Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Kickxiasamen halten hier bei sorgfältigster Behandlung 
kaum länger als zwei Monate aus. Ich habe selbst 
während der Seereise alle Tage die Samen umge- 
schüttet, um Stocken und Fäulniß zu verhüten, doch 
leider mit wenig Erfolg. 
Erfolgreicher bin ich dagegen wieder letzthin ge- 
wesen. Am 5. Januar traf ich in Victoria ein und 
hörte auch zu meiner großen Freude, daß Geheim- 
rath Wohltmann einen Tag früher angekommen 
sei. Ich übergab noch am selbigen Tage Pflanzen 
und Samen an den botanischen Garten. Am 7. Jannar 
besuchte ich die Kriegsschiffhafen-Plantagen, um die 
Kickria-Anpflanzung daselbst in Augenschein zu neh- 
men. Zu meiner Freude scheinen sich die von mir 
gemachten Vorschläge durchaus zu bewähren. Der 
Zustand der Anpflanzung war ein zufriedenstellender. 
Besonders werthvoll erscheint mir jetzt die Kickxia 
  
noch dadurch, daß sie, wenn einmal angewachsen, ein 
sehr zähes Leben hat. Ich sah wiederholt kleine 
Pflänzchen, welche oben eingetrocknet waren und 
dennoch aus den unteren Augen wieder auszuschlagen 
anfingen. Die Kosten des Pflanzens waren be- 
deutend geringer als beim Kakao. Herr Friedirici 
war auch mit seiner Anpflanzung zufrieden und hat 
die Absicht, ein größeres Terrain mit Kickxia zu be- 
pflanzen. 
Am 8. Januar machte ich mich zunächst nach der 
Moliwe-Pflanzung auf, welche gegen drei Stunden 
von Victoria entfernt liegt. Hier hatte Herr 
Stammler auch meinen Vorschlägen gemäß Kickxia 
angepflanzt. Die Pflänzchen standen hier prächtig. 
Erst im Oktober ausgepflanzte Sämlinge hatten zum 
Theil schon eine Höhe von 1½ Fuß erreicht. 
Zusammen mit Herrn Stammler, welchem also 
die praktische Erfahrung zur Seite stand, machte ich 
hier eine Berechnung der Kosten einer Kickxiaplantage. 
Da augenblicklich die Arbeiterverhältnisse in Kamerun 
sehr ungünstige sind und häufig mit importirten 
theuren Arbeitskräften derartige Anlagen geschaffen 
werden müssen, so legten wir dieser Kostenberechnung 
die theueren Verhältnisse, d. h. Togoarbeiter, zu 
Grunde, welche hier (einschließlich der Beköstigung 
und der Dampferpassage) 1,35 Mk. pro Tag kosten. 
Wir kamen zu folgendem Resultat: 
50 Togoleute schlagen und stecken 
  
in einem Tage 1 ha ab 67 Mk. 50 Pf. 
Ein dieselben beaussichtigender 
Europäer (1 Tag) . 12 — = 
50 Togoleute machen die Pflang- 
löcher und pflanzen in einem 
Tage 158 67 50= 
Ein dieselben beaussichtigender 
Europäer (1 Tag) . 12 — 
Zusammen 159 Mk. — Pf. 
Da bei 5m Abstand auf 1 ha 400 Pflanzen 
stehen würden, so würde eine Pflanze 40 Pf. 
kosten. 
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Die Anpflanzung müßte in den ersten 
zwei Jahren je drei Mal etwas gesäubert 
werden, wozu pro Hektar zehn Leute drei 
Mal im Jahre für einen Tag verwendet 
werden müssen. Mithin würden 6210 Togo- 
leute für Reinigen 81 Mk. kosten. 
Da man für 50 bis 60 Arbeiter je 
einen beaufsichtigenden Europäer einstellt, 
müßte hier auch wieder ein Arbeitstag für 
einen Europäer zu 12 Mk. angesetzt werden. 
Somit würden die Reinigungskosten 
der Plantage, bis man dieselbe sich selbst 
überlassen kann, 93 Mk. betragen. 
  
Mithin würden jeder Pflanze noch 23 Pil. 
Reinigungskosten hinzugefügt werden müssen. 
Bis zur Anzapfungszeit würde also ein 
Kickriastamm. . . 63 Pi. 
kosten. Demgegenüber ist im sünften, spätestens 
sechsten Jahre die erste Gummiernte zu erwarten, 
die gegen 1 kg bis 1½ kg pro Baum im Jahr be- 
tragen kann, d. h. also, den Kulturkosten von 63 Pi. 
für den Baum steht ein jährlicher Bruttoertrag von 
6 bis 10 Mk. nach den Marktpreisen gegenüber. 
Bei dieser Berechnung muß aber noch betont 
werden, daß bei einheimischem Arbeitermaterial die 
Pflanze bedeutend im Preise herunteraesetzt würde. 
Herr Stammler hat auch die Absicht, in Zu- 
kunft so viel Kickria anzupflanzen, als irgend mög- 
lich. Denn selbst angenommen, daß ein Baum bei 
sehr vorsichtigem Anzapfen pro Jahr nur 1 kg 
Gummi liefern würde, so stände doch der Werth 
dieser Menge so hoch über den Ausgaben, daß die 
Kickriakultur als eine der rentabelsten Kulturen be- 
trachtet werden muß. 
Am 9. Januar brach ich mit Herrn Stammler 
nach Bußa auf, wo wir noch an demselben Abend 
mit Herrn Geheimrath Wohltmann und Herrn 
Bergassessor Hupfeld zusammentrafen. 
Im Laufe der nächsten Tage machten wir nun 
unter Führung des Herrn Geheimraths Wohltmann 
eine Reise durch die verschiedenen Plantagengebiete. 
Während dieser Reise hatte ich Gelegenheit, auf der 
Lisokaplantage viel Landolphia-Lianen zu beobachten. 
Da Früchte vorhanden waren, nahm ich einige mit, 
um die Liane der Sammlung von Gummipflanzen 
im botanischen Garten zu Victoria einzuverleiben. 
Der Kautschuk dieser Liane ist von sehr guter 
Qnualität und scheint, wenn gut zubereitet, den besseren 
Kongosorten wenig an Güte nachzustehen. 
Auf der Plantage hatte man Saatbeete dieser 
Landolphia angelegt, um später die kleinen Pflänzchen 
am Fuße der Bäume auszupflanzen. Wo sich das 
bei billigem Arbeiterpersonal, wie in Lisoka, wo die 
Backwiris in Mengen zur Farmarbeit sich melden, 
ausführen läßt, wäre eine solche Landolphia-An- 
pflanzung wohl zu empfehlen, da sonst fast gar keine 
weiteren Unkosten als die des Pflanzens entstehen. 
Die Samen dieser Landolphia sind auf den Märkten
	        
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