Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

fläche mit der Luft abscheidet. Wickelt man ihn auf 
einen Glasstab auf und fährt so fort, alle ab— 
geschiedenen Häutchen zu entfernen, so kann man all— 
mählich die ganze Milch zur Koagulation bringen. 
Man wäscht alsdann das so erhaltene „Würstchen“ 
in fließendem Wasser gut aus und trocknet an der 
Luft. Der so erhaltene Kautschuk, dessen Harzgehalt 
bereits oben erwähnt wurde, ähnelt in der Farbe 
und den übrigen Eigenschaften durchaus dem frei- 
willig in der Milch koagulirten Stück, so daß das 
Gesammturtheil nur dahin lauten kann, daß in der 
Kick Jia africana Benth. ein werthvoller 
Kautschukproduzent vorlicgt, dessen Milch 
in reichlicher Menge einen sehr reinen und 
brauchbaren Kautschuk enthält. Daß andere 
chemische Agentien, wie Alkohol und Aether, die 
Kie kKia-Milch, wie wohl alle Milchsorten, auch in 
der Kälte momentan koaguliren, sei nebenher bemerkt, 
für praktische Zwecke sind derartige Mittel natürlich 
ausgeschlossen. 
Man erinnert sich, daß Preuß bereits vor 
einigen Jahren bei Victoria in Kamerun nahe der 
Küste eine Kickx i aufgefunden hatte, die der echten 
täuschend ähnlich sah, aus deren Saft jedoch von ihm 
kein brauchbarer Kautschuk gewonnen werden konnte. 
Ich habe denn auch damals zeigen können, daß die 
vogelleimähnliche, in jener Milch vorhandene Substanz 
in Aceton fast völlig löslich war, als Kautschuk mit- 
hin nicht angesprochen werden konnte. Diese große 
Verschiedenheit in den Ausnutzungsprodukten nächst- 
verwandter Glieder einer Art darf weiter nicht 
Wunder nehmen. Es genügt, wenn man an die 
Gattung Manihot denkt, deren eine Art, N. utilissima 
Pohl, Maniokmehl und Tapioka liefert, während 
eine andere, N. Glaziowil Müll. Arg., als Stamm- 
pflanze des Cearakautschuks bekannt ist. 
Die oben beschriebene eigenthümliche Art der 
Ausscheidung des Kautschuls aus der Kickxia-Milch 
läßt es nicht als ausgeschlossen erscheinen, daß sich 
dieselbe durch Räuchern gut verarbeiten lassen muß, 
ebenso wie die Milch der Heveasorten im Amazonen- 
stromgebiet. Kleine, allerdings recht primitive Ver- 
suche mit der erhaltenen Milch haben mir diese 
Vermuthung bestätigt, während beispielsweise die 
Landolphia-Milcharten, die mir zur Verfügung standen, 
sich für eine derartige Behandlung nicht eigneten. 
Nicht jede Kantschukmilch und nicht jede Kautschul- 
sorte verhält sich eben chemisch gleich; auch die beste 
Art der Behandlung und Anfarbeitung kann deshalb 
nicht für jede Sorte dieselbe sein. 
Es darf aber allerdings hierbei nicht verschwiegen 
werden, daß alle hiesigen Versuche mit der Kiekxia- 
Milch schon deshalb nicht maßgebend sein können, 
weil diese nicht in dem Zustand zur Verfügung stand, 
in dem sie aus dem Baum fließt. Einerseits war 
ein Theil des in ihr enthaltenen Kautschuks bereits 
zur freiwilligen Koagulation gekommen, andererseits 
war die rückständige Milch durch reichliche Zugaben 
von Salmiakgeist auch noch verdünnt worden; endlich 
  
414 — 
sind die hiesigen Temperaturverhältnisse von den 
tropischen des Herkunftsortes weit verschieden. Nach 
den Beobachtungen von Preuß gerinnt die Milch 
unter der Einwirkung der Tropensonne bereits am 
Baum und läßt sich direkt zu Wickelgummi ver- 
arbeiten. Inwieweit hierbei die Koagulation eine 
vollständige ist und zu einem für längeres Auf- 
bewahren geeigneten Produkt führt, und ob deshalb 
dies Verfahren nicht jedes andere überflüssig macht, 
dies sind Fragen, die erst längere Versuche an Ort 
und Stelle entschciden können. 
Hoffen wir, daß sich zu diesen reichlichste Ge- 
legenheit findet, und daß sich die Kickxia africana, 
deren große Brauchbarkeit für die Kautschukgewinnung 
nunmehr außer Zweifel steht, in unseren westafrika- 
nischen Kolonien recht bald und recht reichlich aus- 
dehnen möge. Augenblicklich scheint es ja allerdings 
so, als ob alte ertragsreiche Bäume kaum noch viele 
vorhanden, sondern bereits dem Jahre dauernden 
Naubbau der Eingeborenen zum Opfer gefallen sind. 
Ueber die Verwendung des Oels der Erênuß zu Speise- 
und Salatöl 
äußert Professor Dr. Warburg in der „Kolonial= 
Zeitung“ Folgendes: 
Eine große Bedeuntung für unsere afrikanischen 
Kolonien könnte die Kultur der Erdnuß mit der Zeit 
erlangen, und namentlich im Togogebiet, sowie in 
Deutsch-Ostafrika dürfte sie dereinst eine große Rolle 
zu spielen berufen sein. Als Plantagenkultur für 
Europäer kommt sie kaum in Betracht, wohl aber 
als Volkskultur für die Eingeborenen, besonders als 
Exportkultur, vor Allem zur Erlangung der für die 
Bezahlung von Stenern nöthigen Gelder. 
Das Erdnußöl ist schon jetzt in Deutschland nicht 
fremd, denn was meist von Südfrankreich als Provencer= 
öl nach Deutschland kommt, ist eine unkontrolirbare 
Mischung von Olivenöl verschiedenster Herkunft mit 
Erdnußöl, das in Marseille aus den von Senegambien 
in riesigen Mengen zugeführten Erdnüssen gepreßt 
wird. Da sich aber die Preise auf der Grundlage 
cchten Olivenöles halten, und auch die mehrfachen 
Zölle und doppelten Transporte das Oel naturgemäß 
vertheuern müssen, so ist es kein Wunder, daß das 
in Deutschland aus den direkt importirten Erdnüssen 
hergestellte Salat= und Majonnaisenöl für einen wesent- 
lich billigeren Preis geliefert werden kann als das 
sogenannte Provenceröl gleich guter Qualität. Es ist 
daher zu hoffen, daß das deutsche Salatöl, dessen 
erste Einführung wir dem Deutschen Kolonial-= 
haus (Bruno Antelmann) in Berlin C. ver- 
danken, sich schnell Bahn brechen wird. 
Bei dem jetzigen geringen Erdnußexport unserer 
Kolonien ist es freilich nicht möglich, für unsere 
Schußgebiete einen großen Gewinn daraus zu ziehen, 
betrug doch der Erdnußerport Togos 1897 erst 
7863 kg im Werthe von 1600 Mk., während aus
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.