afrikanischen Staaten folgende: Die von Geh. Rath
Koch und nach ihm vom Redner vorgenommenen
Impfungen hatten durchweg volle Immunität der
geimpften Rinder, ohne daß dieselben andere Er-
scheinungen als die geschilderte Schwellung gezeigt
hätten, erzielt.
Dagegen waren aus verschiedenen Theilen Süd-
afrikas Mittheilungen laut geworden, daß die
Gallenimpfung häufiger bei vorher gesunden bezw.
der Rinderpest unverdächtigen Thieren Rinderpest
erzeugt habe. Andererseits war berichtet worden,
daß gallengeimpfte Thiere ein bis zwei Monate nach
der Impfung sich gegen Rinderpestinfektion nicht
mehr immun erwiesen hätten. Die erstere Erschei-
nung mußte nach den eigenen Erfahrungen auf
mangelhafte Sorgfalt beim Impfgeschäft, besonders
bei Trennung der geimpften Thiere vor Eintritt der
Immunität von kranken bezw. verdächtigen Rindern,
geschoben werden. Trotzdem beschloß Redner, bei
Ausführung des Impfgeschäftes in Deutsch-Südwest-
afrika alle schwachen, alten und kranken Thiere, von
denen behauptet wurde, daß sie nach der Impfung
schwere allgemeine Rinderpesterscheinungen zeigen
könnten, von den übrigen Thieren streng gesondert
zu impfen.
Auf Grund der zweiten Mittheilung infizirte
Redner vier Kontrolthiere der Herde, welche drei
Monate zuvor von Geh. Rath Koch selbst mit Galle
geimpft worden waren, mit tödlichen Dosen Rinder-
pestbluts; dieselben sind gesund geblieben. Auch
trotz dieses Ergebnisses beschloß Redner, auf die
Dauer der reinen Gallenimmunität bezw. eine Ver-
stärkung der letzteren seine besondere Aufmerksamkeit
zu richten. Nachdem Redner in Kapstadt seine
wissenschaftlich-praktische Ausrüstung zusammengestellt
hatte, fuhr er nach dem Hafenplatz Deutsch-Süd-
westafrikas Swakopmund, wo er Ende Mai 1897
eintraf. Hier fand er folgende Sachlage: Gleich
nach Bekanntwerden des Auftretens der Rinderpest
in Südafrika hatte die Regierung Sperr= und Beob-
achtungsmaßnahmen an der gefährdeten Grenze ge-
trosen. Trotzdem war die Rinderpest über die
Nordostgrenze hereingebrochen und war, von dort,
durch einen Frachtfahrer verschleppt, Anfang April
bei Windhoek aufgetreten. Zuerst nicht erkannt, war
sie nach Eintreffen der ersten Kochschen Berichte mit
naalknimpfung bekämpft worden. Es wurde durch
! düe eine größere Anzahl Rinder gerettet, dem
Cur ringen der Seuche nach der Küste jedoch kein
inhalt gethan. Dieselbe war Ende Mai 1897 bis
Bwbtie, drei Tagemärsche von der Küste, gelangt.
ner entwarf für sein Vorgehen folgenden Plan:
1. Gewinnung eines Platzes an der Pestgrenze
wo mit größter Schnelli kei # · ig 3 /
aushubilden sind chnelligkeit möglichst viel Impfer
6 2. In erster Linic möglichst schnelle Impfung
vezes en gesammten Verkehr vermittelnden Zug-
505
——
3. Eintheilung des verseuchten und gefährdeten
Gebiets im Impfbezirke mit je einer Centralstation,
von der die Leitung und Kontrole des Impf-
geschäftes, mikroskopische Untersuchung von Galle und
Rinderpestblut (letzteres zu Kontrol= bezw. Nach-
impfungen bestimmt) sowie Versendung des Impf-
stoffes ausgeführt werden. (Für die Gallengewin-
nung mußte die große Anzahl rinderpestkranken
Viehes als ausreichend angesehen werden, und war
nach den Erfahrungen in Südafrika anzunehmen, daß
ein an Rinderpest eingegangenes Thier durchschnitt-
lich genügend Impfstoff zur Immunisirung von 25
anderen Rindern lieferte.)
4. Neben der Impfung einhergehend möglichst
schnelle, mit aller Energie zu betreibende Ausrottung
des Rinderpest-Ansteckungsstoffes durch geeignete
Sperr= und Desinfektionsmaßnahmen (besonders
Verbrennen der verendeten Thiere, Abbrennen ver-
seuchter Weideplätze, Desinsektion von Wasserstellen,
Desinfektion von Menschen, Vieh und leblosen Gegen-
ständen, welche mit der Rinderpest in Berührung
gekommen waren, Hundesperre).
5. In Anbetracht der Panik und hochgradigen
Erregung der Bevölkerung kein Impfzwang auf
Grund der Ucberzeugung, daß nach den ersten Er.
gebnissen der Impfung und der sie begleitenden
Maßnahmen dic Bevölkerung allen Anordnungen sich
fügen würde.
Redner sandte von Swakopmund gleich nach
seinem Eintreffen Reiseplan und Impfinstruktion nach
Windhvek und brach selbst zwei Tage später in Be-
gleitung des Distriktschefs von Swakopmund, Haupt-
mann v. Perbandt, des Regierungsarztes Lübbert,
sowie mehrerer schon hier zum Impfgeschäft aus-
ersehenen Personen nach Tsaobis auf. Auf dem
Wege dorthin konnte er bereits in Modderfontein
den ersten Rinderpestfall feststellen, seiner Begleitung
demonstriren sowie geeignete Isolirungsmaßnahmen
für 25 am Platze befindliche Ochsengespanne (zu je
24 Ochsen) treffen. Durch diese und nachfolgende
Impfung ist der größte Theil der Ochsengespanne
in Modderfontein gerettet worden. In Tsoobis
wurde in einer ausgedehnten Schlucht der erste
größte Rinderpestherd gesunden. In drei Tagen
konnte hier eine größere Anzahl Impfer ausgoebildet
werden, nachdem bereits am Tage des Eintreffens
bei den zahlreichen in der Umgebung befindlichen
Gespannen mit dem Impyfgeschäft begonnen wor-
den war. )Y
Nach Einrichtung der ersten Impfstation in
Tsaobis und Uebergabe derselben nebst dem dazu
bestimmten Impfbezirk an den Regierungsarzt
Lübbert begab sich Redner weiter mit dem ihm
vom Landeshauptmann entgegengesandten Stellver-
treter desselben, Regierungsrath v. Lindequist,
nach Otjimbingue. Nachdem hier zuerst die erregten
Gemüther der ziemlich zahlreich ansässigen Europäer
beruhigt waren, richtete Redner eine zweite Central=
station mit dem dazu gehörigen Impfbezirke ein und