Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

bei auf die schon bestehenden Schulen und Vor- 
arbeiten der Missionen zu stützen. Der Kolonialrath 
empfiehlt der Regierung ferner, dem Gouverneur 
auch eine Summe zur Heranbildung von Hand- 
werkern außerhalb Dar-zes-Sälams zur Verfügung 
zu stellen und ihn anzuweisen, auch hierbei sich auf 
die schon bestehenden diesbezüglichen Arbeiten der 
Missionen zu stützen.“ 
Zu dem gedachten Zwecke sind demnächst 20 000 Mk. 
in den Etat des ostafrikanischen Schutzgebietes ein- 
gestellt worden. 
Zum Schlusse sei noch auf die Erfahrungen hin- 
gewiesen, die nach Mittheilungen des Herrn Missions- 
inspektors Merensky in Südafrika mit der Ausbildung 
eingeborener Handwerker seit einigen Jahrzehnten 
gemacht worden sind. Da dort der Unterricht und 
die Erziehung der eingeborenen Jugend ganz in den 
Händen der Missionen liegt, ist es erklärlich, daß 
auch die Ausbildung von Handwerkern ganz von 
diesen übernommen wurde. In der Kapkolonie giebt 
es viele evangelische Missionsinstitute, die Hunderte 
von jungen Leuten zu Handwerkern erziehen; ge- 
nannt seien nur Lovedale, Blythwood, Healdtown, 
St. Markt und Grahamstown. Die Regierung 
unterstützt solche Einrichtungen durch bedeutende 
Jahrgelder. 
Institut 60 000 Mk., dem von Blythwood 15 000 Mk. 
jährlich. An Lehr= und Schulgeldern zahlten die 
Eingeborenen in Lovedale in einem Jahre 50 000 Mk., 
in Blythwood 20 000 Mk. Fünf Handwerker- 
schulen der Wesleyaner erhielten auch 60 000 Mk. 
Jahresunterstützung, die Eingeborenen zahlten 
53 000 Mk. Lehrgeld und die Missionsgesellschaft 
hatte noch 26 000 Mk. im Jahre zur Deckung der 
Unkosten beizutragen. Dies zeigt, daß der Unter- 
halt solcher Institute kostspielig ist. In Natal finden 
wir dieselben Verhältnisse. Auch hier ist die Aus- 
bildung von Handwerkern aus den Eingeborenen in 
den Händen der Missionen, zu denen hier noch die 
katholischen Trappisten kommen, und auch hier zahlt 
die Kolonialregierung diesen Körperschaften bezw. ihren 
Instituten bedeutende Subventionen. Es ist be- 
merkenswerth, daß die Regierung von Natal im 
Jahre 1886 eine eigene Industrieschule für Ein- 
geborene errichtete, die etwa 10 000 Mk. Kosten im 
Jahre verursachte, nach noch nicht sechsjährigem Be- 
stehen aber ausgegeben wurde. Abgesehen von der 
Ausbildung zu Handwerkern, werden die Missions- 
schulen der verschiedenen protestantischen Kirchen in 
der Kapkolonie mit etwa 500 000 Mk. im Jahre 
unterstützt; in Natal zahlt die Kolonialregierung da- 
gegen nur solchen (Kinder-) Schulen Unterstützung, 
in denen die Knaben und Mädchen außer den eigent- 
lichen Schulstunden in allerlei Handarbeit, täglich 
1½/ Stunden lang, unterwiesen und geübt werden. 
So zahlt die Kapkolonie dem Lovedaler 
  
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Sur geographischen Kamengebung in der Südsee. 
Einem Vortrag des Professors Dr. v. Luschan 
in der Berliner anthropologischen Gesellschaft ent- 
nehmen wir Folgendes: 
In der „Deutschen Kolonialzeitung“ 1898, 
S. 150, wird mir der Vorwurf gemacht, daß ich 
konsequent Neu-Britannien und Neu-Irland schreibe 
und nicht Neu-Pommern und Neu-Mecklenburg. 
Ebenso wird mir vorgeworfen, daß ich die Admira- 
litäts-Inseln als Admiralty-Inseln bezeichne. Diese 
Vorwürfe geben mir den überaus erwünschten An- 
laß, auch an dieser Stelle auf eine Sache zurückzu- 
kommen, die mir schon seit vielen Jahren am Herzen 
liegt, und die ich Jahr für Jahr in meinem Kolleg 
und auch sonst bei gelegentlichen öffentlichen Vor- 
lesungen zu besprechen pflege. — ich meine den Un- 
fug, der gegenwärtig mit dem Umändern geographi- 
scher Namen getrieben wird. 
Besonders in der Südsee hat dieser Unfug in 
geradezu bedrohlicher Weise überhand genommen, — 
da haben wir es ohnehin schon mit mehr als 6000 
Namen von Inseln, Buchten, Bergen und Land- 
schaften zu thun, und jeder neue Name, der da un- 
nützer Weise aufgebracht wird, bedeutet eine unnütze 
und darum verwerfliche Mehrbelastung unseres Ge- 
hirns. Und welchen Nutzen sollte es haben, wenn 
eine Insel, die seit dem Jahre 1700 Neu-Britannien 
heißt, nun plötzlich Neu-Pommern genannt werden 
soll! Ich muß gestehen, daß meine Intelligenz nicht 
ausreicht, um der Logik eines solchen Wiedertäufers 
folgen zu können. 
Manche Leute erblicken in dieser Wiedertaufe eine 
Art von patriotischer Leistung. Das patriotische 
Gefühl in Ehren, — ich glaube, daß ich ebenso 
patriotisch und loyal fühle, denke und handle als 
nur irgend Jemand —, aber ich vermag wahrlich 
nicht einzusehen, was der Patriotismus mit der 
willkürlichen Abänderung der wissenschaftlichen Nomen- 
klatur in Ozeanien zu thun haben soll. 
Würde aber ein solcher Zusammenhang zuge- 
standen werden können, dann müßte erst recht ge- 
fordert werden, daß man Neu-Britannien beibehält 
und nicht durch Neu-Pommern ersetzt, — denn wie 
wenig sagt es uns, wenn irgend eine tropische Insel, 
die mit Pommern gar nichts gemein hat, nun Neu- 
Pommern genannt werden soll, und wie sehr könnte 
ein patriotisch oder gar chauvinistisch entwickeltes 
Herz heute bei dem Namen Neu-Britannien in der 
Vorstellung schwelgen, daß es deutscher Thatkraft 
gelungen ist, dieses vor fast 200 Jahren von einem 
britischen Seefahrer entdeckte Neu-Britannien den 
Briten zu entreißen und dem deutschen Kolonialbesitz 
einzuverleiben! Aber ich muß trotzdem darauf be- 
stehen bleiben, daß der Patriotismus und die wissen- 
schaftliche Nomenklatur zwei getrennte Begriffe sind, 
die besser auseinandergehalten werden. Ueberdies 
möchte ich, um dem billigen Vorwurfe mangelnder 
patriotischer Gesinnung gleich von vornherein die
	        
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