derartige Gemüthsbewegungen sonst fremd sind,
machten diesmal zutreffende Bemerkungen, die er-
kennen ließen, daß sie Naturschönheiten zu schätzen
verstehen.
Der Abstieg wurde nach Südwesten hin versucht
und endete gegen 6 Uhr in einer etwa 50 m tiefen
und 6m breiten Schlucht mit steilen Felswänden,
von denen das Wasser tropfte. In diesem Schachte
mußte ich übernachten bei 6° Celsius, ohne Feuer
und ohne die Möglichkeit, Essen kochen zu lassen.
Die Stimmung war etwas bleiern geworden.
Unsere immerhin doch mißliche Lage wurde natürlich
dem Berggeiste zugeschrieben, der, eine Art Rübe-
zahl, das vorwitzige Eindringen in sein Reich be-
straft hatte.
Nach verzweifelten Anstrengungen am nächsten
Tage gelang uns der Anstieg an den fast senkrechten
Wänden mit Zuhülfenahme von Axt, Haumessern,
Spaten und Seilen.
Der Bambus scheint in dieser feuchten Luft, in
dem wohl tausendjährigen Humus ein vorzügliches
Fortkommen zu finden; ich fand Exemplare von
43 bis 46 cm Umfang zu Hunderttausenden.
Der Boden, aus tiefgründigem, schwarzem Humus
bestehend, trieft vor Nässe, die Stämme der ge-
fallenen Urwaldriesen sind mit handbreiter Moos-
schicht bedeckt, in den frischen Elefantenspuren sam-
melt sich sofort eine Pfütze, der ganze Rungwestock
hat die Eigenschaft eines unerschöpflichen Wasser-
behälters und wird als solcher der Wohlthäter des
Landes und der Nährquell von zahllosen Bächen
und Flüssen.
Nach mehrstündigem Herumklettern fanden wir
endlich wieder den Weg, der am Tage vorher uns
auf den Rungwe geführt hatte, und benutzten ihn
nun zum Abstieg.
Der Marsch am 18. brachte mich nach der
Missionsstation Rungwe, wo ich die Missionare
Meyer, Richard und Bachmann antraf.
Der Garten= und Feldbau in der Nähe dieser
Station erfreut sich der größten Aufmerksamkeit der
genannten Herren.
In diesem Jahre hat leider ein allgemein „Rost"“
genannter Schimmelpilz Weizen und Kartoffeln fast
gänzlich vernichtet. Sogar die Bananen hatten
sichtlich gelitten.
Von Rungwe kehrte ich über Rutenganio zum
Nhassa zurück.
Ramernn.
Ueber die Pflanzungen der westafrikanischen pflanzungs-
Nesellschaft „Dictoria“
wird Folgendes berichtet:
1. Victoria-Pflanzung beschäftigt 400 Ar-
beiter und hat zur Zeit 142 000 Kakaobäume
stehen, welche mit dem Jahre 1900 in Ertrag
treten, außerdem etwa 5000 von Eingeborenen er-
795
worbene Bäume, von denen in diesem Jahre zum
ersten, Male geerntet wird.
2. Vorwerk Limbe. 350 Arbeiter und etwa
111 000 Bäume, von denen etwa 6000 tragen.
Hier befindet sich der Kakaodörrapparat. Der Ver-
sandt beträgt zur Zeit 10 Sack pro Monat.
3. Vorwerk Buana. 70 Arbeiter, 27.000 Kakao-
bäume. Hier standen 14 400 Kaffeebäume, welche
aber durch das Vieh der Eingeborenen fast gänzlich
abgefressen sind.
4. Vorwerk Buca, hauptsächlich Gesundheits-
station und Viehzucht. 9 Madeira-Kühe, 2 Bullen,
13 Schofe, 7 Ziegen, 4 Pferde.
Die Gesellschaft beschäftigt zur Zeit 920 Schwarze
einschließlich schwarze Handwerker und 21 Weiße,
darunter 2 Frauen.
Nach dem Pflanzplan wird die Gesellschaft in
weiteren zwei Jahren weit über ½ Million Kakao-
bäume stehen und damit alle übrigen bisher be-
stehenden hiesigen Plantagenunternehmungen über-
flügelt haben. Der Boden ist bekanntlich der denkbar
beste, die von Dr. Esser getroffenen Einrichtungen
sind sehr zweckmäßig, die Arbeiterverhältnisse günstig.
Somit ist auch an einem guten finanziellen Erfolge
nicht mehr zu zweifeln.
Togo.
Dandel.
Der Handel des Schutzgebietes, welcher im Vor-
jahr stark daniederlag, hat einen erfreulichen Auf-
schwung genommen. Im dritten Quartale des
laufenden Jahres hat die Einfuhr einen Werth von
730 674 Mk. erreicht, während sie in den ent-
sprechenden Zeiträumen der beiden Vorjahre nur
502 553 und 346 560 Mk. betrug. Die Ausfuhr
hatte einen Werth von 283 993 Mk. gegen
177 772 Mk. im Vorjahr. Da in dem dritten
Quartal des Jahres 1896 aber für 408 111 Mk.
und 1895 gar für 827 087 Mk. Erzeugnisse aus
Togo ausgeführt wurden, ergiebt sich, daß die
Nachwirkungen der langen Dürre doch noch immer
nicht verwunden sind.
Karte von Südtogo.
Das von dem bewährten Schöpfer der Karte
von Südtogo gelieferte Bild des nördlichen Togo
und seines weiteren Hinterlandes zeigt, wie weit
bereits die Erforschung dieses vor wenigen Jahren
noch bis auf einige Erkundungen unseres Altmeisters
der Afrikaforschung, Heinrich Barth, ganz unbe-
kannte Gebiet im Nigerbogen fortgeschritten ist.
Besonders hervorzuheben ist aber der Fleiß und die
liebevolle Sorgfalt mit der die zahlreichen so ver-