Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Glück im Hererolande das Impfen der Ochsen ge- 
lernt, und so konnten die Brüder im Ovambolande 
damit beginnen. Die Rinderpest war nämlich auch 
hier im Anzuge und brachte für unsere Geschwister 
noch eine ganz besondere Gefahr mit sich wegen des 
bekannten argen heidnischen Aberglaubens der Cvambo. 
Weil gerade kurz vorher auch drei Vornehme plötzlich 
gestorben waren, so suchte man Beides, diesen Todes- 
sall und das Kommen der Rinderpest, den Missio- 
naren zur Last zu legen, und es erhoben sich 
Stimmen im Volke, die ihren Tod verlangten. Nun 
kam die Rinderpest wirklich. Wer nun Vertrauen 
zu den Missionaren hatte, wie der Häuptling Uejulu 
und manche Anderen, der ließ sein Vieh von den 
Missionaren impsen. Die anderen Heiden versuchten 
es dagegen mit ihrer Zauberei. Als nun aber die 
Pest unter allen nicht geimpften Thieren ihr grausiges 
Werk in kurzer Zeit vollbrachte, dagegen von den 
geimpften Thieren nur ganz wenige starben, da gab 
es einen gewaltigen Umschwung im ganzen Volke zu 
Gunsten der Missionare. „Die sorgen nicht nur 
für uns, sondern auch für unser Vieh; die können 
nicht nur Menschen, sondern auch die Ochsen am 
Leben erhalten!“ so hieß es nun. Außerdem aber 
hatte das Impfen große Massen von Leuten zum 
ersten Mal mit den Missionaren bekannt gemacht 
und mit Vertrauen zu ihnen erfüllt. Dazu kam, 
daß die Getauften, unter ihnen auch die Erstlinge 
der neuen Station Ondjiva oder Onanjama, sich in 
der Zeit, da man ihnen sammt den Missionaren ans 
Leben wollte, trefflich gehalten und einen festen 
Glauben bewiesen hatten. Alles das hat zusammen- 
gewirkt, um uns auch im Ovambolande eine schöne 
Thür unter dem Volke aufzuthun. Darum haben 
wir denn auch gemeint, unbedingt einen weiteren 
Bruder dahin senden zu müssen. Vielleicht wäre 
gerade hier auch die Arbeit eines Missionsarztes 
besonders am Platze. Gott Lob, hat sich denn auch 
schon wieder ein weiterer, der fünfte Missionsarzt, 
bei uns gemeldet. Noch eins möchte ich hier er- 
wähnen, das mir nicht unwichtig erscheint. Es ist 
dem Br. Stahlhut gelungen, worauf wir schon 
länger gedrungen hatten, eine andere Art des Haus- 
baues einzuführen, wie sie sicherlich für das dortige 
Klima viel besser paßt, nämlich so, daß das Haus 
auf Pfählen steht und also nicht unmittelbar auf 
dem Boden 
In Neu--Guinea müssen wir dem Herrn 
dankbar sein, daß auch dies Jahr wieder ohne neue 
Todesfälle vorübergegangen ist. Aber allerdings 
nicht ohne Verluste. Der Br. Holzapfel, den wir 
vor zwei Jahren als Zimmermann dahin gesandt 
hatten, hat wegen schwerer Fieber das Land ver- 
lassen müssen. Außerdem erwarten wir die Geschw. 
Bergmann schon wieder hier und auch Schw. 
Hoffmann wird wohl bald kommen müssen. (Miss. 
Hoffmann ist inzwischen mit seiner Frau einge- 
troffen, ebenso Geschw. Bergmann.) Wir müssen 
uns noch immer mehr dorau gewöhnen, daß es eben 
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—.— 
auf Neu-Guinea für Europäer unmöglich ist, länger 
als einige Jahre hintereinander im Lande zu ver- 
weilen. Manche unserer Freunde sind schon lange 
ungeduldig geworden, daß in Neu-Guinea noch immer 
keine Papuas getauft seien. Aber wenn man genau 
weiß, wie die Dinge liegen, wenn man zum Beispiel 
bedenlt, daß Br. Hoffmann, der doch auf Bogadjim 
am weitesten in der Erforschung der Sprache ge- 
kommen ist, erst kürzlich voller Freude darüber be- 
richtete, daß es ihm nun endlich gelungen sei, ein 
Wort für „Sünde“ zu finden, dann begreift man, 
daß wir wahrlich noch keine Bekehrungen erwarten 
dürsen. Wir haben im letzten Jahre die beiden 
Brüder Kunze und Frobenius, beide mit ihren 
Frauen, wieder hinaus gesandt. 
Der gleichen Zeitschrift entnehmen wir noch, daß 
die Missionare Simon, Kuhlmann, Berger und 
Tönjes nach Südwestafrika abgereist sind, daß die 
Missionare Bergmann und Hoffmann in Deutsch- 
Neu-Guinea angekommen sind und daß der Mis- 
sionsinspektor Dr. Schreiber sich auf einer Dienst- 
reise nach Sumatra befindet. 
  
RAus fremden MRolonien. 
Französisches Rolonialdudget für 1899. 
Das französische Budget für 1899 sieht eine 
Ausgabe von 85 957 600 Frcs. für koloniale Zwecke 
vor. Im Vorjahre waren 91 633 540 Frcs. ein- 
gestellt. Nach den Angaben des Budgets ist aber 
eine starke Ueberschreitung der vorgesehenen Ausgabe 
wahrscheinlich, da für Madagaskar mangels der 
nöthigen Unterlagen nur 18 381 000 Frcs. eingestellt 
sind, während mindestens 26 Millionen erforderlich 
sein werden. Im Ganzen gliedern sich die Aus- 
gaben folgendermaßen: 
Gemeinsame Ausgabe . 2½ Mill. Fr. 
Ausgaben für Civilverwaltung 13 
- - Militärverwaltung. 61 
- Gefängnisse und 
Deportation .. 
n 
u n 
9 „„ 
—— —— — — 
Bandel Mozambiques im Jahre 1897.*) 
Es betrugen: 
1897 
die Einfuhr die Ausfuhr 
Reis **) Mark Reis Mark 
683 204 110 = 2277 347 722 570 011 = 2 40 590 
1896 
520 591 542 = 1755 305 356 511 061 = 1 188 370 
1895 
571 805 401 = 1 906 018 222 735 322 = 742 451 
Die Zahlen für 1897 lassen einen bedeutenden 
Aufschwung der Einfuhr und der Ausfuhr vermuthen, 
*) Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1898, S. 421. 
*“) Darunter portugiesische Einfuhr 191 365 215 Reis.
	        
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