Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

äußerst fruchtbaren Boden längs des Flusses statt- 
gefunden hat. Von hier ging ich über die großen 
Niederlassungen Ngallo, Bowora, Sunura nach Ufara, 
wo meine mit einer Reihe von Breitenbestimmungen 
versehene Routenaufnahme die wünschenswerthe Ab- 
rundung erreichte und wo eine ausgezeichnete Fern- 
sicht die Gelegenheit bot, Azimutbestimmungen für 
viele Punkte im ganzen durchzogenen Gebiete zu ge- 
winnen. Auf der Strecke Bowora—Sunura, welche 
Karawanenweg ist, fielen mir die Folgen von Räu- 
bereien unangenehm auf, welche Händler, die früheren 
Kriegswirren benutzend, seiner Zeit hier verübt hatten. 
Diesem Händlerunfuge ist seit Langem durch die 
Station ein Ende gemacht worden. In Sunura 
war es für mich von Interesse, eine Kuh zu sehen, 
auf die Merere besonders stolz ist, weil sie, trotzdem 
ein ganzes Vorderbein fehlt, schön im Stand ist, ein 
schönes Kalb hat und sich zwar schwerfällig, aber 
selbständig auf die Weide schleppt. 
Am verabredeten Tage traf ich in Mlangala ein. 
Sämmtliche bedeutende Leute, Ubenas, Ussangas, 
Mlangalis waren versammelt, denen ich nach Erledi- 
gung der vielen angehäuften Schauris die Steuer- 
gesetze klar machte und jedem Distrikt auf Grund der 
fertiggestellten Zähllisten seine Steuer eingehend vor- 
rechnete. Das Gebiet Mereres jenseits des Mpangali 
wurde wegen schwerer Schädigung durch Dürre und 
Pocken, namentlich aber, weil die Leute mit dem Bau 
des neuen „Utengule“ sehr in Anspruch genommen 
sind, Steuerfreiheit für dieses Jahr gewährt, dem 
übrigen Mereregebiete im Ganzen 1400 Lasten Cere- 
alien, 200 Arbeiter à 24 Tage, den Wabena 
Arbeiter à 24 Tage — alle zur Herstellung einer 
Fahrstraße Kwawas Lager bis Mlangali, — den 
Wahehe Mlangalis die Lieferung der dabei nöthigen, 
sehr bedeutenden Menge Brückenholzes auferlegt. 
Wenige Wochen darauf waren die besagten Gebiete 
auf den Beinen, um ihre Steuer zu leisten. Bei 
dem allgemeinen Schauri nahm ich Gelegenheit, dem 
Merere klar zu machen, daß ich verschiedentlich be- 
züglich seiner Wasagira auf meiner Tour ungünstige 
Beobachtungen gemacht hätte, weil sie zu alt, schlapp 
oder dumm für ihre Stellung wären. Diese nahm 
ich wegen der Unordnung in den ihnen unterstellten 
Dörfern ernstlich vor, zum Schmerze Mereres, der 
sie aus Piectät für das Andenken seines Vaters hält. 
Ich empfahl ihm jedoch, einige davon zu entlassen, 
und stellte scharse Revision der Wasagtrathätigkrcit, 
die sich in sauberen, mit Chakulla gefüllten Dörfern 
ꝛc. ꝛc. zu bethätigen habe, für das nächste Jahr in 
Aussicht. 
Mlangali selbst hat sich außerordentlich verschönert. 
Das fertige Pockenhaus, die Anlagen, die Neubauten 
und weiten Felder der Wahehe machen änußerlich 
einen sehr guten Eindruck. Die vergnügten Gesichter 
der Leute, die im besten Einverständnisse mit uns 
sind, beweisen, daß sie sich unter dem neuen Regime 
wohl fühlen. 
  
734 — 
Auf der Reise hatte ich mit Lymphe des Dr. 
Fülleborn allenthalben Impfungen vorgenommen. 
Oberleutnant v. der Marwitz hatte in Mlangali 
damit begonnen und Lymphe auch an die katholische 
Mission zu Madibira geschickt. Die evangelische 
Mission bei Kidugula hatte auch solche erhalten. 
Seitdem sind in jenen Gegenden viele Tausende 
geimpft. 
Von hier marschirte ich auf der Barra-Barra 
nach Iringa. Die neunstündige, bewohnerlose Strecke 
nach Buöni wird in dieser Regenzeit durch Neu- 
siedelungen unterbrochen werden. Bubni und Gominji 
haben sich baulich sehr gebessert. Die elfstündige un- 
bewohnte Strecke zwischen Gominji und Uöru ist 
durch eine Neusiedelung bei Tengulinji unterbrochen; 
eine weitere Niederlassung ist in die Wege geleitet. 
Auf der letztgenannten Strecke habe ich zum ersten 
Male im Bezirke Eis gesehen und zwar im Zelte 
um 7½ Uhr morgens im Waschbecken, in welchem 
das Wasser mit einer Eisschicht in Stärke einer ge- 
wöhnlichen Fensterscheibe gefroren war. Am 22. Juni 
traf ich in Iringa wieder ein. 
Kamerun. 
Wute- Adamaua- Feldzug. 
Der Hauptmann v. Kampt berichtet unter dem 
21. August d. Is. aus der Ortschaft Cheme über den 
Fortgang des Wute-Adamaua-Feldzuges an das 
Kaiserliche Gouvernement, wie folgt: 
Am 13. Juni kamen Gesandte von Bonjere und 
Jagandi nach Joko und meldeten ihre Unterwerfung. 
Bonjere liegt drei Tagemärsche nordöstlich Joko am 
rechten Sanagaufer, Jagandi einen Tagemarsch strom- 
oberhalb von Bonjere auf dem linken Ufer. Der 
direkte Weg von Joko nach Ngaundere führt durch 
diese Orte. Es wurde ihnen aufgetragen, der Station 
Joko gehorsam zu sein, den Weg zu reinigen und in 
Stand zu halten und alle Händler frei passiren zu 
lassen. Den 15. Juni kam eine zweite Gesandtschaft 
des Lamido von Tibati, welche die völlige Unter- 
werfung und das Versprechen des Lamido brachte, 
die Kriegskosten ohne Verzug zu zahlen. 
Ich beschloß darauf, so lange in Joko zu bleiben, 
bis der größte Theil der Zahlung eingegangen sei, 
da ich die Stationsbesatzung von Joko für zu schwach 
halte, einen nachhaltigen Druck auf den Lamido aus- 
zuüben. 
Inzwischen hatte ich in Erfahrung gebracht, daß 
der abtrünnige Feldhauptmann Ngillas, Wunga- 
Himene, sich in der Entfernung von zwei Tage- 
märschen aufhalte, und entsandte ich daher am 
29. Juni eine stärkere Patrouille unter Führung 
eines farbigen Unteroffiziers ebendahin. Diese kehrte 
am 3. Juli zurück, nachdem sie die Mannschaft des 
Wunga-Himene zersprengt hatte, wobei der Feind 
12 Mann verlor.
	        
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