Am 29. erschien der alte Chef Duluku, dessen
Besuch schon von Weitem durch Blasen auf Elfen-
bein= und Holzhörnern angekündigt wurde. Er trug
als Zeichen seiner Würde ein Wurfmesser, das man
hier fast nur bei den höher gestellten Eingeborenen
sieht. Er brachte einen großen Ziegenhammel zum
Geschenk und versprach sofort Führer nach dem zwei
Tagemärsche entfernten Bumbum zu stellen. Ich er-
fuhr, daß der Bumba von hier einen Tagemarsch
entfernt fließt und daß der Banga in ihn mündet.
Der Weg nach Jaunde geht nach Westen, ist aber
sehr weit.
Am 31. Oktober ging es mit den beiden Söhnen
Dulukus und denen Buengas als Führer weiter.
Nachdem wir im Laufe des Tages einige kleine
Dörfer passirt und eine Anzahl ziemlich breiter Bäche
überschritten hatten, erreichten wir um 5½ Uhr das
von gewaltigen Farmen umgebene Dorf Dumba.
Die Leute waren freundlich und brachten viele Lebens-
mittel. War der Marsch am 31. Oktober haupt-
sächlich in nord-nordwestlicher Richtung gewesen, so
führte uns der Marsch am 1. November auf sehr
beschwerlichen Wegen, durch Sümpfe und über Berge
fast genau nach Nordost. Gegen 4 Uhr erreichten
wir das erste zu Bumbum gehörige Dorf. Als wir
etwa 40 Minuten später in das Hauptdorf Bumbum
marschirten, herrschte daselbst große Aufgeregtheit über
unser Kommen, jedoch waren die Eingeborenen bald
beruhigt. Der Chef brachte einen prachtvollen Ziegen-
hammel zum Geschenk und sorgte für reichliches
Herbeischafsen von Lebensmitteln. Nach meinem
Itinerar mußte ich bereits über Bertua hinaus sein.
Nach vielen Schwierigkeiten gelang es mir, den Chef
zur Stellung von zwei Führern zu veranlassen. Wir
marschirten dann am 4. November nach Mokbe weiter.
Nach einem sechsstündigen Marsch durch eine Anzahl
schöner, großer Dörser und riesiger Farmen erreichten
wir das große Dorf Mondangolo. Ich habe hier
wenig europäische Zeuge, nur Gewehre aus Batanga
gesehen. Die Bevölkerung ist meist mit Rindenzeug
oder Fellen bekleidet. Am 5. November kamen wir
wenig vorwärts, da theilweise die Führer den richtigen
Weg verfehlten, theilweise auch die Wege durch
Dornengestrüpp sowie durch Sümpfe und Schlamm
schwer zu passiren waren. Nach einer im Busch
verbrachten Nacht kamen wir am nächsien Vormittag
11 Uhr nach dem ungefähr 100 Hütten großen
Dorf Balaka. Um das durch starke Pallisaden und
Fallthürcn befestigte Dorf ziehen sich große Sesam-
und Oelpalmkulturen herum. Der Marsch vom 7.
bis 9. November ging fortwährend durch Sümpfe
und Schlammplätse. Am 9. nachmittags erreichten
wir einen etwa 10 m breiten tiesen Fluß, der bereits
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nach dem Kadei fließt, und um 5 Uhr das kleine
Dorf Dabamba. Schon nach 1½ stündigem Marsch
kamen wir am solgenden Tage nach Molbe. Hier
sand ich den Einfluß der Haussa vor, große, breite
Straßen und einzelne mit Gras bedeckte Lehmhütten.
Am 12. November setzten wir unseren Marsch fort
und kamen nach zweistündigem Marsch an den nach
Osten fließenden Dume, welcher ctwa 70 m brel,
ziemlich rasch fließendes Wasser, jedoch nur cine ge-
ringe Tiefe besitzt. Bis zur Uebergangsstelle mußien
wir noch zwei Stunden marschiren. Mittelst Kanocs
wurde der Fluß überschritten, dann in der Nähe des
Flusses das Lager aufgeschlagen. Am 13. November
marschirten wir durch ein kleines Dorf Gola, dann
den Dume entlang in westlicher Richtung durch ge-
waltige Farmen. Am 14. November erreichten wir
Gimia, ein Dorf mit runden Hütten, die sich in
ihrer Bauart vollständig von denen, die ich bis dahin
gesehen hatte, unterschieden. Die Hütten sind zu
Gehöften vereinigt, die von Flechtzäunen und Palli-
saden umgeben sind und deren Eingang durch eine
Fallthür in ein Blockhaus führt. Der Chef, der
Haussakleider trug, wies mir ein derartiges Gehöft
zur Wohnung an und schickte sofort Lebensmittel
aller Art in Ueberfluß. Die rings umher liegenden
Dörfer gehören sämmtlich zu Bertua und sprechen
auch dessen Sprache. Mit einem haussasprechenden
Ngaunderemann als Führer brachen wir am 15. No-
vember wieder auf. Nach kurzem Marsch kamen w##
in ein Dorf, welches genau dieselbe Bauart wie
Gimia hatte. Der Chef des Dorfes empfing mich
vor seinem Hause sitzend, um ihn herum etwa
300 Mann mit Speeren, Bogen und Wurfmessern
bewaffnet, in malerischen Gruppen auf der Erde
hockend. Da alle Bitten des Chefs mich nicht be-
wegen konnten, dort zu bleiben, so ließ derselbe seine
Leute antreten und schloß sich meinem Zuge an. In
nordnordwestlicher Richtung marschirend, erreichten
wir gegen 3 Uhr ein neu angelegtes Dorf, welches
durchweg rechtwinkelig angelcgte Hütten hatle. Hier
sagte man mir, daß Bertua noch 2 bis 3 Tage-
märsche entfernt sei, man könnte jedoch dasselbe auch
in 1½⅛ Tagen erreichen, salls man den Weg über
das Dorf Dsgai nehme. Die Bewohner dieses Dorses
Dsgai leben in fortwährendem Kriege mit den um-
liegenden Dörfern und sind gefürchtete Räuber.
(Dieses ist das Dorf, in welchem Herr Oberlentnant
Dr. Plehn bei seiner Rückkehr gefallen ist.) Da
meine Führer mich auf dem kürzeren Wege aus
Furcht nicht führen wollten, so marschirten wir am
16. November auf dem weiteren Wege nach Bertua.
Zuerst wechselte Busch mit Grasstreifen, schließlich
ging das Land in Grassteppe über, die nur von
Zeit zu Zeit durch Flußgalerien unterbrochen wurde.
Der Marsch durch die Steppe war recht beschwerlich,
beständig kamen die Führer vom Wege ab und zer-
schnitt das Gras den Leuten die Füsze. Am 18. No-
vember begann der Weg besser zu werden. Bei den
ersten Farmenweilern kam uns ein Haufe von etwa
20 Mann, mit Bogen und Speeren bewaffuct, eine
Gesandtschaft des Chefs von Bertua, zu meiner Be-
grüßung entgegen. Wir hatten noch eine Stunde zu
marschiren, in welcher Zeit wir noch zwei Bäche zu
überschreiten hatten. Nach Ersteigung eines Hügels
sahen wir plötzlich das große Dorf vor uns liegen.