Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

1632 (1509 im Vorjahre). Die Zahl der Personen, 
welche sich zum Christenthum bekennen, betrug unge- 
führ 42000. An Schulen waren 1895/96 67 thätig. 
Darin wurden 6850 Kinder (3693 Knaben, 3157 
Mädchen) unterrichtet, etwas mehr als im Vorijahr. 
1895 fand zum ersten Male eine Preisausstellung 
von Schularbeiten in der Wilberforce-Gedächtnißhalle 
statt, an welcher sich 24 Schulen betheiligten, 1896 
eine zweite mit noch größerer Betheiligung. 
Der Import betrug 494688 Pfd. Sterl. und 
hatte gegen das Vorjahr eine Steigerung um beinahe 
16 pCt. erfahren, trotzdem die Einfuhr von Spiri= 
tuosen infolge der am 1. Januar 1896 in Kraft 
getretenen Erhöhung des Einfuhrzolls für solche er- 
heblich abgenommen hatte. Die Ausfuhr belief sich 
auf 449 033 Pfd. Sterl. gegen 452 604 im Vorjahre. 
Die Ausfuhr nach Deutschland betrug 103209 Pfd. 
Sterl, die Einfuhr aus Deutschland nach Sierra 
Leone 26 336 Pfd. Sterl. An Schiffen haben 775 
mit 574630 Tonnengehalt die Kolonie angelaufen. 
Mit dem Bau der Eisenbahn zwischen Freetown und 
Songo Town wurde 1896 begonnen, 3½⅛ Meilen 
sind vollendet, weitere 6½ in Angriff genommen. 
Im August wurde über die an die Kolonie angren- 
zenden, in der britischen Interessensphäre liegenden 
Gebiete von etwa 30 000 Quadratmeilen Größe das 
britische Protektorat proklamirt und dies jetzt „Das 
Protektorat“ genannte Gebiet in fünf Distrikte mit 
District Commissioners an der Spitze getheilt. 
— 
Der dandel Javas 1890. 
Der Export betrug 393764 Tonnen gegen 396 280 
im Vorjahre. Importirt wurden hauptsächlich euro- 
päische Manufakturwaaren, Sulphate und Petroleum. 
Das in Java selbst gewonnene Petroleum, welches 
an Qualität hinter dem amerikanischen und russischen 
noch zurücksteht, wurde in bedeutend größeren Mengen 
als im Vorjahre auf den Markt gebracht. Zwischen 
Batavia, Samarang und Sourabaya wurde im De- 
zember eine Telephonverbindung eröffnet. Eine 
holländische Gesellschaft hat große Elektrizitätswerke 
in Batavia angelegt. " 
.. 
Curacao. 
Cauragao hat nach der Zählung vom Jahre 1892 
eine Bevölkerung von 27 493 Köpfen. Die Insel 
wird letzt regelmäßig von den Dampfern folgender 
Linien angelaufen: der Hamburg-Amerikanischen 
Packetfahrt-Mtiengesellschaft, der West Indian and 
Poeific Line, der Harrison, der Prince Line (englisch), 
der Koninglyke West West Indische Maildienst (hollän= 
dich), der Compagnie Géönérale Transatlantique 
Cranzösisch), der Red D) Line (amerikanisch). Von 
35 
  
britischen Fahrzeugen liefen 1896 die Insel an: 
49 Dampfschiffe mit 89 605 Tonnengehalt, 21 Segel- 
schiffe mit 3621 Tonnengehalt. 
  
Gambia. 
Die Gesammteinnahmen der Kolonie betrugen 
1896 26 171 Pfd. Sterl., die Ausgaben 25300. 
Unter den Einnahmen ist besonders hervorzuheben 
die im Protektorat erhobene Hüttentaxe. Dieselbe, 
einen Schilling pro Hütte betragend, wurde von den 
Eingeborenen freiwillig an die Kommissare bezahlt, 
ohne daß irgend welcher Zwang ausgeübt zu werden 
brauchte. Insgesammt brachte die Hüttentaxe 970 
Pfd. Sterl. ein. Eine wichtige Maßregel wurde 
hinsichtlich des Grunderwerbs getroffen, in dem die 
Verfügung über die öffentlichen Ländereien in der 
Kolonie und im Protektorat, für welche ein recht- 
mäßiger Eigenthümer nicht ausgemittelt werden kann, 
in die Hand des Gouvernements gelegt wurde. Man 
hofft dadurch Kapitalisten zu landwirthschaftlichen 
Unternehmungen zu ermuthigen, da das Gouvernement 
jetzt solchen Personen, welche bona fide Ländereien 
bebauen wollen, Landcertifikate ausstellen kann. 
Der Prozentsatz der Geburten und Sterbefälle 
ist schwer festzustellen, ungefähr betrug der der er- 
steren 25, der der letzteren 26 auf 1000. Die 
Schulverhältnisse waren nicht sehr befriedigend. Die 
Zahl der unterrichteten Kinder war weniger als 900, 
während es 1500 sein sollten. 
Im Protektorat sind Eingeborenengerichte errichtet 
worden, welche die früher den Häuptlingen oblie- 
gende Rechtsprechung wahrnehmen. Eine reguläre 
Polizeimacht besteht nicht im Protektorat, dafür be- 
finden sich in jeder Stadt eine Anzahl von „Messen- 
gers“, welche aus den Einwohnern ausgewählt wer- 
den und die Befugnisse der Polizei wahrzunehmen 
haben, sobald ihnen eine um den Hals zu tragende 
Erkennungsmarke ausgehändigt wird. Sie werden 
für jeden einzelnen Tag bezahlt, an dem sie so in 
Wirksamkeit treten. Dies System scheint sich zu be- 
währen. 
Die Haussklaverei — die allein noch existirende 
— ist im Absterben begriffen. Die Zustände waren 
während des Jahres 1896 in der Kolonie wie im 
Protektorat vollkommen ruhig und friedlich. 
  
Dampferverbindung zwischen Madagaskar und 
Louren zo-Maraques. 
Zeitungsnachrichten zufolge hat eine französische 
Schifffahrtsgesellschaft eine regelmäßige Dampferver- 
bindung zwischen Madagaskar und Lourenzo-Marques 
ins Leben gerufen. Es wird besonders die Einfuhr 
pen Vieh aus Madagaskar nach Südafrika beab- 
ichtigt. 
— — — —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.