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Allem aber die lernbegierigen Bukauajungen auf der
Simbanger Station, die fast immer mit etwa 30 Jungen
besetzt ist, nicht ausgenommen werden können, so er-
giebt sich schon daraus zur Genüge die Nothwendig-
keit der Errichtung einer eigenen Station im Bu-
kauastamme.
Wiederholt wurden zu dem Zweck von den
Brüdern Erforschungsreisen ins Bukauagebiet unter-
nommen, um unter Verwendung der bei den drei
bisherigen Stationsgründungen gewonnenen Erfah-
rungen eine Oertlichkeit ausfindig zu machen, welche
möglichst viele Vorzüge bei möglichst wenigen Schatten-
seiten in sich vereinigt. Das Schlußergebniß dieser
Reisen und Berathungen der Brüder war, daß in der
Nähe des Dorfes Taminugetu eine bewaldete Höhe
als am besten geeignet ausgewählt wurde. Im
Anfang dieses Jahres begaben sich denn die Brüder
Zwanzger und Held mit einer größeren Anzahl
Simbanger= und Tamijungen dorthin, um den Stations-
platz zu klären und zu ebnen. Ungefähr drei Morgen
Wald ließen sie niederschlagen. Der Platz fiel dann
größer aus, als man zuvor dachte. Im Westen und
Nordwesten ließen sie einen schmalen Streifen Hoch-
wald stehen, der Schutz gegen starken Wind gewähren
soll. Sonst ist der Stationsplatz nach allen Seiten
frei. Seeluft hat man von drei Seiten, so daß auf
Deinzerhöhe Höhen= und Seeluft weht, von der
man nur wünschen möchte, daß sie in der trockenen
Jahreszeit die Tropenhitze mildern und in der Regen-
zeit nicht allzurauh und scharf sich spürbar mache.
Besonders günstig soll die Station für die Dörfer=
besuche liegen. Mit Nord= und Ostwind nämlich
kann man nach Westen den Golf hinein und mit
Land= und Südwind ostwärts nach Tami und Sim-
bang fahren.
Ueber die Lage von Deinzerhöhe schreibt zur Er-
gänzung des Vorstehenden Miss. Hausche, der bald
nach seiner Ankunft in Neu-Guinea dorthin zu reisen
hatte, um Br. Bamler beim Hausbau an die Hand
zu gehen: „Von dem Dorf Taminugetu aus, das
gegen das Dorf Simbang durch Reinlichkeit, Statt-
lichkeit der Häuser, zahlreiche, erwachsene Bevölkerung
und große Kinderschar vortheilhaft absticht, führt der
Weg nach der Station auf feuchtem, schmalem Pfad
durch dichten Urwald eben hin, an einem Maisfeld
der Eingeborenen vorbei, bis es auf einmal gilt, eine
kurze steile Anhöhe von etwa 300 Fuß zu ersteigen.
Tritt man dann aus dem Wald heraus auf eine
Lichtung, die nach Westen leicht ansteigt, so hat man
den Stationsplatz erreicht, der eine prächtige Aussicht
gewährt. Nach Nordwesten lagert ein Gebirgszug
hinter dem andern, einer immer höbher als der
andere; deutlich kann man vier verschiedene Höhen-
lagen unterscheiden. Nach Norden hin blickt das Auge
sowohl in den weiten, weiten Hänischhafen als auch
auf sein gebirgiges Ufergelände. Deutlich kann man
am Strand die Kokosnußpflanzungen der Eingeborenen
und ihre darin versteckt gelegenen Dörfer erblicken.
Ganz drüben, wo die Bucht schon fast zu Ende ist,
ergießt der Bulesom seine trüben Fluthen in den
Hänischhafen."“
Am 16. Februar wurde von Br. Bamler mit
dem Bau begonnen. Bamler suchte alsbald die Leute
von Taminugetu zur Arbeit herbeizuziehen. Er hatte
schon im Oktober zuvor einen Mann dieses Dorfes
mit dem Bau eines Unterkunftshauses beauftragt.
Die Dorfleute legten eifrig Hand ans Werk und
bauten das Häuschen, das recht geräumig ausfiel,
in drei Tagen fertig. Während die Männer am
Haus bauten, trugen die Frauen die Kisten, Bretter
und das Wellblech herauf, so daß der Missionar über
diese Freundlichkeit und Zuvorkommenheit ganz über-
rascht war. Auch räumten die Frauen das Feld auf
und erwiesen sich sonst dienstwillig. Die Predigt-
gottesdienste unter den Eingeborenen nahmen ihren
regelmäßigen Fortgang, und zwar richteten die Mis-
sionare es so ein, daß jeden Sonntag, wenn die
Missionare gesund sind, an zwei Orten Gottesdienst
gehalten wird. Im Stationsdorf (Taminugetuy findet
er immer Sonntags am Morgen statt, nachmittags
in einem der zwei Nachbardörfer Olugetu und Po.
Die Zahl der Besucher beläuft sich im Stationsdorf
auf 40 ohne Kinder, in den Nachbardörfern auf ein
Dutzend Männer und einige Frauen. „Doch was
an Zahl mangelt“, schreibt Br. Bamler, „das er-
setzen sie durch Aufmerksamkeit.“
Der andere Theil der Wirksamkeit unserer Missio-
nare ist die Unterhaltung der Kostschule, die Unter-
weisung und Erziehung der Inngen, die in gleicher
Weise wie auf den älteren Stationen geschehen soll.
Damit aber konnte bis jetzt noch nicht begonnen
werden. Denn die doppelte Voraussetzung hierzu
fehlt noch, nämlich vor Allem die Vollendung der
Hausbauten, eines Hauses für die beiden Missionare,
die die Station besetzen sollen, und einer Wohnung
für etwa 20 bis 30 Jungen, außerdem vielleicht
eines Stalles für Ziegen und eines Schuppens zur
Aufbewahrung von allem möglichen Geräth und Vor-
räthen, und sodann die Bestellung des Missionslandes,
damit es seine Frucht bringe an Mais, Yams,
Taro 2c. und den Unterhalt der Kostschule möglichst
erleichtern helfe. Bis jetzt ist die erste Maisernte
eingeheimst, die Gott Lob reichlicher ausfiel, als es
anfangs den Anschein hatte.
So ist der Anfang zur Gründung der vierten
Station gemacht.
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RAus fremden Holonien.
Gesetz über volkszählungen in den portugiesischen
Rolonien.
Im „Diario do Governo“ Nr. 189 ist ein Gesetz
vom 17. August d. Is. veröffentlicht worden, wonach
in den portugiesischen Kolonien von zehn zu zehn
Jahren Volkszählungen stattzufinden haben. Der
Anfang soll im Jahre 1900 gemacht werden. In
Gegenden, die wegen ihrer rückständigen Entwicke-