Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben 
erreichten hiermit ihren höchsten Stand seit dem 
Bestehen der Kolonie überhaupt. 
Das Anwachsen der Ausgaben war hauptsächlich 
durch verschiedene Aufstände verursacht: Im Februar 
v. Is. erhob sich der Häuptling Bai Buveh an- 
läßlich der Erhebung der Hüttensteuer. Im März 
brachen im Kwaia= und Bunyudistrikt Unruhen aus. 
Ebenso im Mendidistrikt. Zur Unterdrückung dieser 
Aufstände war das Aufgebot größerer Truppenmassen 
nothwendig. 4 europäische Offiziere wurden hierbei 
getödtet und 23 verwundet. 
Der Aktiv-Vermögensstand betrug am 31.Dezember 
15 908. " 
Die im Jahre 1871/73 ausgenommene Anleihe 
für die Erbauung der Werft zu Frutown wurde im 
Juni vollständig zurückbezahlt. Von der genehmigten 
Eisenbahnanleihe im Betrage von L 300 000 wurden 
4 192 200 vorausgenommen. 
Die städtische Verwaltung von Frutown bestand 
aus- 1 Bürgermeister und 14 Räthen. Sie hatte 
1 3560 Einnahmen und # 5405 Ausgaben. 
Die militärische Besatzung bestand aus: 
1 Abtheilung Royal-Artillery, 
1 Eingeborenen-Batterie der Westafrika-Artillery, 
dem 1. Bataillon und 4 Kompagnien des 3. Ba- 
taillons des Westindia-Regiments, 
1 Abtheilung des Army-Service-Corps, 
1 Ordnance-Corps. 
Dazu wurde noch 1 Eingeborenen-Bataillon, 
genannt das 1. Bataillon des Westafrika-Regiments 
und ein Freiwilligenkorps von 100 Mann gebildet. 
Die Grenzpolizei bestand aus 12 europäischen 
Osfizieren und 611 Eingeborenen. 
Die Ausgaben hierfür im Betrage von & 16 434 
trug die kaiserliche Regierung. 
Bei der Post übertrafen die Einnahmen die Aus- 
gaben um # 740. 
Die Sierra Leone-Government-Eisenbahn, welche 
im Jahre 1896 begonnen wurde, ist zwar dem 
regelmäßigen Verkehr formell noch nicht geöffnet, es 
werden aber Personen zwischen Frutown und Water- 
loo und Guta bis Songo Town befördert. Die 
Verlängerung der Linie nach Rotisunk, 25 Meilen 
von Songo Town, ist durchgeführt. An Besoldungen 
für Beamte und Arbeiter wurden 30 548 aus- 
gegeben. 
Die Bevölkerung der Kolonie wird auf 100 000, 
die von Frutown auf 40 000 und die des Schutz- 
gebiets auf 1 Million geschätzt. 
An Schulen waren 69 gegen 72 im Vorjahre 
mit einer Schülerzahl von 6852 gegen 7312 im 
Vorjahre vorhanden. 
Die Einfuhr betrug ## 606 348 gegen 2 457 389 
im Vorjahre und die Ausfuhr #§ 290 991 gegen 
# 400 748 im Vorzjahre. 
Das große Wachsthum der Einfuhr auf der 
einen Seite und das starke Fallen der Ausfuhr auf 
2 8 
815 
  
— 
der anderen Seite hängt mit den Aufständen in der 
Kolonie zusammen. (Gesteigerter Bedarf der Militär- 
verwaltung, Darniederliegen des Handels in den auf- 
ständischen Distrikten.) 
An der Einfuhr sind England mit L 512 098, 
seine Kolonien mit L 12 733 und die übrigen Staaten 
mit # 81 517 betheiligt. 
Die Zollabgaben brachten L 89 523 ein. 
. An der Ausfuhr sind betheiligt: 
England mit & 117 726,/ 
britische Kolonien mit 8 30 948, 
fremde Länder mit 28 142 317. 
Der gesammte ein= und ausgehende Schiffsverkehr 
betrug 1 110 228 Tons. 
Der Arbeitslohn für Eingeborene in Frutown. 
schwankt zwischen 15 und 30 Schilling im Monat. 
Eine große Anzahl von Eingeborenen wandert 
alljährlich nach dem Kongostaat oder sonstwohin der 
Küste entlang aus. Die meisten kehren jedoch nach 
zwei oder drei Jahren wieder zurück. 
In der Kolonie existirt eine „Government-Post- 
Office-Lavings-Bank, welche am 31. Januar 1898 
3287 Depositoren mit #L 41 187 Einlagen hatte. 
Diese Einrichtung ist beim Publikum sehr beliebt und 
die Zahl der Depositen in stetem Wachsthum be- 
griffen. 
Britisch-= K#e##Guinea. 
Unter Befürwortung des früheren Gouverneurs 
Sir William Macgregor hatte eine englische Gesell- 
schaft vor einiger Zeit versucht, eine Landkonzession 
von über 250 000 Acker auf acht Jahre zu erhalten, 
mit dem Vorrecht der Auswahl vor Dritten inner- 
halb des ganzen Gebietes von Britisch Neu-Guinea. 
Die Gesellschaft wollte sich dafür zur Zahlung ent- 
sprechender Abgaben an die Regierung und zu einer 
Aufwendung von mindestens 2 Schilling auf den 
Acker in Besitz genommenen Landes verpflichten. Die 
Verhandlungen endeten mit der Zurückweisung des 
Antrages der Gesellschaft. Ueberdies haben die 
Minister der an der Subventionirung von Britisch- 
Neu-Guinea betheiligten Regierungen von Queens- 
land, Neu-Süd-Wales und Victoria im August d. Is. 
aus Anlaß des erwähnten Falles sich allgemein dahin 
geeinigt, daß Länderkomplexe von mehr als 50 000 
Acker ohne vorherige Befragung der genannten 
Regierungen nicht veräußert werden sollen. 
Rautschuk in Guatemala. 
Die Regierung von Guatemala hat bestimmt, 
daß die Gewinnung von Kautschuk nur mit ihrer 
besonderen Erlaubniß gestattet ist. Für je 20 000 
Kautschukbäume, die ein Unternehmer dort pflanzt, 
soll er 112 Acres Land gratis erhalten.
	        
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