Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

chon Alles war sauber und schön im 
Missionshaus hergerichtet. Der Unterschied zwischen 
früher und jetzt tritt doch schon sehr deutlich zu Tage 
in Gaub. Wenn früher Jemand krank war und es 
ging zum Sterben, dann hörte man die ganze Nacht 
dindurch den tiefen Ton der sogen. Garub, einer 
1m hohen und ½ m breiten Tamburine, die mit 
den Fingern und der Faust geschlagen wurde, dazu 
den monotonen heidnischen Gesang, der noch mit 
Händeklatschen und Fußstampfen begleitet war. Jetzt 
lag eme Bergdamarafrau krank; da haben die Schul- 
kinder an der Thür christliche Lieder gesungen. 
Missionar Kremer erzählt noch Folgendes: Der 
Häuptling Krüger habe mit dem Leutnant Eggers 
don der Schutztruppe auf einer Reise in den nord- 
etlichen Theil des Schutzgebietes am Kubango einen 
Ovambostamm getroffen, der um Missionare gebeten 
därr. Leute dieses Stammes seien am Sambesi 
gewesen, wo Missionare (wahrscheinlich von der Pariser 
evangelischen Mission) seien, und da hätten sie ge- 
sehen, daß das etwas sehr Gutes sei. 
  
Die Neudettelsauer „Kirchlichen Mittheilungen“ 
geben einen Bericht des Missionars Decker vom 
Sattelberg wieder, dem wir Folgendes entnehmen: 
Wie bekannt, befindet sich Missionar Decker der- 
ma#en in Bukaua, um mit Missionar Bamler die 
Siorion Deinzerhöhe auszubauen und dann auf dieser 
den Ort seiner weiteren Wirksamkeit zu finden. Nach 
Ankunft Missionar Flierls hat er den Sattelberg 
also verlassen. Es sei nun im Folgenden sein letzter 
Bericht, der in mancher Hinsicht einen erfreulichen 
Eublick gewährt, im Auszug mitgetheilt. " 
„Die letzten acht Wochen“, schreibt er, „war ich 
auf dem Berg mit Br. Zwanzger zusammen. Die 
Schule wurde regelmäßig gehalten, nur einige Male 
mußr ausgesetzt werden wegen der Gänge nach 
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ein Zeichen, wie hoch die Leute dort die Missionare; 
schäyen. 
  
–— — — —— 
  
Smbang. Die 14 Jungen waren auch in diesen 
lehten acht Wochen wieder beständig, ohne Erlaubniß 
zing keiner mehr weg. Sie werden wohl alle ihr 
Jahr anshalten. 
Dörferbesuche habe ich wenig gemacht. Erstens 
gug ich nicht gern weg, damit die Schule nicht 
muer ausfallen mußte, denn Unterbrechungen gab 
e schon mt den Transporten genug; dann war es 
auch immer regnerisch. Flüchtige Dörferbesuche haben 
iderdaupt nicht viel Werth. Will man mit den 
Leuten ordentlich reden, dann muß man länger 
bleiben können, am besten ist es, man bleibt nachts 
im Dorf. Es ist merkwürdig, wie die Eingeborenen 
her gerade abends geistig konzentrirt sind. Wäh- 
und man mit ihnen am Tage oft kaum etwas an- 
songen kann, sind sie des Rachts aufmerksam, denken 
von selbst nach über das, was man ihnen sagt. 
Einen kurzen Besuch stattete ich wieder einmal 
den Leuten von Masanko ab; sie sind um eine gute 
Strecke westlicher gezogen, weil sie sich fürchteten vor 
den Leuten von Daki. Die letzteren dagegen fürch- 
  
  
bezüglichen 
teten sich vor den Leuten von Masanko. Diese 
gegenseitige Furcht kommt von dem Mord, den ein 
Mann von Dali an einem von Masanko verübt hat. 
Die Leute dort waren über meine Ankunft erfreut. 
Furcht vor mir lag ihnen fern, sie sahen in mir 
einen Freund, obwohl ich nur selten mit ihnen in 
Berührung kam. Wenn ich nicht irre, war außer 
mir und Bamler überhaupt noch kein Weißer dort. 
Als ich mich im Dorf gesetzt hatte, wurden die 
Männer herbelgerufen, und nun klagten sie mir ihre 
Noth. Sie fürchteten sich vor den Dakileuten und 
deshalb wären sie weit von ihren früheren Wohn- 
plätzen weggezogen. Gegenwärtig hätten sie auch so 
viele Wunden, sie müßten immer nur so herumsitzen 
im Dorf und könnten gar nicht ausgehen. Letzteres 
Uebel konnte ich ihnen etwas mildern, da ich Ver- 
bandzeug dabei hatte, freilich viel zu wenig, um 
Allen zu dienen; doch konnte ich ungefähr 12 bis 
15 Männer und Frauen verbinden, die theils klei- 
nere, theils aber auch sehr große und alte Wunden 
hatten. Es sind das klimatische Wunden, die die 
Unremmigkeit im Blute absondern; sie entstehen ähnlich 
wie Blutschwären, brechen auf, aber heilen erst nach 
einigen Monaten; manchmal dauert es auch ein 
halbes Jahr und noch länger, bis eine Besserung 
eintritt. Diese Wunden beschränken sich nicht auf 
einen kleinen Punkt, sondern breiten sich über eine 
große Stelle aus und werden oft so groß, daß man 
sie mit einer Hand nicht bedecken kann. An solchen 
Wunden hatte die Bevöllkerung hier in der ver- 
gangenen Trockenzeit sehr viel zu leiden. 
Von da gingen wir zurück ins Gebiet der Wasa- 
leute. Es war mir neu, was ich dort merkte, daß 
sie sich abergläubisch fürchten, es könnte ihnen etwas 
Schlimmes zustoßen, wenn sie den Balum (Götzen) 
verriethen. Den Leuten von Wasa war offenbar 
viel daran gelegen, von mir zu hören, wie ich mich 
darüber ausspräche. Daß sie bereit sind, den Balum 
abzuschaffen, bezweisle ich gar nicht. Nur die Furcht 
hält sie von diesem Schritkt ab. Es ist schade, daß 
die Leute nicht öfter besucht werden, sie sind wirk- 
lich für die Wahrheit empfänglich. Wenn man 
solche Zuhörer hat, thut man den Mund freudig auf 
zum Reden. 
Rus fremden Kolonien. 
vorschriften über Rolonisation in den portugiesischen 
Rolonien.“) 
Da es von größter Wichtigkeit ist, daß die auf 
die Besiedelung der überseeischen Provinzen Portugals 
Dienstzweige durch deutlich bestimmte 
Vorschriften geregelt werden, wobei die Wiederholung 
von Versuchen zu vermeiden ist, die nicht die erhofften 
Ergebnisse hervorgebracht haben, weil die Vorschriften 
der Wissenschaft und die Er fahrungen der Kolonisations- 
länder nicht beachtet worden waren. 
* Diario do Governo Nr. 2/13 vom 20. Dezbr. 1899. 
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