lieferte bedeutende Summen, welche mit Unter-
drückung der Sklavenausfuhr nach und nach ganz
dem Handel verloren gegangen sind.
Auch darf nicht unberücksichtigt bleiben, daß die
Gegenstände der ostafrikanischen Ausfuhr nicht allein
aus dem deutschen Schutzgebiete stammten. Vieles
kam aus dem Nyassagebiet (Britisch-Centralafrika),
dem Kongo= und Nilgebiet (Uganda). Diese Zufuhren
blieben nach und nach aus, besonders seitdem Belgier
und Engländer die Wasserstraßen des Schire-Zambesi,
des Kongo und die mittelafrikanischen Seen mit
Dampfern besetzten und die bisher in Deutsch.Ost-
afrika zusammenströmenden Erzeugnisse nach Westen
und Süden ablenkten. Künftig wird auch Uganda,
wohin die Engländer bis 1898 noch sämmtliche Be-
darfsgegenstände über deutsche Karawanenwege hin-
ausschafften, durch die Mombassabahn ganz für den
deutschen Handel verloren sein, wenn der Bahnbau
in den deutschen Gebieten nicht mit allen Kräften
gefördert wird.
Der Elfenbeinhandel litt am meisten unter der
Erschließung der neuen Verkehrswege im fremden
Lande. Von der hohen Ausfuhr des Jahres
1889/90
2276 Doppelzentner Gewicht,
3.054791 Rupien Werth
ist er auf
962 Doppelzentner,
921 897 Rupien Werth
im Jahre 1898 gesunken. In den ersten Jahren
machte sich der Elfenbeinhändler Stokes um den
Handel sehr verdient, indem er vornehmlich aus
Uganda und dem Kongostoate große Elfenbeinmengen
zur deutschen Küste brachte. Nachdem jedoch der
Kongostaat und die Engländer in Uganda angefangen
hatten, einen Ausfuhrzoll auf Elfenbein 2c. zu legen,
ein Schritt, der dazu zwang, dasselbe Mittel gegen
sie anzuwenden, behielt Deutsch-Ostafrika nur den
Handel mit dem in dem Schutzgebiete selbst ge-
wonnenen Elfenbein. Zuweilen kommt noch etwas
Elfenbein aus jenen Ländern. Dasselbe genießt
dann bei der Ausfuhr seewärts die Vergünstigung,
daß der an die Engländer und Belgier gezahlte
Ausfuhrzoll bis zur Hälfte bezw. zwei Dritteln
zurück vergütet wird. Die Hoffnung, durch dieses
Opfer den Elfenbeinhandel über das deutsche Gebiet
theilweise zu erhalten, ist nicht erfüllt worden.
In den Jahren 1894 und 1896,97 schien sich
eine Besserung anzubahnen. Dieses hatte jedoch seine
Gründe darin, daß das Wahehe-Elfenbein aus dem
erstürmten Iringa und das Elfenbein des bestraften
Häuptlings Siki auf den deutsch-ostafrikanischen
Markt kam und infolge der Unruhen im Kongostaat,
sowie der Meuterei in Uganda etwas mehr Elfenbein
dem deutsch-ostafrikanischen Handel zugeführt wurde.
Der Niedergang des Elfenbeinhandels ist also
nicht, wie früher angenommen wurde, auf die nakür-
liche Abnahme des Beins zurückzuführen. Die Masse
180
des Elsenbeins ist nach wie vor im Handel von Ge-
sammt-Ostafrika dieselbe geblieben.
Die Ninderpest hatte fast in dem ganzen Gebiet
den Viehstand aufgerieben. Selbst bis heute kann
die neue Auszucht noch nicht als vollendet angesehen
werden. Große im Viehhandel angelegte Werthe
sind verloren gegangen. Hierzu trat 1894 die Heu-
schreckenplage, die die Viehaufzucht hemmte und der
Bevölkerung Hungersnoth und Verarmung brachte.
Vom September 1891 bis November 1893
lähmte überdies noch eine Hafenabgabe (mit hohen
Tonnengeldern) den Segelschiffsverkehr an der Küste
und schädigte dadurch den Handel.
Von nachtheiligem Einflusse waren auch Unruhen
im Innern des Gebietes: Es mußten nacheinander
unterworfen und zur Ruhe gebracht werden Bwana
Herl, Siki in Tabora, Quawa im Wahehelande,
Hassan bin Omar, die Wadschagga und Wangoni,
später auch Matschemba.
Im Uebrigen finden viele Leute, die früher Pro-
dukte (Kopal 2c.) sammelten, jetzt müheloseren und
schnelleren Verdienst als Arbeiter bei den Bauten
und Plantagen. Außerdem werden durch Tröger-
arbeit große Massen der Produktion entzogen.
B. Der Aufschwung.
Seit dem Jahre 1895, in welchem die Ausfuhr
3257 584 Mk. betrug, sind Aus= und Einfuhr bis
zum Jahre 1898 gestiegen, die Ausfuhr auf
4 332 945 Mk. und die Einfuhr auf 11 852 656
Mk., so daß der Gesammthandel mit 16 185 601 Mk.
gegen das Jahr 1895 mit 10 866 050 Mk. einen
Zuwachs von 5 319 551 Mk. erfahren hat.
Trotz der im Jahre 1898 herrschenden, durch
Dürre hervorgerufenen, ernsten Hungersnoth, die
eine Lebensmitteleinfuhr von 1 068 113 Mk. mehr
als im Jahre zuvor nöthig machte, bleibt bei der
Außerachtlassung dieses Betrages immer noch ein
Zuwachs des Gesammthandels (von 1898) von
4251 438 Mk. übrig.
Die Lebensmittel-Einfuhr des Jahres 1898 hätte
noch bedeutend größer sein müssen, wenn nicht der
Süden der Kolonie mit einer sehr ergiebigen Mtama-
(Korn-) Einte dem Norden hätte aushelfen können.
Es fand eine Verschiebung der Veimögenslage von
Norden nach dem Süden statt. Di Ackerbauer des
Südens haben freilich nicht mehr als sonst verdient,
aber der Zwischenhandel und ebenso die Derntsch-
Ostafrika-Linie an den Frachten hatten gute Ein-
nahmen.
Deutschlands Antheil an dem Gesammthandel
des Jahres 1898 (16 185 601 Mk.) betrug nahezu
ein Sünfeel, nämlich 3 036 058 Mk.; davon ent-
fielen auf die Ausfuhr 783 702 Mk. und auf die
Einfuhr 2 252 356 Mtk.
Von der Ausfuhr wurden
und von der Einfuhr:
zusammen
auf deutschen Schiffen befördert.
629 284 kg
5 819 702 =
6 448 986 kg