Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Die Wafipa, nicht unintelligente, regierungs= und 
europäerfreundliche Leute, haben sich als Träger an 
dem Dampfertransport, der Expedition des Haupt- 
manns Hermann, an Gummi= und Waarentrans- 
porten im deutschen Gebiet betheiligt. 
11. November Kizito, 6 Stunden, durch frucht- 
bares, gut angebautes Land mit herrlichem Klima 
bis zur Grenze Ufipas über den Steilabsturz, von 
dessen Höhe man die weite Rikwa-Ebene übersieht, in 
die Rikwa-Ebene. Auch auf diesem Marsche wurden 
verlassene Dörfer an der Karawanenstraße passirt, 
ein anderes, dessen Bewohner auf dem Sprunge 
standen, zu verziehen. Alles fürchtet die Askari. 
12. November Namsinde, 5 Stunden, 13. No- 
vember Kigongo, 5 Stunden, 14. und 15. No- 
vember Mkomc, 3½2 Stunden, in der Landschaft 
Uniamanga. Der Weg führt durch die Ebene, die 
scheinbar früheren Seeboden darstellt mit feinge- 
schlemmtem, sandigem Lehm ohne Steine durchflossen 
vom Saissi und dessen Nebenflüssen. Die Betten 
dieser sowie zahlreiche Wasserläufe schneiden überall 
tief in den losen Boden ein. Die User des Seissi 
sind 20 bis 30 m hoch. Ein ganz lichter Akazien- 
wald mit meist nacktem, sandigem Untergrund, kaum 
von Vögeln und Vierfüßlern belebt, ergiebt ein 
monotones Landschaftsbild. Die Flußläufe zeigen 
kaum andere Vegetation, sind aber mit Dörfern be- 
setzt, so daß die Gegend als gut bevölkert anzusehen 
ist. Alle Dörfer haben große Heerden von Ziegen 
und Schafen. 
Die Wamiamanga erkennen die Oberhoheit des 
Sultans Mkoma an. Das Bezirksamt Langenburg 
hat in seinem Hauptdorf verschiedene Europäer= und 
Askaorihäuser aufführen lassen, doch sind zur Zeit 
keine Askari dort stationirt. Ein Theil der Mkoma-= 
leute sitzt auf englischem Gebiet. Früher hat hier 
cin bedeutender Verkehr die Grenze hin= und her- 
über stattgefunden. 
16. November Pori, 2 Stunden vom Mkoma. 
17. November Seruka, 5½ Stunden, ist kürz- 
lich von der Karawanenstraße abseits gelegt, ebenso 
zwei andere Dörfer. 
18. November, 3½ Stunden. 
19. November Tschitete, 5 1/ Stunden, in einer 
fruchtbaren, gut bewässerten und gut bebauten Ebene 
am Songwe. Das Dorf Kaponda und Ischitete 
sind kürzlich verlassen. Im Nachbardorf Chapanga 
hat der Gummihändler von Michelmann eine kleine 
Station gebaut, es ist aber zur Zeit kein Gummi 
vorhanden. Die Eingeborenen können nicht einmal 
ihre zum Feldbau benöthigte Hacken mit Gummi 
bezahlen. Herr v. Michelmann bezieht seine 
Waaren von Deuß & Kahn, der Deutsch- 
Ostafrikanischen Gesellschaft und Hansing. Er 
soll mit etwa 7000 Rupien arbeiten. Chapanga 
hat eine große Heerde Rindvieh, wie sich denn die 
Gegend ganz vorzüglich für eine Rindviehzucht im 
Großen zu eignen scheint. 
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20. November Mweleka, 6 Stunden. 21. No- 
vember Maninuga, 5 Stunden, durch bergiges, 
dann überaus felsiges, rauhes Bergland, das durch 
eine Reihe wasserreicher Nebenflüsse des Songwe 
zerrissen ist. Der Karawanenweg führt hart am 
Grenzfluß entlang. Die Gegend ist namentlich un- 
mittelbar am Fluß gut bebaut und bewohnt, sowohl 
auf deutscher wie englischer Seite. Die Eingeborenen 
halten viel Rindvieh. Ueberall trifft man Schmelz- 
öfen und Schmieden. Hier bedürfte vor Allem der 
Weg einer gründlichen Verbesserung, wenn er nicht 
praktischer weiter östlich zu legen sein wird. Der 
nicht breite Grenzfluß schneidet hier die Dörfer, 
trennt die zu einander gehörigen Läufe, die natür- 
lich eifrig mit einander verkehren. Da das englische 
Ufer zum Protektorat gehört, wird auf englischer 
Seite seit Jahr und Tag Hüttensteuer eingezogen, 
auf deutscher Seite bisher nicht. 
22. November Niembelle, 5 Stunden in Bun- 
dali. Das Land soll sich nach Hauptmann Her- 
mann besser als das Shirehochland für Kaffeebau 
eignen. Es hat einen rothbraunen Lehmboden, der 
auch die Spitzen der Berge bedeckt. Aber es ist 
ganz abgeholzt von der dichten Bevölkerung, die 
fortwährend ihre Mais= und Kundefelder verlegt. 
Der Viehbestand giebt dem im Kondeland nichts nach. 
Das Klima in Bundali ist für Europäer angenehm. 
Doch scheint es viel zu regnen. Die Regenzeit hat 
bereits voll eingesetzt, während hier am Nyassa erst 
einzelne Schauer niedergegangen sind. 
23. November Kohlenfundort, 7 Stunden. 
24. November Muischala, 4 Stunden im 
Kondetiefland. 
25. November Songwe, 5 Stunden. Da ich 
hörte, daß der Dompfer am 27. November wieder 
in Songwe eintreffen würde, um nach dem Süden 
zu fahren, ich noch Einiges in Langenburg zu er- 
ledigen hatte, fuhr ich nachts im Tumdi von Songwe 
nach Langenburg, am 
27. November per Dampfer über Songwe nach 
hier, um von hier aus nach der portugiesischen Grenze 
zu reisen. 
Kamerun. 
Ueber die Rautschuk.Expedition des Rolonial-Wirtschaft- 
lichen Romitees nach Westafrika 
liegt folgender Bericht Dr. Schlechters vor: 
Kamerun, den 16. Februar 1900. 
Mein Bericht über meinen Aufenthalt in der 
Südost-Region Kameruns und über die Rückreise 
vom Kongo wird sicher bereits in Ihre Hände ge- 
langt sein. Leider muß ich Ihnen im Anschluß 
daran mittheilen, daß die meisten der mitgebrachten 
Samen auf der langen Reise ihre Keimfähigkeit ver- 
loren zu haben scheinen. Diese Sachen schemen nur 
eine äußerst kurze Lebensdauer zu besitzen, selbst die
	        
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