Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Karonga ist alte Station der African Lakes Co., 
die aus der Zeit ihrer Kämpfe mit Mlozi eine um- 
fangreiche Boma mit massiven Mauern hier hat. 
Eine Reihe von Geschäfts= und Lagerhäusern deuten 
auf den bedeutenden Geschäftsbetrieb, dem drei zurückgezogen, um nicht von den Passanten belästigt 
Europäer vorstehen. Die Gesellschaft, die auch in 
Fife und Kituta Stationen hat, beschäftigt zwischen 
Nyassa, Tanganyika, Mweru ständig gegen 1000 Ar—- 
beiter und Träger. Das in Karonga vorhandene 
Waarenlager dürfte einen Werth von 200000 Mk. 
darstellen. Da die Gesellschaft Dampfer auf dem 
Zambesi, Shire und Nyassa hat, ist es ihr möglich, 
die Waaren fast zu denselben Preisen in Fort 
Johnston, Karonga, Fifse und Kituta zu verkaufen. 
Als Träger auf dem Wege zum Tanganyika 
verwendet sie fast ausschließlich Wangoni aus dem 
Gebiet des Persennis, westlich vom Südende des 
Nyassa und aus der Nähe von Kota-Kota. Diese 
Wangoni, so genügsam, daß sie sast nur von Mais 
leben, den sie auf einem Stück Blech rösten, eignen 
sich am besten auf der an Verpflegungsmitteln armen 
Stevenson Road. 
Die Asrican Lakes Co. zahlt den Trägern für 
eine Reise bis Fise (Mitte des Weges zum Tanganyika) 
2 Rupien, während sie von ihren Kunden pro 
Träger für dieselbe Strecke 7 Schill. 6 Pence fordert. 
Bei dem augenblicklich gesteigerten Verkehr nach dem 
Tanganyika= und Mweruseegebiet herrscht auch auf 
englischer Seite sehr großer Trägermangel. 
Die African Lakes Co. macht in erster Linie 
Transportgeschäfte, treibt aber auch sonst bedeutenden 
Handel und beutet das Elsenbein in Nemba und 
namentlich den Gummi dieser Gebiete aus, hat zu 
dem Zwecke eine Station am Mweru angelegt, 
handelt aber nicht mit Spirituosen, da sie ursprüng- 
lich Missionsgesellschaft war und auch ihre An- 
gestellten verpflichtete, keinen Alkohol zu genießen. 
Sonst sind an Geschäftshäusern Deuß & Kahn 
und Teixera de Matthos in Karonga, außerdem 
eine Station der Livingstoniamission und eine Haupt- 
station der Transcont. Telegr. Comp. 
12. Oktober Mpata, 3½⅛ Stunden westlich 
Karonga, noch auf dem Vorland des Nyassa in einer 
mäßig bevölkerten Gegend an der Stevenson Road. 
13. Oktober Lufirafluß, 7 Stunden Marsch 
durch Pori, Anstieg auf das Plateau. Die passirte 
Gegend ist wasserlos, unbewohnt, soweit das Auge 
reicht, ein dünnbewaldetes, felsiges Bergland mit 
vielen Kuppen und tiefen Schluchten. Die scharfen, 
in der Sonnengluth breunendheißen Steine auf dem 
Wege erschweren den Trägern den Marsch. Das 
spärliche Gras ist verdorrt, die Bäume sind laublos, 
die Landschaft hat zur Zeit etwas Todtes, kein Thier 
ist zu hören und zu sehen. Die Anlage der Stevenson 
Road, die zum Theil ganz bedeutende Steigungen 
direkt nimmt, muß hier auf große Schwierigkeiten 
372 
  
— — — 
–— — — — 
  
1 
- 
l 
gestoßen sein, und kein leichtes Stück Arbeit wird I 
es gewesen sein, den Tanganyikadampfer hier hinauf—- 
zuschaffen. 
nur mit einem Kapitao besetzen zu wollen. 
14. Oktober Muini-Wanda, 6 Stunden 
Marsch durch unbewohnte, gleich öde Gegend. 
Muini-Wanda ist verlassen. Die Leute haben sich 
von der Barabara abseits hinter einen Sumpf 
zu werden. 
15. Oktober Mount Nyalla, 4⅛ Stunden. 
Nach 2½ Stunden Marsch durch Pori kamen wir 
nach Fort Hill, der nördlichsten, mit einem Europäer 
besetzten Station des Protektorats. Der Kollektor 
war nicht anwesend, ihn vertrat ein schwarzer 
Kapitao, der nicht im Stande war, uns aus dem 
naheliegenden Dorfe Verpflegung zu verschaffen, oder 
dies nicht wollte. Meine Träger konnten weder für 
Zeug, Salz noch für Geld etwas bekommen. So 
zogen wir weiter nach der früher mit Europäern 
besetzten Station (Protect.) Mount Nyalla. — Fo# 
Hill besteht nur aus einem schlecht gebauten Ziegel- 
steinhause hinter einer rohen Palissade. In Mount 
Nyalla ist ein geräumiges, solid gebautes Haus 
vollendet und ähnliche Nebengebäude im Banu. 
Aber die beiden europäischen Erbauer sind hier an 
perniziösem Fieber gestorben. Ihre Gräber liegen 
vor der Boma. Man scheint den Platz fernerhin 
Ein 
solcher und fünf Askari sind am Platze. Außer den 
Angestellten wohnen nur wenige Eingeborene in 
der Nähe. Besser bevölkert ist die Gegend nach dem 
Songwe zu. 
16. Oktober Nuimbo, 4½ Stunden, früher 
Dorf, jetzt verlassener Wasserplatz im Pori. Hier 
ist die Grenze zwischen Protektorat und dem Gebiet 
der South Africa Company. Der Karonga= und 
Fort Hilbezirk gehört eigentlich Cecil Rhodes per- 
sönlich, wird aber vom Protektorat mit verwaltet. 
17. Oktober Chipandascarofluß, 6 ½ Stunden. 
Die Gegend scheint fruchtbarer und nach den die 
Barabara kreuzenden Wegen zu urtheilen, auch be- 
wohnter zu sein. Am Wege sind nach wie vor 
keine Ansiedelungen vorhanden. Unterwegs traf ich 
den Kollektor von Fort Hill und erfuhr von ihm 
Folgendes, das sich auf die Verwaltung der South 
Africa Company bezieht: 
1. Hüttensteuer wird im Gebiet der Soutb 
Africu Company nördlich des Zambesi nicht er- 
hoben. 
2. Um Handel im Gebiet treiben zu 
können, ist eine Licenz zu erstehen, für die 10 4 
zu zahlen sind. 
3. Für den Gummihandel ist eine weitere 
Licenz zu lösen und sind weitere 10 K zu zahlen. 
4. Wer diese Licenzen nicht lösen will und trotz- 
dem Gummi handeln will, hat seine Tauschwaare 
mit 50 pCt. bei der Einfuhr zu verzollen und bei 
der Ausfuhr 10 pCt. Gummi-Ausfuhrzoll zu zahlen. 
Diese Exportabgabe wird meistens in natura er- 
hoben. 
Wer des Sklavenhandels oder sonst verdächtig 
ist, bekommt keine Erlaubniß, Handel zu treiben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.