Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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gegangen waren, die Fahrt nach Alim (Elisabeth-— 
Insel) angetreten. Die Insel Alim ist unbewohnt 
und wurde bisher nur zeitweilig von den Mok- 
Mandrianleuten, den Mördern des Händlers Maetzke, 
besucht, die nach Angabe der Seppessaleute ab und 
zu zwecks Bereitung von Kokosnußöl dorthin kamen. 
Da wir vor der Einfahrt in den Hafen von Alim 
den größten Theil der Insel umfahren und dabei 
keine Spur der Anwesenheit von Menschen entdeckt 
hatten, begab ich mich in Begleitung der Herren 
Frings, Molde und Rebstock unter Mitnahme 
einiger Polizeisoldaten auf die Jusel. Nachdem wir 
etwa 3¾ Stunden umhergestreift waren, hörten wir 
plötzlich Schüsse, gleichzeitig erschien eine Anzahl 
Polizeisoldaten mit der Meldung, daß zwei große 
Kanus der Mok-Mandrianleute am Strande versteckt 
lägen, daß sie selbst auf einige Molkleute gestoßen 
seien. Ich ließ zunächst die beiden Kanus in Sicher- 
heit bringen und sodann die inzwischen sämmtlich 
gelandeten Polizeisoldaten eine Reihe bilden, mit denen 
ich die an dieser Stelle schmale Insel absuchte. Einige 
Moklente besanden sich vor der Linie und flüchteten 
in die in das Wasser hinausragenden Mangrove- 
dickichte, sich durch vereinzelte Gewehrschüsse verthei- 
digend. Als wir auch in die Mangroven vordrangen, 
flüchteten die Eingeborenen, vier an Zahl, ins Wasser 
und schwammen weit hinaus, siets untertauchend und 
nur auf Augenblicke an die Oberfläche kommend. Da 
auf dieser Seite der Insel kein Boot oder Kann 
vorhanden war und die Dunkelheit schnell hereinbrach, 
befahl ich den Rückzug. 
In der Nacht wurde die Insel durch ein Schiffs- 
boot und die beiden erbeuteten Kanus, sämmtlich mit 
Polizeisoldaten besetzt und unter abwechselnder Auf- 
sicht eines Europäers umfahren, um eine nächtliche 
Flucht der Mokleute per Floß zu verhindern. Am 
18., 19. und 20. Januar bis zur Ankunft S. M. S. 
? Seeadlers wurde die Insel in immer wiederholten 
Zügen der Polizeitruppe genau abgesucht. Da die 
Insel zum Theil sumpfig und mit Mangroven be- 
standen ist, bot dies große Schwierigkeiten. Hierbei 
wurden vier Eingeborene, die sich mit Spceren zur 
Wehr setzten, gelödtet; ein Mann, der sich draußen 
beim Riff im Wasser verborgen gehalten hatte, und 
ein Knabe, der in der Krone einer Kokospalme steckte, 
gefangen genommen sowie ein von dem ermordeten 
Händler Maectzke herrührendes Mausergewehr mit 
einigen Patronen gefunden. Wic die Vernehmung 
der Komuliarbeiter und der Seppessaleute ergab, 
waren sowohl die sämmtlichen getödteten Mokleute 
wie der gefangene Mann bei dem Ueberfall der 
Stlation betheiligt gewesen.“ 
Nach Ankunft S. M. S. „Seeadler“ am Nach- 
mittag des 20. Januar durchstreifte ich mit Dr. Schnee 
und der Polizeitruppe nochmals die Insel, auf der 
sich angeblich noch zwei Mok-Mandrianleute, Mörder 
des Händlers Mactzke, befinden sollten. Die Streife 
war ersolglos. 
Alim ist so dicht mit Kokosnüssen, die sich selbst 
  
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verjüngen, bestanden, daß auf dem größten Theile 
der Insel die übrige Vegetation unterdrückt ist. Nur 
an der Nordseite ist dichteres Gestrüpp und auch ein 
guter Bestand hochstämmiger Mangroven vorhanden. 
Unter den Palmen verfaulen die Nüsse zu Tausenden, 
da die Mok-Mandrianlente zu faul sind, regelmäßig 
Kopra zu machen. Eine gute wirthschaftliche Be- 
arbeitung des Eilandes setzt die Niederschlagung der 
überflüssigen Palmen voraus. Alsdann werden binnen 
Kurzem 40 bis 50 Tons Kopra pro Jahr geerntet 
werden können. Die Mok-Mandrianleute wurden 
von mir für ihre Schandthaten der Insel verlustig 
erklärt. Dieselbe ward für das Gouvernement in 
Besitz genommen und nach Schluß der Expedition 
dem Gesellschafter des ermordeten Maetzke, dem Händler 
Molde, als Ersatz für den beim Ueberfall der Han- 
delsstation Komuli erlittenen großen Vermögensverlust 
und als Belohnung für die Thatkraft und Schneidig- 
keit, mit welcher er dem Gouvernement bei dem 
Vorgehen gegen die räuberischen Eingeborenen auf 
Neumecklenburg sowohl wie in der Admiralitätsgruppe 
Dienste geleistet hatte, geschenkt. Molde wird Alim 
alsbald mit 20 Arbeitern zu regelrechter Kultur und 
Ausbeute in Angriff nehmen. 
Gegen 10 Uhr in der Nacht vom 20. auf den 
21. fuhren wir nach Baluan (St. Patrik); dort 
hatten sich die Mok-Mandrianleute nach der Ermor- 
dung Maetzkes angesiedelt, um sich leichter einer 
drohenden Bestrafung durch Flucht in das Dickicht 
der großen Insel entziehen zu können. „Seeadler“ 
und „Mascotte"“ legten sich in Deckung hinter die 
Baluan vorgelagerten kleinen Inseln Mok-Lin, Mok- 
Mandrian, Pom-Lin, Pom-Mandrian (in der Manus- 
sprache bedeutet Lin = Klein, Mandrian = Groß) 
soweit ab, daß Aussicht vorhanden war, Schiffs- 
bewegungen und Einschiffung der Polizeitruppe, ohne 
von Baluan aus bemerkt zu werden, im nächtlichen 
Dunkel vornehmen zu können. Nur bei einer Ueber- 
raschung konnte eine gründliche Bestrafung der schul- 
digen Eingeborenen gelingen, im anderen Falle ver- 
schwanden sie kurz vor der Landung der Truppen 
jedenfalls so weit in dem undurchdringlichen Busch, 
daß für eine erfolgreiche Versolgung wenig Aussicht 
blieb. Um 4 Uhr morgens führt die Pinasse des 
„Seeadler“, die Polizei= und Hülfsmannschaft, 70 Mann 
stark, in fünf Booten nach sich schleppend, an Mok- 
Mandrian vorbei Mok-Lin gegenüber dem Strande 
von Baluan zu. Dort wird um 5 Uhr unter der 
Führung des Kaiserlichen Richters Dr. Schnee und 
von mir die Polizeitruppe ausgeschifft. Die Pinasse 
fährt mit allen Booten zurück, um die Mok-Mandrian- 
leute gegebenenfalls nicht davon abzuschrecken, in 
Kanus, die zweifellos dem „Seeadler“ in die Hände 
gefallen wären, die Flucht zu versuchen. Zu unserer 
Unterstützung hatten sich der Expedition die Herren 
Frings, Molde und Schlehan angeschlossen. Bis 
Tagesgrauen wartet die Truppe am Strande, dann 
wird auf einem schmalen Kanakerpfade unter Führung 
der Seppessaleute der Marsch in das Innere ange-
	        
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