Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

bury 20 Pfund Sterl. Für die Strecke von Massi- 
kessi— Umtali sind während vier Monate 20 Pfund 
Sterl. bezahlt worden und für Umtali—Salisbury 
im Verhältniß. 
Geldverhältnisse. Es bestehen die Bank of 
Africa Ltd. und die Standard Bank of South 
Africa Ltd. Als Geld laufen portugiesische und 
englische Münzen um; britische Noten, d. h. Noten 
der in Beira ansässigen Banken, werden zum Nenn- 
werth angenommen, während Noten anderer Banken 
verschiedene Abzüge kosten. Der Kurs des portu- 
giesischen Geldes ist großen Schwankungen unter- 
worfen. Während die Regierung das Pfund Sterl. 
auf 4500 Reis festgesetzt hat, stellt sich der Kurs 
W*] auf 6000 bis 6300 Reis und 
öher. 
Lohnverhältnisse. Weiße Handwerker können 
bis zu 20 Mk. per Tag verdienen, Eingeborene er- 
halten 2 Pfund Sterl. per Monat und mehr, zahlbar 
Ende eines jeden Monats entweder in Gold oder 
in portugiesischem Silber zum Kurse von 6000 Reis 
per Pfund Sterling. 
Bergwerke. Der Distrikt um Massikessi herum, 
vor allen Dingen die sogenannte Penhalongabergkette, 
ist reich an Gold, alluvialem sowohl als mit anderen 
Mineralien verbundenem. Die chemische Verbindung 
der goldtragenden Erze ist aber eine solche, daß nur 
mit Hülfe von größeren Maschinenanlagen das reine 
Gold gewonnen werden kann. Bis jetzt wird nur 
auf einer Grube gearbeitet, die kürzlich das erste 
größere Stampfwerk (10 Stempel) in Arbeit gesetzt 
hat. Das Ergebniß der Tonne ist bis jetzt etwas 
mehr als eine englische Unze und der monatliche 
Ertrag etwpa 300 Unzen; mit dem neuen Stampf= 
werk hofft man jedoch das Vierfache zu erzielen. 
Im Manicalande sind im Ganzen ungefähr 1600 
Abbauberechtigungen ertheilt, größtentheils an Briten 
und Franzosen. Sämmtliche anderen Gruben haben 
jedoch noch keine Stampfwerke aufgestellt und werden 
hiermit wohl erst anfangen, sobald die COompanhia 
de Mogçambique ordentliche Besitztitel und Claims 
ausgiebt, was bis jetzt noch nicht geschehen ist. 
Ackerbau wird nur von Negern betrieben, die 
aber auch nur das für ihren Unterhalt Nothwendigste 
bauen, nämlich Hirse, Mais, Reis, Yams u. s. w. 
Für Europäer ist das Land nicht gesund genng. 
Vielleicht gedeihen in dem noch nicht aufgeschlossenen 
Gorongosidistrikt, der gesünder sein soll, Kaffee und 
Zucker, doch sind bislang nur einzelne Versuche mit 
mäßigem Erfolge angestellt worden. 
Jabresbericht von Lagos für das Jahr 1897. 
(Vergl. Kolonialblatt 18398, S. 89.) 
Die Einkünfte der Kolonie werden mit 177 120 L. 
gegen 179745 2& im Vorjahre nachgewiesen. Die 
rasche Steigerung der Einkünfte von 1892 mit 
68 421 & auf 179 7145 in 1896 hat damit ihr 
749 
  
Ende erreicht. Der Bericht hält diese Erscheinung 
jedoch nur für eine vorübergehende und führt sie 
neben der durch die Ereignisse im Hinterlande be- 
dingten politischen Unsicherheit, namentlich auf die im 
Berichtsjahr herrschende Trockenheit zurück. 
Die Ausgaben betrugen 182 669 K— gegen 
168 445 & im Vorjahr. Die Steigerung ist be- 
dingt durch die Anschaffung einer neuen Gouverne= 
ments-Yacht. Die Gesammtaktiva der Kolonie haben 
sich hiernach von 65 417 #E auf 60 731 2 ver- 
ringert. 
Die Einlagen in der Gouvernements-Sparkasse 
betrugen 13 230 K gegen 9248 im Vorjahre. Die 
Zahl der Einlagen hat sich auf 716 gehoben. Da- 
neben besteht noch eine segensreich wirkende Zweig- 
niederlassung der Bank of British West Africa. 
Die Schutztruppe, genannt the Haussa Force 
bestand aus 814 Offizieren und Mannschaften. Sie 
findct ihre Verwendung zum Wesentlichen im Hinter- 
lande und erforderte eine Ausgabe von 23 069 K. 
Polizeidienste werden seit Gründung einer eigenen 
Polizeitruppe von derselben nicht mehr verlangt. 
Die letztere zählt 382 Köpfe und hat bei einem 
Aufwand von 11 223 2 allen Erwartungen ent- 
sprochen. 
Die Eisenbahn in Verbindung mit den Brücken 
zwischen der Stadt Lagos und der Insel Iddo und 
dem Festland bei Ebute Metta machte rasche Fort- 
schritte. Auf 25 englische Meilen liegen die Schienen, 
und bis Ende dieses Jahres soll Abeokuta erreicht 
sein. Die Aufnahme einer weiteren Schuld von 
525 000 — durch die Kolonie hat die Königliche 
Genehmigung erhalten. 
Die Landvermessung durch öffentliche Behörden 
ist energisch in Angriff genommen worden. Vor- 
zügliche Karten sind in Ausführung. Gleichzeitig 
wurde gegen den Uebelstand der unkontrollirten 
privaten „Landvermesser“ energisch vorgegangen. 
Die Expedition in das Innere erforderte die 
Anlage eines Telegraphen nach Saki, eine Seiten- 
linie ist bis Jebba am Niger geführt worden. Die 
Unterhaltungskosten werden, soweit die Linie inner- 
halb der Kolonie liegt, von der Kolonie getragen. 
Sie sind auf 4513 K jährlich geschätzt. 
Eine ganz besondere Aufmerksamkeit wurde im 
Interesse des Handels den Wegen und Wasser- 
straßen geschenkt. 
Import und Export. Der Werth der Ein- 
fuhr betrug 770 510 K gegen 901 474 L im Vor- 
jahre. Davon kamen aus dem Vereinigten Königreich 
574937 & und Deutschland 165 912 E. Der 
Hauptausfall war in Leinen= und Seidenwaaren. 
Daneben nahm der Import von Spirituosen bei 
einer Gesammtmenge von 1 218918 Gallonen um 
weitere 5157 Gallonen ab. 
Der Export von Gummi ist von 6 484 365 Pfd. 
auf 4 458 327 Pfd. zurückgegangen. Die Ver- 
anlassung wird in dem vielfach getriebenen Raub- 
bau gefunden. Palmöl wurden 1 858 968 Gallonen
	        
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