Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Der Bericht konnte zum großen Theil recht er- 
freuliche Bilder gewähren. Auch hebt derselbe freudig 
herwor, daß eine schöne, ergiebige Regenzeit ein- 
getreten wäre und nach vielen schweren Nothjahren 
die Felder allenthalben ein hoffnungsvolles Grün 
zeigten. 
Den „Berichten der Rheinischen Missionsgesell- 
ichaft“ entnehmen wir folgende Uebersicht über die 
Mission in Großnamaland: 
Statistik von Ende 1898: Warmbad 665, Be- 
thanien 1191, Keetmanehoop 900, Rietfontein 276, 
Berseba 839, Gibeon 597, Gochas 315, Hoachanas 
462 Gemeindeglieder. 
Es trafen verschiedene Umstände zusammen, die 
die Stimmung bei den Konserenzverhandlungen vom 
30. Juli bis zum 6. August in Bethanien (vergl. 
Kol. Bl. 1899, S. 768) auf einen gewissen Höhe- 
vunkt hoben, der sie vortheilhaft von ihren letzten 
Vorgängern unterschied. Der lang entbehrte und 
ersehnte Regen war in einer fast unerhörten Reich- 
lichkeit gefallen, und das hatte das dürre Erdreich 
des Landes wie den gedrückten Muth der Menschen 
erfrischt und belebt. Sodann waren, gleichfalls eine 
Seltenheit, bis auf Miss. Pabst von Rietfontein, 
der das Land auf seiner Rückreise von Deutschland 
noch nicht wieder erreicht hatte, und Miss. Krons- 
bein, der als Nachfolger von Miss. Wandres erst 
seit kurzer Zeit in Warmbad eingezogen war, alle 
Missionare versammelt. Dazu konnten, was wohl 
nech nie der Fall gewesen ist, vier junge Brüder 
auf einmal als neue Mitarbeiter auf der Konferenz 
begrüßt werden, die beiden im Herbst 1898 aus- 
gesandten Missionare Berger und Simon und die 
mi Frühjaohr 1898 nachkommenden Miss. Möller 
und der Loienbruder Holzapfel. 
Und es läßt sich nicht leugnen, daß unsere Nama- 
missionare einer solchen Ermuthigung, wie sie die 
Konferenz brachte, in sonderlichem Maße bedürfen. 
Es ist in der Namamission Vieles vorhanden, was 
techt muthlos machen könnte. Das ist vor Allem 
die ganze soziale und wirthschaftliche Lage des Volkcs. 
Bir können von ihr leider kein günstigeres Bild 
zeichren als das letzte Mal. Im Gegentheil, es 
klugt fast durch alle Berichte der Mitsionare die 
chmerzliche Klage hindurch, daß es mit dem Volk 
der Hottentotten immer mehr bergab geht, und es 
is doch nur ein schwacher Trost, daß es um die 
Bastards wenigstens nicht ganz so schlimm steht. 
Wem sollte diese Noth nicht zu Herzen gehen! 
Unseren Missionaren vor Allem liegt sie schwer auf. 
Und so wurde denn auf der Konferenz wiederholt 
dorüber verhandelt, wie dem Volke geholfen werden 
könne. Die verschiedensten Vorschläge wurden ge- 
macht. Ein Referat schlug die Errichtung von Kost- 
schulen und Internaten vor, damit in ihnen die 
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und des ganzen ungebundenen Lebens entzogen 
würden. Doch mit Rücksicht auf die großen Kosten 
und den sehr zweifelhaften Erfolg fand das nicht die 
Zustimmung der Konserenz. Dagegen eignete sich die 
Konferenz einen anderen, schon früher von Missionar 
Fenchel angeregten Gedanken an, eine Diakonissin 
auszusenden, um unter deren Leitung eine Art Ver- 
sorgungs= und Waisenhaus einzurichten. 
Sehr bedauerlich ist, daß bei allen Bemühungen, 
die zumal zur sittlichen und religiösen Hebung des 
Volkes ausgewandt werden, unsere Missionare so 
wenig Hülse an den eingeborenen Mitarbeitern haben. 
Auch diese tragen den Charakter und die Gebrechen 
ihres Volkes. Es ist unseren Missionaren ein sehr 
ernstes Anliegen, an der Hebung des Gehülfenstandes 
zu arbeilten. So sollen nach einem Antrage des 
Miss. Judt die Schulmeister zu regelmäßigem Be- 
such der Konferenz sowie zur Ausarbeitung eines 
ihnen zu stellenden Themas verpflichtet sein. Nach 
Wiedereröffnung des Seminars in Keetmanshoop soll 
für die Lehrer daselbst in regelmäßiger Wiederkehr 
ein vierwöchentlicher Kursus stattfinden. Um einen 
neuen Nachwuchs zu schaffen, hat vorläufig Missionar 
Albath in Gochas eine Anzahl junger Leute um 
sich versammelt, bei deren Ausbildung mehr noch 
wie sonst auf den inneren Stand und die Charakter- 
entwickelung Sorgfalt verwendet werden soll. 
Ein Hauptfeind des Volkes ist der Branntwein. 
Der Kampf gegen den Branntwein stand darum 
wieder wie im Vorjahre auf der Tagesordnung. 
Das Hauptreserat hatte diesmal darüber Missionar 
Albath. Da ist es uns nun zunächst eine freudige 
Genugthuung, daß unsere Missionare anerkennen 
müssen, daß die Regierung sie in diesem Kampfe 
unteistützt. Gehen die Maßregeln der Regierung 
auch nicht so weit, wie die Missionare wohl wünschen, 
so sind sie doch schätzens= und dankenswerthe Bundes- 
genossen. Ihnen haben wir es zu verdanken, daß 
ees in Deutsch-Südwestafrika noch verhältnißmäßig 
günstig steht. Es heißt in dem Referat von Albath: 
„Die Regierung hat zweifellos Manches gethan; sie 
hat, wenn auch keine völlig abwehrende, so doch 
hindernde Stellung eingenommen; sie hat den ver- 
derblichen Strom in gewisse Dämme eingeengt und 
zwar dadurch, daß sie den Verkauf von der Er- 
theilung von Erlaubnißscheinen, die nur die Bezirks- 
hauptmannschaften ausstellen dürfen, abhängig macht.“ 
Es wund gerühmt, daß die Bezirkshauptmannschaften 
mit dieser Ausstellung von Scheinen spröde sind. 
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Kmder aus den verschiedensten Landestheilen ge- 
sammelt, in strenge Zucht genommen und somit den 
großen Gefahren der mangelnden häuslichen Erziehung 
Ein gänzliches Verbot wäre uns freilich noch lieber; 
doch das scheitert, wie erwidert wird, an den Ge- 
setzen des Landes. Da wollen wir danlbar sein für 
das, was wir haben, und hoffen, daß die Be- 
stimmungen weiter scharf gehandhabt werden. Miss. 
Albath spricht in seinem Referat von den Er- 
fahrungen, die er selbst habe machen können. Als 
er nach Gochas gekommen sei, wäre noch kein 
Branntwein dort gewesen, da habe ein friedlicher 
Geist auf der Station geherrscht, und auch der 
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