Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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zwischen den Feldern vertheilten Trockenscheunen ge= stiegen aus. Nach kurzem Gange, erst durch Man- 
bracht worden war, konnte man die Sorgfalt, mit 
der die Felder bestellt waren, noch gut erkennen, 
auch stand noch eine recht beträchtliche Menge großen- 
theils ausgezeichnet aussehenden Krautes draußen. 
Vielsach sah man auch die chinesischen Kulis bei der 
Arbeit, neue Pflanzen einzusetzen, in der Hoffnung, 
sie noch vor Schluß der Ernte zur Reife zu bringen. 
Bekanntlich ist es in Sumatra, und nach dessen Vor- 
bild auch in Borneo Gebrauch, den chinesischen Kulis 
je ein oder einige Felder zu selbständiger Bepflanzung 
zu überlassen und ihren Eifer dadurch anzuspornen, 
daß ihnen Zahlung je nach Zahl und Güte der 
von ihnen nach dem Schnitt eingereichten Pflanzen 
geleistet wird. Auf diese Weise wird es möglich, 
die Beaussichtigung über Hunderte von Kulis und 
über die Bearbeitung weiter Landstrecken durch 
wenige europäische Assistenten zu bewerkstelligen. In 
den Trockenscheunen sah ich sorgfältig in langen 
Reihen neben und übereinander aufgehängt die ab- 
geschnittenen Pflanzen im Zustande des Trocknens, 
nach dessen Beendigung die Blätter zum Fermentiren 
in die Fermentirscheune gebracht werden. Nach der 
Beendigung des Fermentirprozesses werden die Blätter 
nach ihrer Güte, d. h. nach der Länge, Farbe, Frei- 
heit von Löchern 2c. sortirt, dann in Ballen verpackt 
und versandt. Das Sortiren konnte ich nicht sehen, 
weil noch kein Tabak fertig fermentirt war. Wir 
gingen am nächsten Morgen nach einem Stück Ur- 
wald, das im nächsten Jahre zur Bebauung gerodet 
werden sollte. Es waren jetzt Leute mit dem Fällen 
herrlicher alter Billianbäume, deren Holz für fast so 
werthvoll wie Teakholz gilt, beschäftigt. Leider wird 
bei den Rodungen ungeheuer viel schönes Nutzholz 
ein Raub der Flammen, lediglich, weil es im Urwald 
an Mitteln sehlt, es auf den Markt, zu den Häsen 
zu bringen. Bei der Rückkehr von dieser Exkursion 
mußte ich mich von cinigen Blutegeln befreien, die sich 
an meinen Beinen festgesogen hatten; die Stelle, wo 
einer von ihnen gesessen hatte, war noch nach einer 
Woche zu erkennen. 
Am 8. September nachmittags 1 Uhr verließ ich 
mit der inzwischen zurückgelehrten „Sabah“ Batu 
Putch und erreichte am nächsten Vormittag wieder 
Sandakan. 
Meinen zweiten Ausflug von Sandakan aus, den 
nach Byte Niver Estate, unternahm ich am 13. Sep- 
tember in Begleitung des Advokaten aus Singapore, 
des Herrn Lease, Verwalters des Koyah Cstate, 
und eines Kaufmanns aus Sandakan, der die kauf- 
männische Verwaltung von Byte Estate vertretungs- 
weise leitete. Wir fuhren westlich von Balhalla hin- 
durch und dann nordwestlich bis zu dem auf der 
Karte Sibuga, sonst Byte genannten Fluß, der mit 
den mit Mangroven und Nipa bewachsenen Usern 
den gleichen Charakter zeigte, wie der Kinabatangan, 
aber nur einen kurzen Lauf und ein schmales Bett 
hat. Eine halbe Stunde stromaufwärts legten wir 
an einer etwas primitiven Landungsbrücke an und 
  
grovengebüsch, später durch Kaffeebusch, gelangte man 
zu dem Hause des Verwalters Herrn Snell, der 
hier mit seiner jungen Frau, einem zweimonatigen 
Söhnchen und einem Assistenten, einem jungen Deut- 
schen, wohnt. Er war auf den Besuch nicht vor- 
bereitet, da keine Post nach dem Ort geht und man 
ihn nur mit spezieller Gelegenheit erreichen kann. 
Wir hatten aber durch Fürsorge des Gouverneurs 
unsere Lebensmittel und Bedienung selbst mitgebracht. 
Die Plantage gehört der British North Borneo 
Development Corporation Limited, einer Aktiengesell- 
schaft, die dazu ins Leben gerufen ist, um große 
Länderstrecken zu erwerben und auf ihnen Versuchs- 
kulturen anzulegen. Von dem im Ganzen 55 000 
Acres betragenden Areal, ist bis jetzt nur ein kleiner 
Theil bebaut und zwar hauptsächlich mit Kaffee, 
daneben einige Acker mit Kokosnuß, Hanf, Gambier 
und Pfeffer. Als Arbeiter fand ich hier wiederum 
Hakka-Chinesen, die auch eine eigene Ansiedelung 
hatten. Dort sah Alles wohl gepflegt aus und ge- 
dieh vorzüglich. 
Gegen 4 Uhr nachmittags machten wir uns zur 
Rückfahrt auf und waren nach 2½ Stunden wieder 
in Sandakan. Zu meinem Bedauern war es mir 
nicht mehr möglich, noch eine Tour nach Darvelbai 
zu unternehmen, da ich sonst meine Absicht, die 
Pflanzungen an der Marudubai zu sehen, hätte auf- 
geben müssen. Die Möglichkeit, auch die goldtragen- 
den Theile des Landes an der Darvelbai kennen zu 
lernen, schien ausgeschlossen, weil dazu eine besondere 
Expedition nöthig gewesen wäre. 
Am 16. September abends verließ ich Sandakan 
mit einem Lokaldampfer, der am nächsten Morgen 
8 Uhr an einem Dorfe Jembongon in der Schom- 
burghbucht anlief, um einige eingeborene Passagiere 
an Land zu setzen und einige Ladung zu löschen, 
und uns abends, nachdem wir den Mallawallekanal 
passirt hatten, wieder nach Kudat brachte. Hier war 
der Resident gerade abwesend und zur Untersuchung 
eines Mordes nach Pitas Estate gefahren. Ich 
übernachtete im Hause des Regierungsarztes und 
fuhr den nächsten Morgen ebenfalls nach Pitas Estate, 
wo ich bis zum 20. September frühmorgens blieb, 
um dann mit Herrn Little zunächst nach Taritipan 
Estate und am gleichen Tage abends zurück nach 
Kudat zu fahren. Am nächsten Tage, 21. Septem- 
ber, saß ich gerade im Regierungsgebäude und sprach 
mit dem Schatzmeister über den Haushaltsetat, als 
das Haus heftig erschüttert wurde, wie wenn Jemand 
mit aller Gewalt an den Grundpseilern rüttelte. Es 
war ein Erdbeben, das sich zu gleicher Zeit — zehn 
Minnten nach 1 Uhr — über den Norden Borneos 
in südwestlicher und weithin über das Meer in öst- 
licher Richtung erstreckt hat. In der Nähe der Insel 
Labnan (etwa 150 englische Meilen südwestlich von 
Kudat) hob sich zu gleicher Zeit eine Insel aus dem 
Meere heraus, die etwa 250 m breit und 60 Fuß 
hoch sein sollte. Um 5 Uhr nachmittags fuhr ich
	        
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