden kann.
Die übrigen unbedeutenden Abgaben sind fol-
gende:
Dollar
Miethsteuer 640
Grundsteuer . 1900
Gewerbe= und Renten 2 600
Gebühren für Orden u. | w. 600
Stempel .... .3600
Registersteuer. 600
Licenzabgaben . 2 400
Verschiedene Geldstrafen 60
Gesundheitsgebühren 220
Diese einfache Aufzählung zeigt, wie sehr die
Civilisation in Guiné zurück und wie gering unsere
politische und Verwaltungsthätigkeit dort noch ist.
Es fehlt an sicheren Anhaltspunkten zur an-
nähernden Bestimmung der Bevölkerung Guinés,
indeß werden 500 000 Einwohner auf dem Festlande
und den Inseln ansässig sein. Eine Schätzung aus
dem Jahre 1888/89 auf 815 000 (mit den Inseln
70.000)0 scheint übertrieben, wenn man die Nachbar-
gebiete damit vergleicht, deren Bevölkerungsdichtigkeit
nicht geringer ist.
Aus der Eigenart der Eingeborenen und den
Rassekämpfen erklärt sich der Rückstand in der Ent-
wickelung Guinés und die geringe Einnahme, der
gegenüber die Ausgaben hoch erscheinen, die sich
auf 176 105 Doll. 859 Reis = 558 000 Mk. be-
laufen. Davon entfallen auf die Militärverwaltung
68 784 Doll. 960 Reis, auf die der Marine
14 821 Doll. 550 Reis. Daraus ergiebt sich die
Nothwendigkeit, mit allen Mitteln die wirthschaft-
lichen Bedingungen Guinês zu bessern, da die Ein-
nahmen nicht einmal ausreichen, die genannten Aus-
gabeposten zu decken. Daß für andere Dienstzweige
deshalb nur Dürftiges aufgewendet wird, ist erklär-
lich. So werden für Unterrichtszwecke 1 500 Doll.,
für Missionen 2 100 Doll., für öffentliche Arbeiten
9 600 Doll. ausgegeben, was, selbst wenn es immer
nutzbringend angewendet würde, keinen großen Ein-
fluß auf den sittlichen und wirthschaftlichen Fortschritt
der Provinz auszuüben vermag.
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S. Thom und Principe.
Die Provinz S. Thomé, aus den beiden Inseln
S. Thomé und Principe bestehend, ist heute eine
der reichsten unserer westafrikanischen Besitzungen.
Der Boden ist überaus fruchtbar, der Pflanzen=
wuchs üppig, die Bewässerung gut, ein Theil so
hoch gelegen, daß er vor ungesunden Einflüssen
schützt. So bietet die Insel S. Thomé Verhält-
nisse zu außerordentlicher Entwickelung, was durch
die Thatsachen ja auch bestätigt wird.
Ist Principe auch nicht so günstig bedacht wie
S. Thomé, so läßt sich gleichwohl aus alten und
neuen Versuchen hoffen, daß auch dort eine bemerkens-
werthe Entwickelung möglich ist.
Von einer Oberfläche von 938 qkm entfallen
auf S. Thomé ungefähr 825 qkm, das sich, von
dem Flächeninhalt abgesehen, den berühmtesten Ko-=
lonien Amerikas an die Seite stellen läßt.
1896/97ergabensich 300 900 Doll.— 903000 Mk.
und zwar:
Direkte Abgaben . 96 400 Doll.
Indirekte 187 600 =
Verschiedene Einnahmen 16 900
Da der Handel auf Principe noch sehr beschränkt
ist, soll im Folgenden hauptsächlich S. Thomé be-
trachtet werden.
1897 betrug die Einfuhr 1 226 960,879 Doll.
Ausfuhr 1 971 906.4471 =
zus. 3 198 867,326 Doll.
— 9 000 000 Mk.
Die Handelsbewegung erfolgt fast ganz auf
heimischen Schiffen und mit dem Mutterlande.
Seit 1868 hat folgende rasche Zunahme statt-
r = =
gefunden:
Dollar Dollar
1868 337 263,957| 1888. 899 124,873
1869 453 573,40) 188 1 0 . 213)745
1870 505 580,036188S5. 938 141,972
1871 534910,7438S6 965 450788
1872 604 743,602 1887 1254 087,440
1873 719 716,9599 1888. 1 447 011,930
1874 810 176,838 1889 1 566 189,000
1875 972 391,551 18900 1 709 746,000
1876 858 636,069 1891. 1747 958,151
1877 673 965,541 1892 1 882 380,742
1878 843 158,133 1893 2 076 691.777
1879 738 223,542 # 1894. 2507 840,845
1880 35 052,919 1895 3 325 612,510
1881 . 1 037 091,997 1896 3 285 303, 0(05
1882 835 182,052 1897 3 198 867,3
Sonach ist in 28 Jahren eine -Sos
der Handelsbewegung eingetreten. Nicht viele Bei-
spiele lassen sich in der Geschichte anderer Kolonien
dem gegenüberstellen. 1895 wurden ausgeführt:
Kakao 1 282 555,920 Doll.
Kaffee 778 196,080.
Chinarinde. 17 434,608 =