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behülflich sein. Das finden nun Manche sehr un—
gemüthlich, lassen lieber ihr Weib sitzen und siedeln
sich anderswo an, nicht aus Abneigung gegen das
Weib, sondern weil sie nicht bei der Schwieger-
mutter sein mögen. Ich suchte auf die Forderung
Christi hinzuwirken, daß das Weib Vater und Mutter
und Haus und Bruder verlasse und dem Manne
sfolge, fand aber nicht viel Verständniß. Viel
günstiger sind in dieser Beziehung die Verhältnisse
an der Küste, wo der Mann sich das Weib von
den Eltern kanft, dafür aber auch verlangen kann,
daß das Weib ihm überall hinfolge.
Das Hinterland von Lindi und ganz besonders
die Bezirke von Masasi und Lukuledi haben reich-
lichen Antheil an dem Aufschwung, welchen die ganze
Kolonie in den letzten fünf Jahren genommen hat.
Die schwierigen, viel verschlungenen Negerwege durch
Wald und Sumpf, welche endlose Umwege ver-
ursachten und den Gebrauch eines Reitthieres fast
unmöglich machten, sind jetzt auf der ganzen Strecke
durch breite, kunstgerecht angelegte Straßen ersetzt;
die Sümpfe und steilsten Höhen sind umgangen, die
Flüsse überbrückt, so daß man nicht bloß bequem
reiten, sondern größtentheils auch fahren könnte; die
Bevölkerung ist seit Anlegung der Station Songea
die Furcht vor den Raubzügen der Wangoni los,
sie braucht sich nicht mehr auf den Berghöhen oder
in den Sümpfen zu verstecken, sondern kann nach
Lust schönes und fruchtbares Land zum Anbau aus-
wählen; die Gewißheit, daß das Erträgniß der
Schamben nun ihnen selbst gehört und nicht von
den Raubstämmen fortgeholt wird, steigert die Lust
zum Anbau; da der Sklavenraub beinahe aufgehört
hat, Kindesmord und andere Unthaten, welche früher
besonders durch die Zauberer veranlaßt wurden, sehr
strenge bestraft werden, so vermehrt sich die Be-
völkerung bedeutend.
Der Handel im Lindibezirke dürfte wohl schon
bald auf das Fünsfache der früheren Jahre steigen.
Während früher besonders zur Erntezeit, wo die
Wangoni meistens ihre Raubzüge unternahmen, die
Karawanenstraße beinahe menschenleer war, begegneten
mir jetzt alltäglich Hunderte von Trägern, entweder
Matakalcute, das heißt Wayao von jenseits des
Rovuma, welche Wachs, Sesam, Elfenbein, Gummi
an die Küste trugen, oder Wangoni, welche für die
dortigen Händler Salz= oder Stofflasten abholten,
die wahrschceinlich im nächsten Jahre in Gestalt von
Gummi oder Elfenbein wieder an die Küste zurück-
kommen.
Allerdings haben für alle diese Vorzüge der
neuen Verwaltung die Schwarzen ein anderes
Schmerzenskind eingetauscht, nämlich die Hüttensteuer.
Daß sie für diese neue Einrichtung zunächst nicht
viel Sympathie haben, ist ihnen leicht zu verzeihen.
Im letzten Jahre konnten sie immer noch nicht
glauben, daß aus der lange angekündigten Steuer
wirklich Ernst werden sollte; wenn auch die Jumbe
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auf Befragen des Bezirksamtes wiederholt erklärten,
es sei Alles in Ordnung und liege bereit, so war
das nur eine beschwichtigende Ausrede, und das
Erscheinen des Steuereinnehmers mit seinen Askari
erregte großen Schrecken. Ein Häuptling glaubte
sich aus der Schlinge zu ziehen, indem er einfach
auf die Mission lief und den Pater bat, er solle
ihm schleunigst 300 Rupien leihen, damit er für sein
Dorf die Steuer zahlen könnte. So einfach ging
aber die Sache nicht, und es setzte nun bei dem
Beamten für das erste Mal eine ernste Vermahnung
ab, einige besonders Widerspenstige wurden auch
nach Lindi mitgenommen, wo die Vermahnung noch
fühlbarer wurde. Für heuer wird nun schon besser
Vorsorge getroffen, zumal auch eine sehr reiche Ernte
erzielt wurde. Abgesehen von den materiellen Vor-
theilen für die Gouvernementskasse, ist diese Hütten-
steuer ein nicht zu unterschätzendes Erziehungsmittel
gegenüber den Negern. Sie werden durch Erfahrung
belehrt, daß es nicht zweckmäßig ist, unmittelbar nach
der Ernte das ganze Erträgniß in Negerbier zu ver-
wandeln und in endlosen Tanzbelustigungen zu ver-
jubeln, sondern werden gewöhnt, einen Theil auf-
zubewahren für die Zeit der Noth bezw. der Steuer;
auch fangen sie bereits an, die werthvolleren Ge-
treidearten, wie Sesam und Erdnüsse, in größeren
Mengen anzubauen, da sie es bequemer finden, eine
Last Sesam als drei Lasten Mtama an die Küste
zu tragen.
Die Monatsschrift „Afrika“ veröffentlicht einen
Aufsatz des Miss. Bohner aus Kamerun über „Die
Schule des evangelischen Afrikavereins in Kamerun“.
Diesem Aufsatz entnehmen wir Folgendes:
Der einflußreichste Ort in Kamerun ist Bellstadt
oder Belldorf, von den Eingeborenen Bonanjo ge-
nannt. Er besteht aus den drei Ortstheilen Bona-
duma (von den Europäern Tokoto genannt), Bona-
priso (Poßtown) und Bonamandone, ist Sitz des
Oberhäuptlings (King) Bell und wird darum auch
Bellstadt (Belltown) genannt. Dieser Ort war von
jeher in Kamcrun deshalb so einflußreich, weil Bell
den ausgebreitetsten Handel hatte, ein verständiger
Mann war, bei den Europäern großes Ansehen genoß
und es auch verstand, die Stämme des Inlandes an
sich zu ziehen, so daß sie ihn als ihren Richter und
ihr Oberhaupt anerkannten und freiwillig ihm tribu-
tär wurden.
Dieser Einfluß stieg dann noch bedeutend durch
den Umstand, daß die Deutschen, als sie 1894 die
gegen Bell widerspenstigen Bonapriso oder Yoßlente
besiegt hatten, sich das Terrain ihres Ortes als Sitz
der Regierung ausersahen und die Bewohner an-
wiesen, ihre Hütten weiter landeinwärts zu errichten.
Dadurch ist von dem großen Ansehen und Einfluß,
den die deutsche Regierung bel den Eingeborenen in
Kamerun genießt, ein gut Theil auf King Bell und
seine Leute übergegangen.