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Kopra aus der Kokosnuß wurde früher in dem
deutschen Schutzgebiete nicht gewonnen; die ganzen
Nüsse gingen nach Indien und Sansibar. Haupt-
sächlich in letzterem Orte wurde Kopra hergestellt.
Als im Jahre 1891 eine Schiffahrtsabgabe mit
hohen Tonnengeldern eingeführt worden war, die
bis Ende 1893 bestehen blieb, gaben namentlich die
indischen Dhaus das Anlaufen der deutsch-ostafrika-
nischen Häfen auf. Die Kokosnüsse blieben im Lande.
Um sie auf den Markt zu bringen, war man ge-
zwungen, sie in veränderter Gestalt als Kopra an-
zubieten. Im Jahre nach der Aufhebung jener Ab-
gabe (1894) zeigte sich sofort das alte Bild der
Nußausfuhr wieder. Die gemachte Erfahrung, daß
an Kopra mehr zu verdienen ist als beim Nuß-
handel, unterstützt durch die Maßnahme, daß aus-
geführte Kokosnüsse zu verzollen waren, Kopra da-
gegen zollfrei gelassen wurde, ließ auf Mafia und
Chole, den mit Palmen am besten bestandenen
Inseln, die Kopragewinnung zunehmen. Die Aus-
fuhr der Kokosnüsse verminderte sich. Es wurden
ausgeführt:
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Nüsse
1000 lbe. 1000 Kp. 000 lbs. 1000 Np.
I I
I
Kopra
1895 5407 114 669 40
1896 3221 72 1265 83
1897 1427 32 2364 152
1898 2021 34 3387 225
Im Jahre 1898 ist fünfmal mehr Kopra als
m Jahre 1890 nach Sansibar ausgeführt worden.
Von Sansibar wurde die Kopra auf deutschen und
französischen Dampfern hauptsächlich nach Marseille
gebracht.
Nach Deutschland sind im Jahre 1898 zum
ersten Mal 100 Doppelzentner mit einem Werthe
von 1950 Mk. unmittelbar verfrachtet worden.
Die Kopragewinnung wird sich wohl noch weiter
steigern. 1898 betrug die Gesammtausfuhr 15 123
Doppelzentner im Werthe von 314913 Mk.
Sesam, eine Oelfrucht des Ackerbaues, scheint auf
einer Stufe ihrer Entwickelung die Trockenheit zu
lieben. In regenarmen Jahren kommt fast die Hälfte
mehr zur Ausfuhr als in regenreichen. Es zeigen
deshalb die Ausfuhrzahlen für die einzelnen Jahre
ein wechselndes Bild.
Das Jahr 1899 ist wiederum regenreich, und
die Sesamausfuhr wird demnach wohl gering bleiben.
Der Markt für Sesam ist Sansibar. Deutschland
erhielt im Jahre 1895 eine Ladung von 558 Doppel-
zentnern im Werthe von 8710 Mk. 1898 stellte
sich die Gesammtausfuhr auf 13 866 Doppelzentner
im Werthe von 244 568 Mk.
Wachs. Dieses Erzeugniß stammt zum geringsten
Thelle aous dem deutschen Schutzgebiete. Die Neger
südlich des Rovuma bringen es nach den Handels-
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plätzen an den südlichen Häsen der Kolonie. Die
Ausfuhr ist sehr gestiegen. Im Jahre 1897 ist das
Fünfzigfache der Ausfuhr von 1890 ausgeführt
worden. Das Jahr 1898 weist bei einer Ausfuhr
von 187 000 Pfund wieder einen Rückgang von
35 000 Pfund auf.
Den Verfälschungen des Wachses durch Ver-
mengung mit Steinen, Sand 2c. sucht eine Verord-
nung des Gouvernements zu begegnen, nach der die
Wachsbrote nur geschnitten gehandelt werden dürfen.
1898 betrug die Gesammtausfuhr 835 Doppelzentner
im Werthe von 161 000 Mk.
Kaffee, Baumwolle, Tabak. Die Plantagen
hatten in den ersten Jahren keinen Antheil am
Eigenhandel Deutsch-Ostafrikas. «
Erst seit dem Jahre 1895 haben wenigstens die
Kaffeeplantagen die gehegten Hoffnungen erfüllt.
Vom Baumwollenbau ist man ganz abgekommen,
und der Tabaksbau befindet sich noch im Versuchs-
stadium.
Kassee ist zum ersten Male im Jahre 1895 in
nennenswerther Menge ausgeführt worden. Aus
der umstehenden Tabelle ist die jährliche Zunahme
der Ausfuhr des Näheren zu ersehen. Die Gesammt-
ausfuhr wird durch die Dampfer der deutschen Linie
nach Deutschland gebracht. 1898 erreichte die Ge-
sammtausfuhr 1335 Doppelzentner im Werthe von
240 608 Mik.
Agavehauf ist noch nicht zur Ausfuhr gelangt,
verspricht aber Gutes. Das vom Gouvernement
durch Anlage der Plantage Kurasini gegebene Beispiel
findet mehrfache Nachahmung. In den Monaten
Juli bis September 1899 sind von' Dar-es-Salam
90 Ballen zu je 250 Pfund ausgeführt worden.
Die vorstehenden Zahlen beweisen den in den
Jahren 1889/90 bis Ende 1898 erfolgten Auf-
schwung des Einfuhrhandels. Die Betheiligung des
Handels Deutschlands an der Einfuhr ist aus den
schräg gesetzten Zahlen zu entnehmen, welche zeigen,
wieviel von den deutschen Schiffen aus und über
Deutschland unmittelbar jährlich eingeführt worden
ist. Ferner ist aus der Tabelle zu ersehen, wie in
ungünstigen Zeiten (Heuschreckenplage, Dürre, Hungers-
noth) eine vermehrte Lebensmitteleinfuhr für den Ge-
brauch der Bevölkerung eingetreten ist und damit die
Aufnahmefähigkeit für europäische Waaren abnahm.
Daher war auch die Einfuhr von Negerkleidern in
ungünstigen Jahren stets am niedrigsten; in den letzten
drei Jahren hat dagegen diese Einfuhr (billige Kattun-
Shawl-, Kopf= und Taschentücher in grellen Farben,
die aus Sansibar mit Dhau-Gelegenheit angebracht
werden), zugenommen. Bessere Kattune, etwa den
zehnten Theil der Gesammteinfuhr, führen deutsche
Häuser auf deutschen Schiffen ein. In der Gesammt-
einfuhr der Baumwollwaaren ist eine Zunahme zu
beobachten und läßt den Schluß zu, daß der Gesammt-
wohlstand der Bevölkerung sich gehoben hat, und daß
stellenweise auch die Lebenshaltung des Negers etwas
besser geworden sein mag.