Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

digung auf ihre Erfolge und mit den besten Hoff- 
nungen auf ihre weitere Zukunft blicken zu können 
glaubt. Der deutsche Missionar Fellmann in 
Raluana (Gazelle-Halbinsel) berichtet von etwa hun- 
dert Taufen und von dem günstigen Ergebniß der 
kirchlichen Sammlungen in seinem Bezirk, 4315 Mk. 
Der Vorsteher der Station Kabakada, Missionar 
Chambers, hat über 120 Taufen und einen Kollekten- 
ertrag von 2416 Mk. zu verzeichnen, daneben lobt 
er den guten Schulbesuch und die Fortschritte der 
Kinder (über 700). Aus dem Bericht des Leiters 
des Neulauenburger Reisebezirks, Missionars Crump, 
ist der Bau von fünf neuen Kirchen, das Ergebniß 
der Sammlungen im Betrage von 1794 Mk., und 
der Fortschritt des Missionswerkes in Neumecklenburg 
zu erwähnen. Die Entsendung eines weißen Missio- 
nars dorthin wird als Nothwendigkeit bezeichnet. 
Außerdem wird in den Berichten noch einer 
Inspektionsreise des Generalsekretärs des Missions- 
vorstandes in Sydney, Rev. Brown, gedacht, und 
das Bedürfniß eines Missionars im Bismarck-Archipel 
betont. Der auf den Archipel bezügliche Theil des 
Allgemeinen Berichts schließt mit einem Vergleich 
der Gegenwart und dem Jahre 1875, in welchem 
die Mission dort ihre Thätigkeit begann. Mit be- 
rechtigtem Stolz stellt der Bericht dem die oben 
wiedergegebenen Zahlen über die reichen Erträge der 
Geldkollekten gegenüber, wo es „nur nackte Wilde 
und keinen Geldumlauf in der Gruppe gab.“ 
  
In dem „Evangelisch-lutherischen Missionsblatt" 
lesen wir Folgendes: 
Die Station Urambo in Unyamwesi (Ostafrika), 
die die Brüdergemeinde von der Londoner Mission 
im vorigen Jahre übernommen hat, scheint ein viel 
härterer Boden zu sein, als man erwartet hatte. Es 
kommen zwar 500 bis 600 Lernende zu Kirche und 
Schule, aber nur aus äußerlichen Rücksichten, haupt- 
sächlich um zu Weihnachten Fleisch und Zeug zu er- 
halten. „Ich glaube,“ schreibt Miss. Meyer, „daß 
sie gar nicht wissen, wozu wir eigentlich hier sind. 
Was sie von uns wollen, ist Zeug, Lebensmittel, 
Gewehre, Pulver, Blei und Schlichtung von Streitig- 
leiten. Es bietet Vortheile, auf eine eingerichtete 
Station zu kommen, wir beide (Miss. Meyer und 
Dahl) aber glauben, daß es leichter ist, von Grund 
aus anzufangen, als in die Arbeit Anderer einzutreten. 
Es scheint, daß unsere Grundsätze von denen unserer 
Vorgänger verschieden sein müssen.“ Häuptling Ka- 
tuga, der den Missionaren nach dem Leben trachtete, 
hat sich der Obrigkeit freiwillig gestellt und ist ge- 
fangen genommen worden. 
In dem Land nördlich vom Nyassasee hatte die 
Brüdergemeinde Ende 1898 vier Hauptstationen mit 
neun Missionaren, 24 Christen, 48 Taufbewerbern, 
drei Schulen mit 36 Schülern. Die erste im Jahre 
1891 gegründete Station Rungwe (1600 m über 
dem Meere) ist völlig ausgebaut und hat eine Kirche, 
Missionshaus, Garten, Felder, Kaffeepflanzungen und ½ 
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ein Christendörflein mit 40 Häusern. Die ganze 
Weizenernte im Werthe von 11 000 Rupien ist durch 
Mehltau oder Rost vernichtet. Wenn der dortige 
Missionar einige der Christen schon für so „gefördert“ 
hält, daß er ihnen Anfang und Ende der Offenbarung 
Johannis an Sonntagnachmittagen erklärte, so möchte 
man doch fragen, ob diese Speise für solche jungen 
Christen nicht zu stark sei. 
Dasselbe Blatt berichtet: Die Ugandabahn ist im 
November 1898 bis Mto Wamave, 237 englische 
Meilen von Mombassa, fertig geworden. Die durch 
Ueberschwemmung unterbrochene Linie ist sehr schnell 
wieder in fahrbaren Zustand gesetzt worden, so daß 
sie schon am 6. Dezember von dem Sultan von 
Sansibar, der eine Reise durch seine Besitzungen 
machte, zu einer 8½⅛ stündigen Extrafahrt benutzt 
werden konnte bis zum gegenwärtigen Ende der Bahn. 
—.. M ——— 
RAus fremden KHolonien. 
Ueber die Mentereien im Rongostaat 
verlautet nach belgischen Quellen Folgendes: 
Am 4. November v. Is. ist eine etwa 200 Mann 
starke Abtheilung der unter dem Befehl des Barons 
Dhanis stehenden Truppen unter Leutnant Stevens 
bei Sungula — im Westen vom Tanganyika, süd- 
westlich von Kibanga-Lavigerieville — von Batetela- 
Meuterern angegriffen und geschlagen worden. Durch 
ihren Erfolg ermuthigt, haben die Meuterer die be- 
festigte Militärstation Kabambarre in Manyema an- 
gegriffen und am 14. November v. Is. genommen. 
Der Kongostaat hat zwei Offiziere und einen belgi- 
schen Unteroffizier verloren; ein Offizier und zwei 
belgische Unteroffiziere sind verwundet, 200 schwarze 
Soldaten sind gefallen. Der gerettete Rest der Be- 
satzung von Kabambarre ist am 20. November in 
Kassongo, dem Hauptquartier des Barons Dhanis, 
eingetroffen. Dhanis soll mit einer Macht von über 
800 Mann die Offensive wieder ergriffen haben, und 
unter den Eingeborenen soll wieder Berunhigung 
eingetreten sein. 
Französischer Eisenbabnbau. 
Die französische Regierung beabsichtigt, von 
Konakry in Französisch-Guinea nach Kurussa und 
zum Niger eine Bahn zu bauen. 
— — — 
Englische Goldküste. 
Nach den in der „Government Gazette for 
the Gold Coast“ enthaltenen Mittheilungen des 
Gouverneurs in der Sitzung des legislativen Council 
wird die Einnahme der Goldküste für 1899 auf 
249 536 L, die Ausgabe auf 287 036 K veranschlagt.
	        
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