Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

In dem erwühnten Fünftel ist derjenige Antheil 
des deutschen Handels an dem Gesammthandel nicht 
inbegriffen, der über Sansibar auf anderen als 
deutschen Schisffen nach Deutsch-Ostafrika geleitet, 
sowie der Theil des deutsch-ostafrikanischen Handels, 
der über Sansibar nach Deutschland in den deutschen 
Handel ausgenommen wurde. Für die Berechnung 
auch dieses Antheils des deutschen Handels an dem- 
jenigen Deutsch-Ostafrikas sind die Grundlagen nicht 
ausgiebig genug. Eine Berechnung mit vorsichtig 
geschätzten Zahlen hat ein Siebentel ergeben, welches 
mit dem vorigen Fünftel zusammen mehr als ein 
Drittel des Antheils Deutschlands an dem deutsch- 
ostafrikanischen Gesammthandel ausmacht. Die Werthe 
der mit der Bezeichnung „Made in Germany“ über 
Indien nach dem Schutzgebiet unmittelbar verfrachteten 
Waaren sind in obiger Berechnung, weil schwer fest- 
stellbar, nicht berücksichtigt worden. Ebenso wenig 
konnten die recht bedeutenden Werthe der eingeführten 
Gouvernementsgüter und des Waffen-, Pulver= 2c. 
Verbrauchs der Schutztruppe berücksichtigt werden. 
Die vorstehenden Zahlen zeigen, wie der werth- 
vollste Artikel, das. Elfenbein, von Jahr zu Jahr 
mehr aus dem Handel schwindet, andere Handels- 
gegenstände dagegen auf dem eingenommenen Stande 
im Allgemeinen verharrten, manche einen Zuwachs 
und zwar einzelne, z. B. Kopra, Wachs, eine ganz 
bedeutende Vermehrung erfuhren. 
Wie bereits erwähnt, sind für 2 750 000 Mk. 
an Elfenbein dem Gesammthandel verloren ge- 
gangen. - 
Bastwaaren, Matten, Handelsgegenstände zu- 
meist der Frauenhandarbeit, erscheinen als Bastkörbe, 
Bastsäcke und Verpackungsmatten im Ausfuhrhandel. 
Die Heuschrecken= und-Hungersnothzeit zeichnete sich 
auch durch vermehrte Mattenerzeugung aus. Fast aus- 
schließlicher Abnehmer dieses Artikels ist der Sansibar- 
Markt. Nach Deutschland gelangte jährlich nur ein 
verschwindend kleiner Theill als unmittelbares Fracht- 
gut. 1898 betrug die Gesammtausfuhr 7199 Doppel- 
zentner im Werthe von 67 643 Mk. 
Die Ausfuhr an Rinderhäuten, Ziegen-, 
Schaf= und Wildfellen ist von Jahr zu Jahr ge- 
stiegen. Seit drei Jahren werden auch gesalzene Häute 
direkt nach Hamburg ausgeführt, während die ge- 
trockneten Häute mit geringen Ausnahmen in San- 
sibar auf den Markt kommen. Sobald eine Eisen- 
bahn den Transport der Häute aus dem viehreichen 
Seengebiet lohnend macht, muß die Ausfuhr dieses 
Artikels bedeutend steigen. 
1898 betrug die Gesammtausfuhr 9589 Doppel= 
zentner im Werthe von 63 192 Mk. 
Kautschuk (Gummi) ist einer der gesuchtesten 
und werthvollsten Ausfuhrgegenstände. Die geringen 
Schwankungen in der Ausfuhrmenge sind damit zu 
erklären, daß in regenreichen Jahren mehr gewonnen 
wird. Belgier und Engländer versuchen, in Deutsch- 
Ostafrika Kautschuk aufzukaufen, um ihn über ihre 
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Gebiete auszuführen. Der Werth des Kautschuks 
hat sich gegen früher infolge der großen Nachfrage 
in Europa verdoppelt. Die gesteigerte Nachfrage 
hat leider vielfach zur Verwüstung ganzer Kautschuk- 
pflanzungen geführt. An der Küste wird kaum noch 
Kautschuk gewonnen, weil die Kautschukpflanzen 
mangels jeder Beaufsichtigung der Kautschukgewinnung 
unter der arabischen Herrschaft zu sehr angestrengt, 
zum Theil vernichtet wurden. Der Kautschuk wird 
jetzt meist durch von den Küstenhändlern ausgerüstete 
Aufkäufer in den Gebieten Donde, Mahenge, Upogoro, 
Songea eingehandelt. 
Für das voraussichtliche Erliegen der wild- 
wachsenden Kautschukpflanzen sucht man einen Ersatz 
durch Anpflanzung zu schaffen. Ein Unternehmen 
dieser Art ist in Kissidju an der Küste geplant. 
Das Gouvernement hat den Handel mit durch- 
näßtem und in betrügerischer Absicht mit Sand, 
Steinen 2c. verunreinigtem Kautschuk verboten. 
Ferner sind bei strengen Strafen alle Gewinnungs- 
arten untersagt, bei denen die Gewächse selbst Schaden 
leiden. 
Der größere Theil der Ausfuhr geht jetzt un- 
mittelbar nach Hamburg, der lleinere über Sansibar 
nach London, Antwerpen und auch Hamburg. 1898 
betrug die Gesammtausfuhr 1869 Doppelzentner im 
Werthe von 979 110 Mk. 
Der Handel mit Kopal liegt in den Händen der 
Inder und kommt über Sansibar nach Europa. Die 
in Deutsch-Ostafrika ansässigen deutschen Häuser haben 
sich von dem Kopalaufkauf mit der Zeit ganz zurück- 
gezogen, weil er angeblich nicht lohnend sein soll. 
Die unmittelbare Kopalausfuhr nach Hamburg 
ist nicht erwähnenswerth. 1898 stellte sich die Ge- 
sammtausfuhr auf 2338 Doppelzentner im Werthe 
von 282 072, Mk. 
Von Flußpferdzähnen und Gehörnen nimmt 
das Meiste der Sanfibar-Markt auf. Was nach Deutsch- 
land unmittelbar geht, dient hauptsächlich Sammlungs- 
und Liebhaberzwecken und beschränkt sich auf geringe 
Mengen. 1898 betrug die Gesammtausfuhr 295 
Doppelzentner im Werthe von 91 014 Mk. — 
Mangrovenholz wird als Brenn-, Bau= und 
Bretterholz nach Sansibar und in geringen Mengen 
auch nach Indien auf einheimischen Segelschiffen 
theils unmittelbar, theils durch Vermittelung San- 
sibars ausgeführt. Seit 1898 befaßt sich eine deutsche 
Gesellschaft mit der Ausfuhr von geschnittenen Man- 
grovenhölzern, die auf einer eigenen, im Rufiyidelta 
gelegenen Sägemühle hergestellt werden. Nach 
Deutschland versucht neuerdings eine deutsche Firma 
Edelhölzer auszuführen (Ebenholz, Grenadilleholz). 
Der Holzreichthum des Innern kommt dem 
Handel wegen Mangels an geeigneten Straßen, 
Eisenbahnen und Wasserwegen nicht zu gute. 1897 
erreichte die Gesammtausfuhr 300 464 Doppelzentner 
im Werthe von 103 143 Mk. (Die Zahl für 1898 
ist hier nicht anwendbar, weil ein Fehler in der 
Gewichtsanschreibung angenommen werden muß.)
	        
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