Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Empfangsseierlichkeiten, die besonders von Bruder 
Jauer, dem jetzigen Stationsvorsteher von Ikombe, 
vermißt wurden, hinweg. 
Die Sorge, die Bruder Maaß' Erkrankung bei 
uns Allen hervorruft, bringt einen Gedanken zur Aus- 
führung, der mich schon vor meiner Reise nach Deutsch- 
land beschäftigte. Mit Bruder Weltzsch und Bruder 
Hübner, der auch gerade in Ikombe zum Besuch 
ist, ersteige ich die hinter (östlich von) Ikombe sich 
aufthürmende vordere Gebirgsketlte des Livingstone- 
Gebirges, um zu sehen, ob wir dort nicht ein Sa- 
natorium für Ikombe errichten können. Zunächst 
findet das Auge an den scharskantigen westlichen 
Abfällen des Gebirges keinen Platz, der groß genug 
erschiene, darauf ein, wenn auch kleines, Haus für 
einen, wenn auch bescheidenen, Europäer zu errichten, 
aber alles Andere ist so günstig, daß ein Versuch 
gemacht werden muß. Der Aufstieg von Ikombe 
aus ist bequem; in zwei Stunden kann man auf 
dem 4300 Fuß hohen Platz sein, an dem ein klares 
Bächlein vorbeifließt. Bauholz ist in Menge in der 
Nähe; Töpferlehm, aus dem die Hügelrücken-Ober- 
fläche besteht, verspricht, die schönsten Ziegel zu liefern; 
Gartenerde findet sich am Bach, und die Kartofseln, 
die dort gepflanzt werden, gerathen vorzüglich; nur 
ein Bauplatz fehlt. Da kommen uns die Kinga zu 
Hülse. Die sind es gewohnt, Hügel mit ihren 
Hacken so abzutragen und zu planiren, daß sic ihre 
Hütten auf einer glatten Ebene errichten, warum 
sollten nicht etwa fünfzig Mann den einen sehr 
günstigen Hügel für uns planiren lönnen? Mit 
Freuden gehen sie daran, und in kurzer Zeit liegt 
  
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eine glatte Fläche von 50 F 17 Meter zum Ban- 
des provisorischen Hauses bereit. 
dieses 15 = 5 
Veranda vorn und hinten, da. Natürlich ist es nur 
aus Pfählen und Nohr erbaut, aber es wird, wills 
Gott, mehrere Jahre stehen und die Probe machen, 
ob Bubopelo (Zuflucht) für IJkombe zum Segen sein 
wird oder nicht. Bubopelo, soweit es jetzt fertig ist, 
und es ist, wie gesagt, für längere Zeit fertig, kostet 
200 Mk. Das ist meines Erachtens ein geringer 
Preis, für den wir uns etwas mehr Gesundheit er- 
kaufen zu können hoffen. 
Den März füllt hauptsächlich meine Reise nach 
Bena= und Heheland aus. Vorher mußte ich nach 
Manow, wo die liebe Schwester Källner schwer 
krank lag. Ihr Mann sollte vor seiner Reise nach 
Deutschland ordinirt werden. Schon seit Jahren 
wartete er darauf. Sodann mußte die Station 
einem anderen Bruder übergeben werden. Von 
Manow reiste ich über Wangemannshöh nach Bu- 
longoa, wo sich mir Bruder Maaß anschloß, der 
mit mir die Hehereise machen sollte. In Tandala 
fand die Einweihung der dortigen Kirche statt. 
Bruder Wolff hat, was äußere Arbeiten betrifft, 
sehr viel geleistet in der Zeit des Bestehens der 
Station. Ein gutes Wohnhaus, ein guter Stall 
und eine schöne Kirche — Alles massiv — mit 
eigener Hand erbaut, machen ihm alle Chre. 
Bald steht auch " reisen wir von Kidugala nach Mufindi (also etwa 
Meter, mit vier Zimmern und breiter 
  
Von Tandala aus geht es in beständig nord- 
östlich sich haltender Richtung auf Kindugala zu. — 
Es ist nicht meine Absicht, eine ausführliche Be- 
schreibung meiner Reise zu geben, ich will vielmehr 
einige allgemeine Beobachtungen, die ich dort machte, 
kurz anführen. 
Zunächst macht es den Eindruck, wenn man aus 
dem Kondelande in jenes Land kommt, als käme 
man aus der Kultur in die Wildniß. Dies mag 
von den Kriegen herrühren, die dort jahrelang 
geführt worden sind. Erst mitten im Benalande 
sieht man schöne Niederlassungen, die durch schöne, 
sauber gehaltene Anlagen auffallen. Ich bin nicht 
weit ins eigentliche Heheland gekommen, aber was 
ich davon sah, stand weit hinter dem Benalande 
zurück. Vor den Kriegen sollen die Hehe in vielen 
Hinsichten ein Kulturvolk gewesen sein. Ich kann 
darüber nicht urtheilen. Auf der Reise sah ich fast 
keine Heher, auf unserer Hehestation Mufindi gar keine. 
Das Aussehen des Landes ist ganz anders. Hat 
man das Livingstone-Gebirge ganz überschritten, so 
dehnt sich vor Einem ein gewaltiges Hochland aus, 
welches in seiner gleichmäßigen Ebenheit sehr an das 
Transvaal Hoogeveld erinnert, von demselben aber 
dadurch abweicht, daß es fast durchweg von einem 
Baumwuchs bestanden ist, der es wieder dem Busch- 
feld Transvaals sehr ähnlich macht, nur daß der 
Baumwuchs hier in Benaland fast immer kümmer- 
licher ist als dort, was wohl von der höheren Lage 
dieses Landes abhängt. Sodann besteht darin ein 
großer Unterschied zwischen dem Hochfeld Transvaals 
und diesem, daß man das hiesige von den Enden 
aus überschauen kann. Auf unseren Maskateseln 
von einem Ende bis zum anderen der Bengebene) 
in 27 Stunden. Täuscht mich mein Auge nicht, so 
würde ich dieselbe Strecke auf einem mittelmäßigen 
südafrikanischen Pferde in sieben bis acht Stunden 
zurücklegen. Bei dieser Angabe habe ich die äußerste 
Grenze angenommen. Im Stillen denke ich, mit dem 
oder dem Pferde, das ich als Junge besessen oder 
gekannt, würde ich es in fünf Stunden schaffen. 
Trotz dieser so sehr geringen Entfernungen kommt 
man durch weite Strecken unbewohnten Landes. Die 
Bena wohnen meist in den kleinen Niederungen 
zwischen den langgestreckten Hügelzügen, weil sie dort 
guten Boden finden, der sonst sehr wenig zu finden 
ist. Das elgentliche Heheland soll besser sein. Ich 
kenne es nicht so. Was ich von ihm bei Mufindi 
sah, war allerdings gut. — Ich möchte nochmals 
betonen, daß unser Gebiet in Ostafrika, nach süd- 
afrikanischem Maßstab bemessen, sehr klein ist. Daß 
man von Mufindi bis Muhanga, unserem äußersten 
Posten nach Nordosten hin, fünf Tagereisen hat, 
ändert nichts. Man übertrage das auf südafrikanische 
Verhältnisse, so kommen höchstens zwei Tagesritte 
heraus. Was ist das?! Mit der Zeit werden 
unsere Stationen dort sehr enge zusammenrücken. 
So eng wie im Kondelande sind sie ja nicht, aber 
hier im Kondelande wird die Engigkeit der Stationen
	        
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