Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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auf dem Geröll nicht unbemerkt weiter konnten, legten 
wir an, schossen und rannten vor. 
Beide Gestalten waren todt, die vom Boy als 
Quawa bezeichnete seit etwa 1½ Stunden, aber 
ohne Todtenstarre. Der Msagira Muia Urambo 
bezeichnete diese Leiche sofort als Quawa seldst. 
Augenscheinlich hatte sich dieser, als wir den er- 
wähnten Schuß höärten, selbst erschossen. Um den 
Leib trug er neben verschiedenen „Dauas“ einen 
halbvollen Patronengürtel zu 70 Patronen. Sein 
Karabiner war an der Mündung bedeutend geplatzt 
und war im Feuer neben ihm stellenweise stark ver- 
kohlt. Die Leiche des Mussigombo war schon ganz 
starr, neben ihm lag eine Jägerbüchse. Zusammen 
trugen die beiden Leichen 117 Patronen. Bald kam 
meine Karawane nach; die Wahehe 2c. erkannten 
Quawa sofort und blieben längere Zeit in gedrückter 
Stille. Am 20. d. Mts. traf ich nach Mittag in 
Iringa wieder ein. 
Bericht des Lieutenants RKannenberg über seine Neise 
nach Rongbonda und Matambulu. 
Aus dem Berichte des Lieutenants Kannenberg 
an das Kaiserliche Gouvernement für Deutsch-Ostafrika 
aus Mpapua vom 20. Juli d. Is. über seine Reise 
nach Konghonda und Matambulu entnehmen wir 
folgende Schilderungen: 
Der Zweck meiner Reise war die Erkundung der 
neu anzulegenden, gegenüber der alten um fast zwei 
Tagemärsche verkürzten großen Karawanenstraße, als 
deren Endpunkt im hiesigen Bezirk zufolge Verab- 
redung mit Kilimatinde die Ortschaften Singe-Dodoma 
ausersehen sind. Die Anlage der Straße bietet nach 
dieser Erkundung auf der ganzen Strecke keine 
nennenswerthen Schwierigkeiten, letztere verläuft viel- 
mehr nahezu gerade und fast meist eben. Indessen 
muß ihr Bau wegen des Wassermangels mit der 
ebenfalls in den nächsten Monaten erfolgenden Neu- 
anlage der Brunnen Hand in Hand gehen oder ihr 
folgen. Der Brunnenmeister Klinder arbeitet zur 
Zeit noch an dem Brunnen von Godegode östlich 
Mpapua. 
Das Gebiet, durch das die neue Straße führen 
wird, zwischen Mpapua und Dodona, ist eine schöne 
von vielen Bergketten und Berggruppen durchzogene 
Waldgebirgslandschaft, deren Wälder, wic überall 
hier, größtentheils aus Akazienarten bestehen; sie wird 
durch das Dazwischentreten der nördlichen Marenga- 
Makalisteppe in drei Abschnitte getheilt. Allen dreien 
aber ist das gemeinsam, daß in ihnen Flüsse mit 
perennirendem Wasser vollkommen fehlen, letzteres 
wird vielmehr nur in einzelnen großen Flußbetten in 
Wasserlöchern gegraben und ist so trübe, faulig und 
brackig, daß es sehr leicht Dysenterie erzeugt. Solche 
Wasserlöcher finden sich bei allen Ortschaften zwischen 
Mpopua und Dodona und ermöglichen überhaupt 
erst deren Existenz. 
  
Von Mpapua kommend, gelangt man zunächst 
durch eine vertrocknete Pori hindurch zu dem Dorfe 
Kissokwe und hier durch prächtige grüne Akazienhaine, 
welche von vielen Antilopenarten und Hühnervögeln 
belebt sind, während rechts in einem entzückenden 
Seitenthal die englische Missionsstation (Ch. M. S.) 
versteckt liegen bleibt; dann steigt man durch ein 
schmales Gebirgsthal in das Dorf Tschunio hinab, 
das wegen seiner reichen Kalklager bemerkenswerth 
ist, dann folgt eine zehn Stunden lange trockene und 
dornige Pori, in welcher nur ab und zu eine Akazie 
spärlichen Schatten bietet oder ein Zahnbürstenbaum 
(Mswaki) durch das in der übrigen Dürre über- 
raschend frische und saftige Grün seiner Blätter das 
Auge erfreut, seine Beeren werden in Zeiten der 
Hungersnoth von den Eingeborenen gegessen. 3½ 
Stunden hinter Tschunjo bietet endlich ein riesiger 
Affenbrotbaum (16 m Umfang), bei dem stets ein 
erfrischender Wind weht, einen erwünschten Rastplatz. 
Nach weiteren zwei Stunden gelangt man an den 
Yamegoafelsen, bei dem der erste Brunnen auf dieser 
Strecke gebaut werden soll. Von hier bis einige 
Stunden hinter Tschikombo wird die Pori jetzt durch 
einzelne große, freie Steppen unterbrochen, welche die 
Nordausläufer der Marenga= makali bilden und von 
großen Trupps von Straußen, Zebras, Wildschweinen 
und den verschiedensten Antilopenarten belebt sind. 
Hinter Tschikombo fallen die kolossalen, frei in der 
Steppe liegenden erratischen Blöcke ins Auge. Bei 
Itumbi ist dann der zweite Brunnen geplant. Auf 
der weiteren Strecke folgen jetzt mehrere durch ihre 
Karawanenräubercien und Askariermordungen berüch- 
tigte Ortschaften, deren Sultane früher Hongo (Zol) 
von den Karawanen erpreßten, einzelne sind aus den 
Reisen Stanleys und Emin Paschas bekannt; 
auf der Station heißt jene Gegend nur noch die 
„Wetterecke“. Gegen Konghonda und Ihume, die 
beiden übelsten Orte dieser Gegend richtete sich meine 
Expedition. Der Brunnen soll etwas über diese 
Orte hinaus, nach Dodoma zu, angelegt werden; es 
ist der dritte und letzte im Bezirk auf der genannten 
Strecke. Die ganze Gegend hierselbst ist reich bebaut 
und stark bevölkert, es giebt hier mehrere Ortschaften 
von über 2000 Einwohnern. Die Felder sind weithm 
mit Mtama bepflanzt, und die mächtigen Tennen in 
den Temben sind meist hoch mit Korn angefüllt. 
Bei Konghonda wachsen auf den Feldern einheimische 
Weintrauben, große dunkle Trauben und sehr wohl- 
schmeckend. Auf den Bäumen sieht man hier vielfach 
ausgehöhlte Baumstämme liegen, die zum Sammeln 
des Honigs der wilden Bienen diencn. An den 
Berghängen weiden zahlreiche, kleine Viehherden. 
Die Wagogo bereiten hier eine erfrischende saure 
Milch, die aber in den Buju (Kürbisflaschen) einen 
dumpfigen fauligen Beigeschmack erhält. Viel besser 
ist die saure Milch der Massai dieser Gegend, weil 
diese sie in schönen, mit Kaurimuscheln verzierten 
Lederflaschen aufbewahren. 
Die Wagogo sind, wie viele andere wilde Völker-
	        
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