die Belichtungsverhältnisse dem Gedeihen des Kola-
baumes zusagen werden. In Ober-Boando — etwas
niedrigere Höhenlage als Bonjongo — gedeiht der
Kolabaum, wie ich mich überzeugt habe, sehr gut und
giebt reichliche Ernten. Ich sah hier den Kolabaum
in zahlreichen Exemplaren, dicht beieinander stehend,
in Form eines Hains. Photographische Aufnahmen
von Kolabäumen mit Früchten aus dem Kolahain in
Boando sowie Abbildungen der im botanischen Garten
vorhandenen Arten — Cola vera K. Sch. und der
Garcinia Heckel, letztere zur Familie der Guttiferen
gehörig und koffeinlos — folgen.
Die dem botanischen Garten übergebenen Kola-
nüsse, welche Herr Bikert in Beete ausgepflanzt hat,
waren am 2. Januar bereits in Keimung begriffen.
Diese Nüsse sollen auf Veranlassung des Herrn Gou-
verneurs auf der neuen Straße Boana—Buöa, Höhen-
lage 300 bis 980 m, vor Beginn der Regenzeit aus-
gepflanzt werden, und zwar von Herrn Deistel,
welcher gegenwärtig einen sehr geschmackvollen Park
in Busa geschaffen hat, was bei den Terrainverhält-
nissen meiner Ansicht nach mit Schwierigkeiten ver-
knüpft war. Ich bin überzeugt, daß Buöa mit der
Zeit ein vielbesuchter Kurort, nicht allein für die
Kameruner Kolonie, sondern auch für die benachbarten
Kolonien, namentlich Lagos, werden wird, sobald ein
Küstendampfer eine regelmäßige Verbindung — z. Zt.
einmal wöchentlich — herstellt. Für die Milchkur,
welche in der Rekonvaleszenz nach Malaria vorzügliche
Wirkung ausübt, ist eine treffliche Molkerei vorhanden
mit auserlesenem Allgäuer Vieh, welches Excellenz
v. Soden ausgesucht hat; ferner liefert ein vorzüglich
gehaltener Gemüsegarten schmackhafte Gemüse und
Früchte. Unter Palmen wandert man nicht ungestraft,
und es wird ein mehrwöchiger Aufenthalt in Busa
Manchem die zu frühe kostspielige Heimreise ersparen,
jedenfalls aber Vielen einen längeren Aufenthalt in
den Tropen ermöglichen helfen; aus diesem Grunde
halte ich die Schaffung einer Villenkolonie in Busa
für praktisch, natürlich unter der Bedingung, daß eine
regelmäßige Dampferverbindung zwischen den Küsten-
plätzen und eine bequeme Verbindung via Victoria
mit Busa — Bergbahn mit Maulesel bespannt von
Victoria bis Wegelager, von Wegelager bis Bußa
Automobilwagen — hergestellt wird, welche es er-
möglicht, daß Erholungsbedürftige ohne Anstrengung
den Kurort erreichen können. Das Bewußtsein, einen
fieberfreien Ort in kurzer Zeit bequem erreichen zu
können, wird für viele Kranke eine große Beruhigung
sein und sie hoffnungsfreudig stimmen im Hinblick
auf die Erholungszeit in Buga.
Nach diesen Abschweifungen kehre ich wieder zur
Anpflanzung des Kolabaumes zurück. Herr Conrau,
der mit Land und Leuten ausgezeichnet vertraute
Afrikakenner, mit dem ich kurze Zeit zusammenwohnte
und angeregte Stunden verlebte, machte mich darauf
aufmerksam, daß er bei seinen Wanderungen durch
das Hinterland Kameruns den Kolabaum noch in
Höhen von 1200 m angetroffen, so daß zu erwarten
243
ist, daß der Kolabaum auf der Straße Boana—Bu5a
gedeihen wird. In Kriegsschiffhafen zeigte mir Herr
Friederici einen eingeführten Kolabaum, welcher
vor zehn Jahren angepflanzt, zwar regelmäßig
Blüthen, aber bislang noch keine Früchte getragen
hat. Ferner sah ich in Kriegsschiffhafen noch drei
Exemplare des Kamerun-Kolabaumes, welche bisher
keine Früchte getragen haben, wie mir Herr Frie-
derici mittheilte. Desgleichen sah ich auf der West-
afrikanischen Pflanzungsgesellschaft „Victoria“ einige
junge Kolabäumchen, welche nach Mittheilung des
Herrn Stolzenburg vor drei Jahren gepflanzt sein
sollten, in schlechtem Zustande. Wenn auch in beiden
Fällen die Bäume zu wenig Licht haben, wodurch
sich das Nichtgedeihen vielleicht erklären läßt, so scheint
doch vor Allem die zu große Feuchtigkeit, die Nähe
des Meeres, mit daran schuld zu sein.
Das im botanischen Garten stehende Exemplar
von Cola vera soll in diesem Jahre zum ersten Mal
Früchte getragen haben. Der Baum steeht geschützt
und hat viel Licht. Bei der näheren Prüfung der
liberianischen Kolanuß, welche von den Haussastämmen
in großen Quantitäten zu Kauzwecken konsumirt wird,
ergab sich, daß dieselbe größer ist, als die im Ka-
merunbezirk vorkommende Kolanuß.
Der Farbenton der rothen Kolanüsse war rosa-
roth und schwach fleischfarbig, der Farbenton der
weißen Nüsse schwach gelblichweiß; einzelne weiße
Nüsse hatten dunkelgrüne, stecknadelkopfgroße Wärzchen.
Während die Kamerun-Kolanüsse sich in vier und
fünf Samenlappen zerlegen lassen, haben die liberia-
nischen Nüsse deren nur zwei.
Beim Kauen erwiesen sich die liberianischen Kola-
nüsse, sowohl rothe wie weiße, als stark bitter und
nicht schleimig. Der Nachgeschmack ist kräftig aro-
matisch, an Kaffee erinnernd. Mittelst Hornmessers
frisch hergestellte Nußscheiben auf weißem Papier
den Sonnenstrahlen und der Luft ausgesetzt, bräunten
sich bald, sowohl rothe wie weiße Nüsse (Oxydation
der Gerbsäure).
Mit Wasser gekocht, färbt sich das aus den Liberia-
Kolanüssen hergestellte Dekokt auf Zusatz weniger
Tropfen reiner Salzsäure prachtvoll himbeerroth; die
Kamerun-Kolanüsse geben dieselbe Reaktion. Mit
Wasser gekocht, färbt sich das Dekokt der liberianischen
Kolanüsse zuerst grün (Fluorescenz), dann ziegelroth
(Zuckerreaktion); die Kamerun-Kolanüsse geben die-
selbe Reaktion. Mit Essigäther extrahirt, färbt sich
auf Zusatz weniger Tropfen Salzsäure das Essigäther-
extrakt prächtig himbeerroth. Dieselbe Reaktion tritt
bei den Kamerun-Kolanüssen ein.
Der Kola-Farbstoff ist nach diesen Reak-
tionen in beiden Arten derselbe. — Himbeer-=
roth. Aus den von den Eingeborenen bezogenen
getrockneten Kolanüssen — über die Errntebereitung
der Kolanuß seitens der Eingeborenen spreche ich
später bei der Mittheilung meiner Ergebnisse über
die beste Art der Erntebereitung — konnte ich den
„himbeerrothen“ Farbstoff nicht erhalten. Durch die