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Den kleinen Güterverkehr an der Küste und nach!
den vorgelagerten Inseln bewältigen die einheimischen
Segelfahrzeuge, sogenannte Dhaus, soweit diesen
Verkehr die Dampfer nicht übernommen haben.
Daraus ergiebt sich, daß im Jahre 1898:
11 522 + 11 466 = 22 988 Fahrten und 1895:
7552 +J 7603 = 15 155 Fahrten, also 1898:
7833 Fahrten mehr unternommen worden sind, mit
anderen Worten: der Ausschwung des Handels
brachte eine Vermehrung in der Schiffsbewegung
mit sich. "
Die Schiffahrt ist durch fünf an der Küste ver-
theilte Leuchtthürme und etwa 85 Bojen gesichert.
(Nach einem Berichte des Kaiserlichen Gouverneurs von
Deutsch-Ostafrika.)
Kamerun.
Bericht des Dr. Plehn über seine Reise nach Nzimu
und Bayanga.
Von dem erst kürzlich im Kampfe mit den Ein-
geborenen gefallenen Dr. R. Plehn ist nachträglich
ein weiterer Bericht über seme Reise nach Nzimu
und Bayanga eingegangen. Derselbe ist datirt von
der Station am Ngoko, den 6. Juli v. Is., und
lautet, wie folgt:
Am 3. Juni 1899 erschien der erste Dampfer
seit meiner Ankunft hierselbst, die „Holland“, der
Niuve Afriknansche Handels Venootschap im
Ngoko. Da dieselbe keine memer in Lukolela lagern-
den 260 Lasten mitbrachte und ich durch den Kapitän
erfuhr, daß auch der Dampfer der Société Anonyme
Belge in Ouesso „Major Cambier“ die Beförderung
des Gepäcks nicht übernommen habe, so beschloß ich,
mich mit „Holland“ selbst nach Oucsso zu begeben,
um die Angelegenheit dort persönlich zu betreiben
und hieran gleich den Besuch des deutschen Gebietes
am Sanga anzuschließen.
Ich schiffte mich am 5. Juni mit dem Lazareth-
gehülsen Peter, einem Dolmetscher und 20 Soldaten
an Bord der „Holland“ ein und kam am Nachmittag
in Ouesso an, wo mich die Erledigung der oben
erwähnten Angelegenheit während des 6. festhielt.
Am 7. früh fuhr ich mit einem Stahlboot der Sociécté
Anonyme Belge den Sanga hinauf und erreichte
am 9. nach im Ganzen 18 stündigem, bei der stellen-
weise starken Strömung recht mühsamen Rudern
das zweisellos auf deutschem Gebiet gelegene Dorf
Nzimu und nahm in der verlassenen Faktorei der
Société Anonz’me Belge Quartier. Die Emwohner
des Dorses waren mit ihren Weibern und Kindern
in den Busch geflüchtet, und nur die waffenfähigen
Männer waren zurückgeblieben. Doch gelang es mir
schnell, die Leute gänzlich zu beruhigen. In Kurzem
vergaßen die Nzimu alle Schen, brachten Lebens-
mittel in Menge und halsen Bambus zum Bau des
Stationshauses herbeischaffen.
Das Dors Nzimu mag etwa 200 Einwohner
zählen, drei weitere zu ihm gehörige etwas größere
Dörfer und eine Anzahl kleiner Weiler liegen etwa
einen Tagemarsch entfernt vom Flusse auf deutschem
Gebiet. Außer der erwähnten Faktorei der Société
Anonyme Belge ist noch eine des holländischen
Hauses, mit einem schwarzen Clerk besetzt, am Orte.
Das Elfenbein, das aus Nzimu nach Ouesso gebracht
wird, beziffert sich auf höchstens 3000 kg jährlich,
wovon höchstens ein Drittel von deutschem Gebiete
kommt, der größte Theil kommt von den Dörfern
des linken, französischen Users, das relativ dicht be-
völkert ist, während der einzige Stamm aus dem
rechten Ufer bis fast zum Kadei hinauf die Nzimn
sind, die sich um das am deutschen Ufertheil gelegene
Dorf gruppiren.
Ich begann sofort mit meinen 20 Soldaten mit
dem Freihauen eines Platzes zwischen den beiden
Faktoreien zur Anlage eines Gartens und zum Bau
eines Bambushauses.
Am 14. Juni kam Herr van Beers von der
Société Anonyme Belge mit „Major Cambier" auf
der Durchreise nach der zu seinem Bezirk gehörigen
Faktorei in Bayanga in Nzimu an. Da mir viel
daran lag, den Sanga weiter oberhalb kennen zu
lernen, und ich namentlich erwartete, dortselbst Nach-
richten über die deutschen Gebiete nördlich des Ngoko
zu erhalten, so nahm ich die Gelegenheit wahr, ließ
Peter mit den Soldaten in Nzimu zurück und schiffte
mich, nur von meinen Boys begleitet, an Bord des
„Major Cambier“ ein. Die Fahrt war bei dem
ziemlich erheblichen Tiefgang des Bootes schwierig
und ging langsam von Statten, so daß wir erst am
19. in Bayanga ankamen. Das Fahrwasser ist durch
Sandbänke eingeengt, an einzelnen Stellen ging die
Fahrt so dicht am Ufer vorbei, daß die Aeste der
Bäume das Boot streiften, wobei auch ein Theil des
Decks zerbrochen wurde. Die Ufer sind anfangs
flach, m der Nähe von Bayanga werden sie hügelig,
und hier ändert sich auch der Charakter der Vege-
tation, der Urwald hört auf, und Buschsavanne tritt
an seine Stelle, eine ähnliche Landschaft wie die des
Togohinterlandes.
Bewohnt ist lediglich das linke, französische Ufer,
und hier sitzen von Süden nach Norden die Gundi,
Bomassa und Pomo, welche Stämme noch im Busch
vom Fluß entfernt eine Anzahl Dörfer haben. Die
rechte Seite ist nach den Aussagen sämmtlicher Fak-
toristen und Eingeborenen, die ich bestätigt fand, nach
Westen hin bis zu den Bagandu, deren Handel sich
nach den Faktoreien am Bumba bewegt, unbewohnter
Urwald, der nur von den Trupps der Badgiri, die
hier auch den Namen Babenga führen, durchstreift
wird. Erst drei Tagemärsche nordnordöstlich von
Bayanga sitzt ein Stamm (Mbimu) auf dem rechten
Ufer. Es kommt dementsprechend auch, abgesehen
von dem Nzimu-Gebiet, fast kein Elfenbein vom
rechten User nach dem Sanga, fast Alles, was dort
von den Badgiri erbeutet wird, geht zu den Bagandu