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Zu Anfang dieses Jahres waren etwa 13000 134 km Entfernung von der Station Simba (Kilo—
indische Kulis beschäftigt, deren Zahl sich auf dieser
Höhe bis auf Weiteres noch halten wird, da die
bisherigen Bemühungen, Eingeborene zur Arbeit
heranzuziehen, bis jetzt nur geringe Erfolge gehabt
haben. Sie sind nur in der Nähe ihrer Heimath
zu verwenden, und hier auch nur mit leichteren Ar-
beiten, Beseitigung des Dickichts 2c. Während sie,
im Ganzen 2500 bis 3000, auf Tagelohn arbeiten,
sind die Inder größtentheils im Akkord und mit dem
hierdurch erzielten Verdienste, von dem sie einen Theil
erst nach Ablauf ihres Kontrakts ausgezahlt erhalten,
so zufrieden, daß ihn viele erneuert haben. Bis
jetzt hat die Verpflegung der Arbeiter immer noch
aus den umfangreichen Magazinen in Kilindini statt-
finden müssen; etwa 21 Tonnen an Gewicht beträgt
sie im Tagesdurchschnitt.
Man will nunmehr längs der Strecke, zunächst
am Nyrobi (Kilometer 520), Magazine errichten und
durch Ankäufe aus der dortigen fruchtbaren Umgegend
ergänzen. Die hierfür schon thätigen Agenten haben
aber bei den dortigen Eingeborenen, den Wa-Kikuyu,
vorläufig wenig Entgegenkommen gefunden, einige sind
sogar ermordet worden. Anfang dieses Jahres wurde
daher eine Strafexpedition gegen sie ausgerüstct.
Für die Krankenpflege sorgen gegenwärtig vier
Lazarethe, ein Hauptlazareth in Kilindini, ein mit
der Gleisbauspitze vorschreitendes Feldlazareth und
zwei Stationslazarethe in Voi und Makindo. Sie
sind stets stark in Anspruch genommen; im Januar
d. Is. waren etwa 15 péCt, der Arbeiter in Behand-
lung. Je nach der Jahreszeit ist der Gesundheits-
zustand ein wechselnder. In der Regenzeit sind
Fieber und Dysenterie an der Tagesordnung und
machen besonders an und vor der Gleisbauppitze einen
großen Prozentsatz (70 bis 80 pCt.) zur Arbeit un-
fähig. Dazu kommt die für die barfuß arbeitenden
Kulis so scheußliche Plage durch die sogenannten
aochiggers“, ein Insekt, das sich zwischen den
Zehen festsetzt und vielfach schon deren Amputation
zur Folge gehabt hat. Die Sterblichkeit ist dabei
immer noch eine verhältnißmäßig niedrige, da der
Jahresdurchschnitt nur zwei Prozent beträgt, unge-
rechnet 28 Arbeiter, die von Löwen zerfleischt worden
sind.
Wie spärlich sich brauchbares Wasser in dem
bisher durchquerten Gelände findet, zeigen die An-
gaben auf dem Längenprofil. Trotzdem man bemüht
ist, an den Stationen durch Cisternen, Röhren-
leitungen rc. sich einen Vorrath zu schaffen, bleiben
immer noch ganz beträchtliche Mengen für Genuß-
und Gebrauchszwecke per Eisenbahn zu befördern.
Die Hauptbezugsquelle ist die Anfangsstation Kilin-
dini, wo Kondensatoren aufgestellt sind. Im Dezem-
ber 1898 waren von dort für den Bedarf längs der
Strecke täglich etwa 43 Tonnen Wasser auf etwa
90 km Entfernung zu befördern. Der damalige
Bedarf für die Arbeitertrupps an und vor der Gleis-
bauspitze (täglich 68 Tonnen Wasser) wurde auf etwa
meter 370) aus gedeckt.
Wenn auch die Bahn vor Kopf gebaut wird,
ihr somit in erster Linie die Förderung des
ganzen so umfangreichen Bedarfes an Baumaterialien,
Wasser, Lebensmitteln 2c. zufiel, so blieb doch
davon immer noch ein beträchtlicher Theil für die
Arbeiter vor der Gleisbauspitze (am Bahnkörper
bei der Absteckung 2c.) über Land zu befördern.
Das bisher landesübliche Beförderungsmittel — auf
den Köpfen der Träger — durfte nur eine sehr
beschränkte Anwendung finden, da es sich mit den
Rücksichten auf eine Beschleunigung des Vorbaues
nicht vertragen hätte. Es wurden daher Lastthiere
— Kamele, Zugochsen, Esel und Maulthiere — in
großer Zahl beschafft. Das Klima und vornehmlich
die Tsetseflicge räumten aber unter ihnen in einer
Weise auf — nur Maulthiere blieben einigermaßen
verschont —, daß man Anfang 1898 versuchsweise
zwei Lokomobilen mit dazu passenden Anhängewagen
einstellte. Sie haben sich innerhalb eines Bereichs
von 40 km vorwärts der Bauspitze so bewährt, daß
noch zwei solcher „Lokomobilenzüge“ beschafft werden
sollen. .
Seit November 1898 ist der Betrieb für den
öffentlichen Personen= und Güterverkehr bis Simba
eröffnet. Er wird nach den für die indischen Eisen-
bahnen bestehenden Vorschriften gehandhabt. Die
Stationseinrichtungen beschränken sich nur auf die
nothwendigsten Anlagen in einfachster Ausführung.
Der Wagenpark enthielt Ende März d. Is. 700 bis
800 Wagen aller Art, dazu 56 Lokomotiven, eine
verhältnißmäßig große Anzahl. In Bezug hierauf
ergiebt der Bericht Sir G. Molesworths, daß
man trotz der hohen Anforderungen an ihre Leistungs-
fähigkeit wohl mit einer geringeren Anzahl auskommen
würde, wenn man über stärkere Lokomotiven ver-
sügte. Aber die Anlieferung der gleich zu Anfang
in England bestellten sehr leistungsfähigen Lokomotiven
— mit drei gekuppelten Achsen und einem Dienstgewicht
von 30 Tons — sei durch die dortigen Streiks derartig
verzögert worden, daß man zur Beschaffung bereits
gebrauchter Lokomotiven von geringerer Zugkraft
(11 bis 17 Tons Adhäsionsgewicht) aus Indien seine
Zuflucht hatte nehmen müssen, um den Bau überhaupt
zu beginnen. Durch längeren Gebrauch schon minder-
werthig — einige waren schon 20 Jahre alt — er-
fuhren diese nunmehr in den engen Kurven und
steilen Gradienten der vorläufigen Abweichungen, durch
schlechtes Speisewasser, nicht sachgemäße Behandlung rc.
eine derartige Abnutzung, daß, um den immer mehr
steigenden Anforderungen zu genügen, eine weit
größere Zahl einzustellen war, als man anfangs be-
absichtigt hatte. "
Die Eisenbahn wird bereits durch zahlreiche
Truppentransporte stark in Anspruch genommen,
kommt aber auch schon dem Karawanenhandel zu
gute, der nunmehr über den so beschwerlichen Weg
durch die Taruwüste schnell hinwegkommt. Angeblich