Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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herausgestellt, daß der in der Nachbarschaft von 
Tunga auf dem rechten Lokundje= Ufer wohnende 
Häuptling Kanne einen sehr thätigen Antheil an den 
Unruhen genommen hatte. Allerseits wurde Kanne 
als Anstifter und Aufhetzer bezeichnet. Die am 
8. Februar nach Kanne entsandte Patrouille, welche 
den Häuptling fangen sollte, fand heftige Gegenwehr. 
Hierbei fielen acht Eingeborene. Auch der Häuptling 
wurde erschossen. Nach Rückkehr dieser Patrouille 
ließen die Bulis ihre Unterwerfung durch die Mfan- 
leute anmelden. Am 14. erschien der Sakoihäuptling 
Bejong, zwei Gesandte des Sakoihäuptlings Ndum 
und fünf Jenjokhäuptlinge mit vielen Leuten. Sie 
versicherten ihre Unterwerfung und versprachen, sich 
allen Bedingungen zu fügen. Nicht erschienen waren 
die Sakoihäuptlinge Wellekuma und Missimanje. 
Bejong gab an, daß er seit dem letzten Gefecht jede 
Verbindung mit denselben verloren hätte. Er würde 
sie suchen lassen, doch würden dieselben vor fünf 
Tagen wohl nicht erscheinen können. Außer diesen 
beiden fehlte noch der Jenjokhäuptling Mavu. 
Als Friedensbedingung wurde den Bulis, neben 
dem in erster Linie geforderten persönlichen Erscheinen 
aller Häuptlinge, die Reinigung des Regierungsweges 
von Bipindi nach Kribi auferlegt. Außerdem mußten 
sie insgesammt 70 Stück Vieh bezahlen. 
Mit der Reinigung dieses Weges, der bereits 
wieder sehr verwachsen und durch umgestürzte Baum- 
stämme vielsach versperrt war, mußte in 14 Tagen 
begonnen werden. Z 
Da es im Interesse des Gouvernements lag, daß 
die Bulisache in der Nähe der großen Straße möglichst 
bald und rund zum Abschluß kam, gab ich den Bulis 
bekannt, daß die Truppe erst bei vollständiger Zahlung 
ihr Land verlassen würde. Für die Ausführung der 
Wegearbeit sollte eine von mir noch zu bestimmende 
Anzahl von Geiseln haften. Vorerst wurde den Bulis 
nur ein Waffenstillstand bis zum 2. März bewilligt. 
Diesen Verhandlungen wohnten viele Ngumba= und 
Mfanhäuptlinge bei. Alle, auch die Bulihäuptlinge, 
verblieben nachts im Lager. 
An 15. Februar wurde die zweite Kompagnie 
hierhin herangezogen, da es in Quamalumba anfing 
an Nahrungsmitteln zu fehlen. Hier gewährleisteten 
die verschiedenen Farmen, die militärisch bewacht 
wurden, für längere Zeit ausgiebige Verpflegung. 
Der Ort Matemape liegt sehr hoch auf einem 
nach Westen steil abfallenden Gebirgsstock, der sich 
im Allgemeinen wohl an 200 m über das westlich 
liegende Berg= und Hügelland erhebt. Nördlich findet 
dieser Gebirgsstock seinen Abschluß in den mächtigen 
Erhebungen der Bakokoberge. Nach Süden zu scheint 
er in mehreren steilen Gebirgsrücken zu verlaufen. 
Von dem Orte Matemape aus erblickt man bei 
klarrem Himmel in weiter Ferne zwei auffallend ge- 
formte Bergkuppen, die in der Nähe von Lolodorf 
liegen. Daher eignet sich dieser Platz zu einer geo- 
graphischen Aufnahme, und ließ ich den Platz selbst 
und eine oberhalb des Dorfes gelegene Kuppe durch 
Träger und Soldaten während des Wasffenstillstandes 
  
freischlagen. Premierlieutenant Freiherr v. Stein 
wurde beauftragt, Peilungen anzustellen und diesen 
Punkt behufs Ortsbestimmungen in Aussicht zu nehmen. 
Am 20. Februar abends erschien der Häuptling 
Wellekuma und tags darauf der Häuptling Missi- 
manje. Am 22. kam der Häuptling Bejong, der 
noch nicht erschienene Jenjokhäuptling Mavu und 
andere. Sie brachten Anzahlungen und baten um 
längere Zahlungsfrist, da sie ihr Vieh sehr weit 
weggetrieben hätten. Der Sakoihäuptling Bejong 
zeigte an, daß er bereits morgen mit seinen Leuten 
zum Reinigen des Regierungsweges abmarschire, was 
sich als richtig herausstellte. Auch Missimanje und 
Wellekuma brachten Theilzahlungen in Gummi und 
Elfenbein. Am 2. März schloß ich mit allen nun- 
mehr anwesenden Häuptlingen endgültig Frieden, 
mußte aber in den folgenden Tagen noch Maßregeln 
gegen säumige Zahler ergreifen. Auch mußten die 
Jenjoks zur Wegearbeit angehalten werden. 
Am 3. März sandte ich Lieutenant Nolte zum 
Antritt seines Erholungsurlaubs mit den Kranken 
und Verwundeten zur Küste. Lazarethgehülfe Bau- 
mann und Unteroffizier Luck waren dem Transport 
angeschlossen. 
Den 7. März meldete mir der auf dem Marsche 
nach Yauünde befindliche Premierlieutenant Dominik, 
daß etwa 100 Bulis an dem Regierungswege ar- 
beiteten. 
In den folgenden Tagen liefen die Restzahlungen 
ein. So wurde trotz verschiedener neuer Pocken- 
erkrankungen der Abmarsch am 12. März nach Bipindi 
angetreten. Wegen der zahlreichen Kranken konnten 
nur kleine Märsche gemacht werden, und benutzte ich 
diesen Umstand zu einem Abstecher in Begleitung 
von füuf farbigen Soldaten zu dem Bakokohäuptling 
Pekim. Pekim wohnt auf dem rechten Lokundje-Ufer, 
etwa drei Stunden unterhalb von Bipindi. Dieser 
Häuptling hatte bisher, eingedenk älterer Sünden, 
jede Berührung mit Regierungsangehörigen zu ver- 
meiden gewußt. Vorher durch seinen Schwiegersohn, 
den Häuptling Tunga, verständigt, daß er nichts zu 
fürchten habe, erwartete mich Pekim in seinem Dorse, 
versicherte seine Ergebenheit und brachte reiche Ge- 
schenke. Er hatte für den folgenden Tag alle seine 
Unterhäuptlinge und Leute zu meiner Begrüßung 
zusammengerufen. Ich fand mehrere hundert Bakokos 
versammelt, die alle ihre Unterwerfung durch Ge- 
schenke und Versicherung zum Ausdruck brachten. 
Pekim erhielt neben dem angemessenen Gegengeschenk 
für sich und seine Leute die erbetene deutsche Flagge 
und den Schutzschein. Er versprach, nunmehr stets 
ein treuer Anhänger des Gouvernements zu sein. Von 
Pekim begab ich mich direkt nach Tungadorf. Hier 
hatte inzwischen die Expedition unter Führung des 
ältesten Offiziers Quartier bezogen. Die Kranken 
und der allgemeine Gesundheitszustand der Truppe, 
der durch die schlechte Unterkunft in Matemape ge- 
litten hatte, nöthigten zu mehrtägigem Aufenthalt. 
Am 19. März passirten hier zwei weiße Kauf- 
leute von den Firmen der Küste durch, welche sich
	        
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