Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

— 584 — 
Schlag weithin fühlbaren Wind verursacht. Von 
Zeit zu Zeit sammeln sich in der Frühe des Morgens 
zahlreiche Knaben am Strande. Ein mit Mungi 
vertrauter Vater geleitet die ganze Gesellschaft nach 
einer Mungihütte in den Busch. In gemessener 
Entfernung vom Ziele wird Halt gemacht und ein 
Knabe nach dem andern mit einem vor die Augen 
gebundenen Tuche ins Innere der Behaufung geführt. 
Und Mungi höchst selbst, d. h. einer seiner Diener, 
der durch den Genuß einer gewissen Pflanze seine 
Stimme zu einem erschrecklichen Baß heruntergeschraubt 
hat, schneidet unter greulichen Lauten, unter Sprechen 
in anderen Zungen jedem zwei Kreuze auf die Brust. 
Nachdem solches geschehen, wird der also Gezeichnete 
ins Freie geführt; das Tuch mird ihm abgenommen, 
und man erklärt ihm: -Mungi hat dich mit seinen 
Zähnen gezeichnet JIst Mungi mit Aufprägen 
seiner Wahrzeichen fertig, so entfernt er sich fliegend. 
Tänze und Spiele seitens der Knaben folgen; denn 
jeder von ihnen kann nun die Gebiete des Mungi 
passiren, ohne hierbei der Gefahr ausgesetzt zu sein, 
spurlos zu verschwinden, d. h. von Mungi und seinen 
Leuten aufgefressen zu werden.“ 
  
Ueber das Ende des bekannten Häuptlings Meli 
am Kilimandjaro (vergl. Kol. Bl. 1893, S. 360) ent- 
nehmen wir den im Leipziger „Evang. Lutherischen 
Missionsblatt“ veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen 
des Miss. Faßmann in Moschi Folgendes: 
Bald nach der Niederlage der Aruschaleute (März, 
vergl. Kol. Bl. S. 555) wurde der Häuptling Meli 
gefangen genommen. Am 1. März wurde er auf der 
Militärstation verhört und gestand, bei dem Plan, 
die Boma in Gemeinschaft mit den Waaruscha zu 
überfallen und die Europäer vom Berge zu ver- 
treiben, betheiligt gewesen zu sein. Durch dies Ge- 
ständniß war sein Schicksal besiegelt. Sein Verrath 
war um so schlimmer, als er seit dem Kriege von 
1893 sozusagen nur von Gnade lebte, insofern er 
damals seine Begnadigung der Verwendung des 
Hauptmanns Johannes für ihn bei der deutschen 
Regierung verdankte. Schon am nächsten Morgen, 
dem 2. März, empfingen wir die Nachricht, daß nach 
dem Richterspruch des Kriegsgerichts Meli, Mlelia 
und Konsorten hingerichtet worden seien. Meli be- 
nahm sich dabei in gewisser Weise heldenhaft. Nach- 
dem er dem Hauptmann Johannes „Kuaheri“, d. i. 
Lebewohl, zugerufen, sprang er selbst vom Trittbrett 
herab, wodurch sich seine Schlinge zuzog. Es thut 
uns leid, daß er sein Leben am Galgen beschloß. 
Obgleich er sehr dem Trunke ergeben war, zeigte er 
doch lebhaftes Interesse für den Unterricht, wie er 
denn gewöhnlich ein Buch, etwa das Neue Testament 
in Kisuaheli, mit sich führte und viele „Briefe“ 
schrieb. Im Unterricht geförderte Missionsschüler 
konnten bei ihm auf achtungsvolle Freundlichkeit und 
Unterstützung rechnen. 
—- — — 
  
Aus fremden Rolonien. 
Bevölkerung der Rolonie Angola. 
Aus dem „Annuario estatistico da Provineis 
de Angola 1898“/7X) entnehmen wir Folgendes: 
Die Bevölkerung der Kolonie belief sich auf 
672 082 Köpfe, die sich folgendermaßen vertheilten: 
Distrikt Landa 208 127, 
Lunda. . . 5654 402, 
Benguella.. 66149, 
Mossamedes. 176 108, 
Kongo 178 296. 
Die europäische Bevölkerung betrug 12 285, von 
denen 6142 im Distrikt Loanda, 4810 in Mossamedes 
lebten. Der Gesammthandel besaß 1898 einen Werth 
von 14 625 997 249 Reis. Es entsielen davon 
6723 080 347 auf die Einfuhr und 7 902 916 902 
auf die Ausfuhr. 
§’Plv * 
Kw ½ 
–.. — 
Dandel von Dawail im Jahre 1299. 
Ein fuhr: 
Herkunfts= und 1898 1899 
Bestimmungsländer Werth in Dollar 
Vereinigte Staaten 
von Amerika 38 695 592 15 020 830 
Großbritannien. 1 287727 1 774 656 
China und Japan. 683 177 1 057 933 
  
Deutschland 352 044 384 103 
Australien und Neu- 
seeland 198 385 257 388 
Frankreic 43 656 64 130 
Andere Länder 391 310 500 566 
zusammen 11 651 891 19 059 606 
Ausfuhr: 
Vereinigte Staaten 1898 1899 
von Amerika 17256 085 22517 758 
Großbritannien — 
China und Japan 44 823 54 053 
Deutschland. 21 874 39863 
Australien und Neu- 
seeland — — 
Frankreich . .. — — 
Andere Länder 23 963 17 067 
  
zusammen 17 346745 22 628 741 
dandel der Pawail-Jnseln im Jahre 12399.“1) 
Die Einfuhr deutscher Waaren hatte einen 
Werth von 384 103 Dollar gegen 352 044 Dollar 
im Jahre 1898. 
3 " Loanda 1900. 
*) Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1900, S. 400.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.