Deutsch-ostafrikanische Granaten.)
Schon lange ist das Vorhandensein von Granaten
im Süden unserer Kolonie bekannt. Bereits in den
siebziger Jahren wurden von der Massassimission
(nördlich des Rovuma, der Südgrenze Deutsch-
Ostafrikas) diese Edelsteine gefunden. Doch weder
von der Mission, noch von dem im Jahre 1891 und
vier bis fünf Jahre später noch einmal herausge-
sandten Regierungsgeologen Lieders. welcher eben-
falls Granaten fand, wurde die Sache energisch genug
verfolgt und schlief wieder ein. Da kam später
Bergassessor Bornhardt an die Fundstätte und faßte
die beste Meinung von den gefundenen Steinen. In
seinem ersten Rapport hierüber an das Gouvernement
(1898) empfahl er Letzterem dringend die Ausbeutung
der Granatfelder und in der Erklärung der von ihm
bearbeiteten Bergordnung vertrat er den Standpunkt,
Privatunternehmern die Ausbeutung zu überlassen,
zumal er von einem Erfolg fest überzeugt wäre und
gerade Granaten= und Glimmerfelder am ersten auf-
genommen und ausgebeutet werden würden. Dieses
Urtheil will viel sagen, weil gerade Bornhardt,
weit entfernt vom Enthusiasmus, sich Alles, was er
in Deutsch-Ostafrika an Mineralschätzen fand und
prüfte, stets sehr von zwei Seiten ansah und seinem
Urtheil über die Mineralverhältnisse unserer Kolonie
gelegentlich seines in Berlin im Jahre 1898 gehal-
tenen Vortrages sogar vielleicht etwas zu viel Pessi-
mismus anrührte. Außerdem hatte Bornhardt,
als er kurz nach seinem ersten Rapport nach Deutsch-
land zurückfuhr, eine Quantität Granaten der Kolonial-
Abtheilung des Auswärtigen Amtes übergeben, welche
auf Veranlassung der Letzteren auch geschliffen wurden.
Die Qualität, Farbenreinheit und Größe sanden all-
seitig den größten Anklang, und die letzte Eigenschaft
macht sie begehrenswerther als böhmische
Granaten, welche bisher den Markt beherrschten. Die
geschliffenen Stücke wurden damals zu sehr annehm-
baren Preisen verkauft.
Das ganze Fundgebiet
Privatunternehmer vergeben worden, welcher nach
einer überaus gut ausgefallenen Besichtigungsreise
alles Land als Schürffeld belegte; auch die Schürf-
sfelder find in den letzten Tagen in Bergbaufelder
umgewandelt worden. Innerhalb 26 Tagen gelang
es Herrn Marquordt, über 600 kg gut sortirter
Granaten zu sammeln, wobei kleine Stücke gar keine
Berücksichtigung fanden. Diese Quantität ist durch ein-
faches Einsammeln an der Oberfläche gewonnen worden,
wo sich die Granaten zwischen den Quarztrümmern,
mit welchen sie sich gleichzeitig aus den Verwitterungs-
produkten des Augitgneises ausschieden, vorfinden.
Da sich auch augenblicklich hier anwesende Fach-
leute günstig über das Granatenbergfeld „Luisenfelde“
— diesen Namen hat der Besitzer der Fundstätte ge-
geben — ausgesprochen haben und in heimischen
kaufmännischen Interessentenkreisen ein gutes Urtheil
über die Qualität der Steine gefällt ist, werden, wie
ist bereits an einen
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—— —
1!.
") Aus der „Deutsch-ostafrik. Ztg.“ vom 10. März 1900.
gewiß zu hoffen ist, in nicht langer Zeit deutsch-
ostafrikanische Granaten als ebenbürtige Konkurrenz
für die bestehenden Sorten auf dem Markte erscheinen.
RKamrrun.
Westafrikanische Pflan zungsgesellschaft victoria
in Berlin und Victoria (Kamerun). Bis Ende 1899
waren, dem eben erschienenen Geschäftsbericht zufolge,
etwa 1000 ha in Kultur genommen; davon waren
924 ha mit Kakaobäumen bepflanzt. Gepflanzt
wurden in den Jahren 1894 bis 1896 13000 Bäume,
1897 48 000, 1898 172 626 und 1899 234 393,
zusammen 468 019 Bäume. Für 100 kg Kakao
wurde ein Durchschnittserlös erzielt von 134 Mk.
1897, 135½ Mk. 1898 und 123 Mk. 1899. Bis
Ende 1899 wurden 792 054 Mk. auf die Pflan-
zungen verwandt. 121 Säcke Kakao wurden 1899
auf den Markt gebracht und dafür 6854 Mk. erlöst.
Das Landerwerbskonto hat sich von 160 000 auf
240 000 Mk. erhöht. Ende 1899 verfügte die
Gesellschaft noch über 399 450 Mk. liquide Mittel.
Sie wird in dem laufenden Jahre neben dem Plan-
tagenbau auch dem Handelsgeschäfte größere Auf-
merksamkeit schenken.
Togo.
Schiffsverkehr in Togo im Jahre 3399.
Im Jahre 1899 haben insgesammt 111 Schiffe
das Schutzgebiet von Togo angelaufen. Bei dieser
Zählung sind diejenigen Schiffe, welche auf derselben
Reise mehrere Häfen des Schutzgebietes angelaufen
haben, nur einmal gerechnet. Unter diesen Schiffen
befanden sich
59 deutsche mit 78 042 Tonnen,
34 englische mit. 45 227
17 französische mit 25 324
1 italienisches mit 1 600 =
111 I. mit 150 193 Tonnen.
Deutsch-Südwestafrika.
Eisendahndau in Südwestafrika.
Nach dem letzten Berichte vom 7. Februar d. Is.
hatte die Regenzeit immer noch nicht eingesetzt und
machte sich daher Wassermangel selbst an den Stellen,
die bisher genügend Wasser gaben, recht sühlbar,
nöthigte zur Wasserförderung auf weite Entfernung,
wirkte auch erschwerend auf den Betrieb und den
Vorbau ein. Der Gleis= und Telegraphenbau konnte
daher in der letzten Zeit nur geringe Fortschritte
machen. Erfolgreicher waren aber die Arbeiten an
der Herstellung des Unterbaues bis Karibib und
berechtigen zu der Hoffnung, daß der Schienenstrang
trotz der entgegenstehenden Schwierigkeiten noch vor
Ablauf Mai d. Is. Karibib erreichen wird, so daß
der Betrieb bis dort (Kilometer 198) eröffnet wer-
den kann. 4