Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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mittelungen nicht stattgefunden. Da die Aussicht, 
durch ein Vorgehen auf Neu-Hannover der Schul- 
digen habhaft zu werden, sehr ungewiß schien, be- 
gnügte ich mich damit, auf die Einlieferung der 
Mörder und des Gewehrs Belohnungen auszusetzen. 
Einer der Mörder ist inzwischen bereits von den 
Zoi-Eingeborenen gefangen und durch Vermittelung 
des Händlers Ruge auf Nusaum in das Gefängniß 
in Herbertshöhe abgeliefert worden. 
Am Nachmittag des 27. Januar wurde Nusaum 
erreicht. Hier wurde der Geburtstag Sr. Majestät 
des Kaisers festlich begangen. 
Am 28. Januar wurde Kabien nochmals an- 
gelaufen. Da nach den Angaben des alsbald an 
Bord kommenden Händlers Schneider keine Be- 
fürchtungen wegen seiner Sicherheit zu hegen waren, 
wurde nach kurzem Aufenthalt die Weiterfahrt nach 
Nusa durch den Albatroskanal angetreten. Nachdem 
unterwegs die kleine Insel Lisseno, Station des 
Händlers Pagels, angelaufen war, wurde um 3 Uhr 
nachmittags Nusa (Station der Firma Hernsheim 
& Co.) erreicht. Auf Nusa war vor einigen Mo- 
naten einer der größten Häuptlinge der Gegend, 
Morongai von Nowara, aus Blutrache von dem 
Bruder eines Mädchens, das er umgebracht hatte, 
ermordet worden. Einige Zeit darauf waren aus 
anderer Veranlassung Unruhen unter den Nusa- 
Eingeborenen entstanden. Ein Theil derselben hatte 
mit Hülfe von einigen auf Neu-Mecklenburg belegenen 
Ortschaften einen anderen Theil der auf Nusa 
wohnenden Eingeborenen angegriffen, deren Hütten 
niedergebrannt und mehrere Männer verwundet. 
Die Angegriffenen waren auf den Nusa gegenüber- 
liegenden Theil Neu-Mecklenburgs geflüchtet. Ich 
ließ die Häuptlinge bezw. angesehene Männer der 
betheiligten Ortschaften an Bord der Mascotter 
laden, wo dieselben auch erschienen. Nach Verhand- 
lung der Sache legte ich den schuldigen Ortschaften 
eine Buße in Tapsoka (Muschelgeld) auf und ordnete 
die Auslieferung von zwei im Besitz der Ein- 
geborenen befindlichen Gewehren an, von welchen 
bei den Unruhen Gebrauch gemacht war. Bis zur 
Zahlung der Bußen und Auslieferung der Gewehre 
behielt ich je einen angesehenen Mann der drei 
schuldig befundenen Ortschaften an Bord. In der 
Nacht ließ ich den Mörder des Häuptlings Morongai 
verhaften. Den Stammesgenossen des Ersteren, welche 
bei der Ausführung der Mordthat Beihülfe geleistet 
hatten, legte ich zur Sühnung der That nach Landes- 
sitte eine an den Bruder des Ermordeten zu zahlende 
Buße in Tapsoka auf. Am Morgen wurden sämmt- 
liche Bußen bezahlt und die beiden Gewehre aus- 
geliefert, worauf die drei Geiseln entlassen wurden. 
Am 29. Januar fuhr die = Mascottes von Nusa 
ab. Am Abend wurde Kapfu, Station des Händlers 
Petersen (Firma Hernsheim & Co.), erreicht, 
am folgenden Morgen Lanau, Station des Händlers 
Schlüter (Firma E. E. Forsayth) angelaufen. 
Zwischen den Eingeborenen dieses Platzes und der 
  
umliegenden Dörfer Nonapei und Livitur einerseits 
und den weiter südlich wohnenden Eingeborenen 
von Fangesogen und Lamechot andererseits hatten 
vor Kurzem Kämpfe stattgefunden, in welchen auf 
beiden Seiten von Gewehren Gebrauch gemacht war. 
Wie die Vernehmungen ergaben, waren im Besitz 
der Lanau= und Liviturleute zwei Gewehre, außer- 
dem aber hatte der Händler Schlüter an die Ein- 
geborenen vorübergehend einige Gewehre gegeben, 
angeblich um damit seine durch die Unruhen ge- 
fährdete Station zu bewachen. Thatsächlich hatten 
die Eingeborenen die Gewehre bei einem Kriegszug 
nach Fangefogen mitgenommen. Durch Festnahme 
einiger Häuptlinge wurde die Auslieferung der beiden 
den Eingeborenen gehörigen Gewehre erzwungen. 
Die Gewehre rührten, wie auch die sonst bei dieser 
Expedition mir ausgelieferten Gewehre, von früher 
ermordeten Händlern her. Gegen den Händler 
Schlüter ist das Strafverfahren eingeleitet worden. 
Bei der weiteren Fahrt wurde die Händlerstation 
Tovarneling (Firma Monton & Co.) angelaufen. 
Am 31. Januar wurde die Händlerstation Fassana 
der Neu-Guinea-Kompagnie angelaufen. Am 4. Fe- 
bruar traf die-Mascottes wieder in Herbertshöhe ein.“ 
Hamva. 
Flaggenhbissung. 
Nach einem Berichte des Kaiserlichen Gouver- 
neurs zu Apia ist am 1. März d. Is. dort die 
deutsche Flagge in Anwesenheit der Konsuln, der 
Kommandanten der Kriegsschiffe, der Leiter der 
Missionen sowie von 125 samoanischen Häuptlingen 
und mehr als 5000 Samoanern feierlich gehißt worden. 
  
Aussichten für Ansiedler auf Samoa. 
In Nr. 8 des „Deutschen Kolonialblattes“ vom 
15. April d. Is. wurde ein Artikel des Herrn 
v. Bülow auf Saval aus der „Hannov. Post“ ab- 
gedruckt, in dem die Aussichten für Ansiedler auf den 
deutschen Samoa-Inseln erörtert werden und prak- 
tische Winke für Ankauf von Land, Ausrüstung 2c. 
enthalten sind. Dieser Aufsatz, der von der Redak- 
tion des Kolonialblattes bereits als „vielleicht zum 
Theil etwas optimistisch“ bezeichnet wurde, enthält 
einige Angaben, die zum Mindesten nicht mehr den 
heutigen Verhältnissen entsprechen und geeignet sind, 
zu irrthümlichen Vorstellungen und Ansichten zu ver- 
leiten. Das gilt ganz besonders für die Preise 
von Pflanzungsländereien. 
Der Verfasser legt denselben und seinen Kalku- 
lationen als Maßstab eine Schätzung zu Grunde, die 
s. Zt. gelegentlich eines Rechtsstreites von einem 
„Experten“ vom obersten Gerichtshof Berücksichtigung 
gefunden hat. Jene Taxwerthe beziehen sich auf 
bereits kultivirtes und noch unkultivirtes Land in
	        
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